Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
konnte.
    Das Trockendock war mit höchstens drei Knoten unterwegs, daher hatten sie kein Problem, hinter dem Schiff auf die andere Seite zu wechseln und sich an der Steuerbordseite entlangzutasten. Der Rumpf bestand aus einer glatten Wand aus grauem Stahl, die sich vom Bug bis zum Heck erstreckte. Die an der Reling befestigten Lichter erhellten die Stahlplatten, doch mittschiffs war ein dunkler Flecken zu erkennen, wo eine der Lampen durchgebrannt war. Der Pilot lenkte das Zodiac dorthin und blieb knapp außerhalb der Kielwasserzone auf gleicher Höhe mit dem dunklen Rumpfbereich. Er musste ständig die Geschwindigkeit justieren, um das Boot im kabbeligen Wasser in Position zu halten.
    »Enterhaken«, befahl Linda über ihr Kehlkopfmikrofon.
    Einer der SEALs brachte eine seltsame Waffe an seiner Schulter in Anschlag. Sie sah wie ein überdimensioniertes Gewehr aus, doch ein Schlauch spannte sich vom Pistolengriff bis zu einem Zylinder auf dem Boden des Zodiac. Er aktivierte den laserbetriebenen Entfernungsmesser, der an der Unterseite des klobigen Gewehrs befestigt war, zielte damit himmelwärts und visierte einen Punkt dicht über der Reling der
Maus
an.
    »Siebenundsechzig Fuß«, flüsterte er.
    Im Licht einer kleinen mit roter Linse versehenen Taschenlampe wählte sein Partner die Zahl auf einem Regelventil am oberen Ende des Zylinders. Dann tippte er dem Schützen auf die Schulter.
    Der Mann tat einige tiefe Atemzüge und hielt dann die Luft an. Er konzentrierte sich auf das sanfte Aufsteigen und Absinken des Zodiac und wartete auf den Augenblick, in dem das Boot den höchsten Punkt einer Welle erreichte. Dann betätigte er den Abzug.
    Eine genau bemessene Menge komprimierten Stickstoffs schoss aus dem Drucktank und trieb einen gedrungenen, mit Gummi ummantelten Pfeil aus dem Entergewehr. Der Pfeil zog eine einen Millimeter starke Schnur aus Nanofaser hinter sich her. Auf dem höchsten Punkt einer Flugbahn faltete er sich zu einem Enterhaken auseinander. Der Haken überflog die Reling mit wenigen Zentimetern Abstand und landete nahezu lautlos auf dem Deck.
    Unten im Zodiac zog der Schütze an seiner Waffe und schleifte den Haken über das Deck, bis er von einer Relingstange gebremst und fixiert wurde. »Er sitzt fest.«
    Sein Partner löste die Spule vom Enterhakengewehr und verknüpfte mit Hilfe eines Karabinerhakens ein Kletterseil aus Nylon mit der Nanofaserschnur. Mit fließenden Hand-über-Hand-Griffen zog er dann die Schnur so über ein kleines Rad am Enterhaken, dass das Kletterseil nach oben stieg. Er brauchte kaum eine halbe Minute, um das Seil um die Rolle zu legen und das freie Ende zu sich herunterzuziehen. Das eine Ende des Seils verband er mit Haltegurten am Bug des Zodiac, während der Pilot das gleiche am Heck tat. Mit reiner Muskelkraft zogen die Männer dann an den Seilenden, und das Zodiac verlor den Kontakt mit dem Wasser. Sie strengten sich ein weiteres Mal an, und das kleine Schlauchboot stieg um noch einmal dreißig Zentimeter in die Höhe. Diese Aktion führten sie insgesamt noch dreimal durch, bis keinerlei Gefahr mehr bestand, dass eine Welle das Boot zum Kentern bringen könnte. Hätten sie es im Wasser mittreiben lassen, während sie die
Maus
untersuchten, wäre die Gummihaut des Bootes an der rauen Stahlwand des Trockendocks zerfetzt worden.
    Alle Seilverbindungen wurden gesichert, und nacheinander kletterten die Mitglieder des Aufklärungstrupps an dem dicken Nylonseil hoch, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass ihre Pistolen durchgeladen und schussbereit waren. Linda kam an dritter Stelle und vertraute darauf, dass der erste Mann, gesichert vom zweiten, die Lage an der Reling sondierte. Sie hörte in ihrem Ohrhörer den Ruf »
Alles klar!
« und blickte nach oben, um gerade noch sehen zu können, wie sich der erste Mann zwischen den Stangen der Reling hindurchschlängelte.
    Während sie sich dem oberen Ende des Seils näherte, warf sie einen Blick nach unten. Der Pilot des Zodiac befand sich direkt unter ihr, und weit unter ihm konnte sie in der Dunkelheit das Schlauchboot erkennen, das sich, wie ein Seehundjunges, das von seiner Mutter gesäugt wurde, an die Außenwand des Trockendocks anschmiegte. Darunter war die wogende See nur zu erahnen.
    Dankbar ergriff sie die Hand, die ihr von oben gereicht wurde und sie über die Reling zog. Dabei war sie froh, dass die schwere Splitterschutzweste ihre Brüste schützte. Sie bezweifelte, dass Doc Huxley dies mit ihrer deutlich

Weitere Kostenlose Bücher