Todesfracht
Moment von seinen Knochen abreißen, schwarze Sterne explodierten hinter seinen fest geschlossenen Augen. Gerade als er sich anschickte, nachzulassen und sich eine neue Position zu suchen, schwang die Tür jedoch auf, wodurch sich auch der letzte freie Winkel in der Kammer dahinter mit Wasser füllte.
Die starken Scheinwerfer, die sie auf dem Achterdeck aufgebaut hatten, waren entweder zertrümmert oder in der Tiefe verschwunden, daher war ihm nur noch seine zuverlässige Taucherlampe geblieben. Er ließ ihren Lichtstrahl durch den Vorraum wandern. Dieser war winzig klein und in einem tristen Weiß gestrichen. Metallstufen führten abwärts zu einem stabil aussehenden Schott, durch das man früher auf die Kommandobrücke gelangen konnte. Eine weitere Tür auf der rechten Seite, die den Zugang zum Innern des Hauptdecks gestattete, war ebenfalls gesichert worden. Dann entdeckte er Tory, eine dunkle Gestalt in nassen Kleidern und mit schlaffen Gliedmaßen. Ihr Haar schlängelte sich um ihren Kopf wie eine Seeanemone auf einem tropischen Korallenriff.
Mit zwei schnellen Beinschlägen gelangte Juan zu ihr. Er schob sein Reglerventil zwischen ihre schlaffen Lippen und steigerte die Luftzufuhr bei dem Versuch, frische Luft in ihre Lungen zu pressen. Der andere Taucher kam ihm zu Hilfe und riss die Notfalltasche auf. So schnell er konnte, schnappte er sich eine Handvoll chemische Wärmepackungen aus der Tasche, schüttelte sie heftig, um die Heizreaktion in Gang zu setzen, und stopfte sie unter Torys Kleider. Sie müssten während ihres Auftauchens mehrere Dekompressionspausen einlegen, und dies war die einzige Möglichkeit, die Juan einfiel, um sie vor der beißenden Kälte zu schützen.
Er holte sein Reglerventil zurück, um selbst einen tiefen Atemzug zu nehmen, ehe er es Tory wieder in den Mund steckte.
Eine Beule bildete sich auf Torys Kopf, wo sie gegen irgendetwas gestoßen war, höchstwahrscheinlich als das Schiff sich gedreht hatte, und eine schwache Blutwolke trieb in der nächsten Umgebung der Blessur im Wasser. Ein dritter Taucher stieß zu ihnen. Er hatte die Reserveluftflaschen und einen Taucherhelm.
Juan stülpte ihn über Torys Kopf und versetzte ihr einen heftigen Stoß gegen das Brustbein. Tory hustete in den Helm, sodass um ihren Hals eine kleine Menge Wasser schwappte. Ihre Augen öffneten sich flatternd, und sie würgte abermals. Juan benutzte sein eigenes Reglerventil, um das Wasser aus dem Helm zu blasen, und beobachtete sie aufmerksam, während sie allmählich zu sich kam. Er wusste, dass sie sich wieder erholen würde, als ihr klar wurde, dass ein Fremder seine Hand in ihrer Hose hatte.
Andere Taucher erschienen. Sie bugsierten Tory und Juan aus dem Raum. Einer überprüfte Cabrillos Luftflaschen. Er war von allen am längsten unten und hatte am härtesten gearbeitet. Im Augenblick bestand keine Not, aber während der Dekompression würde er frische Luft brauchen. Sobald sie sich von dem hängenden Forschungsschiff weit genug entfernt hatten, gab einer der Männer nach oben zur
Oregon
durch, dass sie das todgeweihte Schiff loslassen könnten. Kurz darauf verwandelte sich ihr langsames Absinken in einen rasanten Absturz, und die
Avalon
verschwand außer Sicht. Die abgetrennten Kabelenden folgten ihr wie stählerne Tentakel.
Der Tauchertrupp stieg als geschlossene Gruppe auf, die sich um Tory und Juan drängte. Der Tauchmeister verkürzte ihre Zwischenstopps, soweit es irgend möglich war, aber es dauerte immer noch zehn Minuten, bis die frischesten Taucher Tory nach oben in den Moon Pool geleiten konnten, und eine weitere Viertelstunde, ehe Juan und die anderen sich von Matrosen dabei helfen ließen, aus dem Wasser zu klettern.
Juan nahm seine Tauchermaske und die Tauchkapuze ab und atmete die frische Luft tief ein. Der Moon Pool roch nach Maschinenöl und Metall, aber ihm kam es wie die reinste Bergluft an einem Frühlingsmorgen vor. Max kam zu Juan und reichte ihm eine Tasse dampfenden Kaffees. »Tut mir leid, alter Freund, aber keinen Alkohol, ehe sich der Stickstoff in deinem Blut völlig aufgelöst hat.«
Cabrillo wollte Hanley erwidern, er würde nach einer solchen geradezu geschichtsträchtigen Rettungsaktion in dieser Hinsicht jedes Risiko eingehen, doch stattdessen kostete er von dem Kaffee und genoss den Schuss Scotch Whisky, mit dem Max ihn »verdünnt« hatte.
Beim Ablegen seiner Ausrüstung nahm er dankbar Max’ Hilfe an. Dann versuchte er, auf die Beine zu kommen. »Wie geht
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