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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nicht zu ignorierende Macht, die wie aus dem Nichts erschienen war und sofort zum geachteten Mittelpunkt wurde, ohne auch nur ein einziges Wort gesagt zu haben.
    »Gentlemen«, sagte Volkmann, während sich der Fremde neben dem Schweizer niederließ. »Das ist Anton Savich, ehemals Vertreter des Soviet Bureau of Natural Resources. Er arbeitet jetzt als privater Berater.«
    Niemand sagte etwas oder reagierte mit irgendeiner Geste.
    Niemand fand eine plausible Begründung für die Anwesenheit eines ehemaligen hochrangigen russischen Funktionärs.
    »Ich habe diese Entwicklung schon seit Langem vorausgesehen und insgeheim gewisse Pläne entwickelt«, fuhr Volkmann fort. »Zu dem, was ich vorzuschlagen habe, kann es keine Diskussion und keinen Widerspruch geben. Es ist unsere einzige Möglichkeit, und wenn ich Ihnen meinen Vorschlag unterbreitet habe, wird ihm jeder von Ihnen uneingeschränkt zustimmen.
    Mr. Savich wird Ihnen die Einzelheiten darlegen.«
    Ohne sich zu erheben und einen Arm lässig auf die Rückenlehne seines Stuhls gelegt, erklärte ihnen Anton Savich in lockerem Konversationston, wie er gedachte, ihre Banken zu retten.
    Er brauchte dafür zehn Minuten, in denen ihn niemand unterbrach, jedoch breiteten sich auf den Gesichtern der Anwesenden am Ende Schock, Wut und offene Abscheu aus. Der holländische Bankier wirkte, als müsse er sich jeden Moment übergeben.
    Sogar die abgebrühten New Yorker, von denen einer, wie Volkmann wusste, in Vietnam an vorderster Front gekämpft hatte, waren aschfahl.
    »Es gibt keinen anderen Weg, Gentlemen«, wiederholte Bernhard Volkmann. Niemand der Anwesenden wollte dem offen zustimmen. Volkmann ließ den Blick von einem zum anderen wandern und wusste, dass er sich ihrer Zustimmung sicher sein konnte, wenn sie entweder seinem Blick auswichen oder unmerklich nickten. Der Letzte war der Holländer. Er gab bei dem Gedanken, wozu er da seine Zustimmung gab, einen matten Seufzer von sich und senkte den Blick.
    »Ich werde die notwendigen Schritte einleiten«, schloss Volkmann den Vortrag. »Danach brauchen wir uns nie mehr in diesem Rahmen zu versammeln.« Der New Yorker, der Fort Knox vertrat, sagte: »Oh, das glaube ich aber doch. Nämlich in der Hölle.«

7
    C abrillo bekreuzigte sich. Unter den Opfern war jedes Alter vertreten, allerdings waren die meisten, soweit er erkennen konnte, in den Zwanzigern. Einige mussten schon vor längerer Zeit gestorben sein. Ihre Körper hatten sich dunkel verfärbt, und mehrere waren von Verwesungsgasen aufgebläht.
    Andere hatten offensichtlich erst den Tod gefunden, als die Piraten den Container über den Rand des Fischerboots gehievt hatten. Sie sahen im Schein der Decksbeleuchtung grünlich bleich aus. Es war in dem Gewirr von Gliedmaßen nur schwer zu erkennen, sah aber aus, als wären unter den Toten mehr Männer als Frauen. Abgesehen davon, dass sie alle den gleichen grässlichen Tod gefunden hatten, war ihnen gemeinsam, dass sie Chinesen waren.
    »Schlangenköpfe.« Cabrillo sprach das Wort voller Abscheu aus und blickte auf den dunklen Ozean hinaus, auf dem noch große Flächen ausgelaufenen Öls brannten.
    Darauf erpicht, außerhalb Chinas Arbeit zu finden, bezahlten Kleinbauern und sogar wohlhabende Arbeiter mehr als dreißigtausend Dollar, um außer Landes geschleust zu werden. Natürlich konnte nicht einmal ein reicher Chinese so viel Geld aufbringen, daher wurde ein System entwickelt, nach dem die illegalen Immigranten von den Banden, die sie ausschleusten, weitervermittelt wurden und ihre Schuld in Ausbeutungsbetrieben oder Restaurants in jeder Stadt von New York bis nach New Delhi abarbeiten mussten. Die Frauen landeten gewöhnlich als Prostituierte in Massagesalons, die sogar in Kleinstädten in Amerika und Kanada eröffnet wurden. Dort schufteten sie manchmal jahrelang, wohnten in völlig überfüllten Apartments, die von den Banden gemietet wurden, bis die gesamte Schuld bezahlt war. Wenn sie versuchten zu fliehen, wurden ihre Angehörigen in China drangsaliert oder sogar ermordet. Auf diese Art und Weise tauschten mehr als eine Million Chinesen pro Jahr die eine bittere, aussichtslose Existenz gegen eine andere ebenfalls bittere und aussichtslose Existenz ein, angetrieben von der Hoffnung, dass es ihnen bald besser ginge, wenn sie noch härter schufteten.
    Die Immigranten hatten einen Namen für ihre Reise in ein neues Leben. Es wurde »die Schlange reiten« genannt, und die Mitglieder der Schleuserbanden hießen

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