Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
schlug vor: »Lass uns probieren, ob wir die Tür öffnen können. Notfalls mit Gewalt. Wenn wir laut genug sind, kommt uns vielleicht jemand zu Hilfe.«
    Sina mochte sich dem Optimismus ihrer Freundin nicht anschließen. Skeptisch sah sie zu der Tür hinüber. »Die ist mit Sicherheit zugesperrt. Sie sieht zwar nicht sonderlich stabil aus, aber ohne Brecheisen kann ich wenig tun. Außerdem sitzt wahrscheinlich ein Aufpasser davor und wartet nur darauf, dass er uns eine verpassen kann, falls wir einen Ausbruch wagen.«
    »Lass es uns wenigstens probieren«, blieb Gabriele beharrlich. Sie zog ihre Beine an, stützte sich mit den Händen ab und wuchtete ihren geschwächten Körper empor. Kaum stand sie auf beiden Beinen, begann der Raum um sie herum ein sonderbares Eigenleben anzunehmen. Es war, als würde er sich langsam drehen. Die Wände schienen sich zu bewegen, und als Gabriele einen Schritt nach vorn trat, geriet ihr Körper ins Trudeln. Mit dem zweiten Schritt verstärkte sich dieser Eindruck. So sehr, dass sie in die Knie ging und tastend Halt am Boden suchte.
    »Gabi?« Sina sah sie besorgt an. »Alles okay mit dir?«
    »Offensichtlich nicht!«, gab die andere verärgert von sich. »Mir ist total schwindelig.« Dann blickte sie ihre Freundin auffordernd an. »Versuch du es mal. Geh zur Tür und drück die Klinke.«
    Sina nickte. Auch sie stand jetzt auf – mit dem gleichen, beunruhigenden Resultat. Das Zimmer entwickelte eine unheimliche Wandlung, sobald sie sich erhoben hatte. Alles um sie herum veränderte seine Lage, Größe und Entfernung. Als sie auf die Tür zuzugehen versuchte, wurde es noch schlimmer. Sie kam sich vor, als würde sie über ein schwankendes Schiffsdeck gehen. Völlig verunsichert setzte sich auch Sina wieder auf den Fußboden.
    »Was geht denn hier ab?«, stieß sie aus. »Sind das die Auswirkungen von irgendwelchen Drogen, die man uns verpasst hat?«
    Gabriele zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. So ein Mist!«
    »Vielleicht eine Art biochemische Fessel, die uns an der Flucht hindert«, sann Sina nach einer Erklärung.
    »Ein pharmazeutischer Cocktail, der nur wirkt, wenn man steht? Wer denkt sich denn so einen kranken Mist aus?« Gabriele sah sich grimmig nach dem vermeintlichen Verursacher um. Doch sie blieben allein in dem Raum.
    »Ich kann mir das auch nicht richtig erklären«, sagte Sina nach einer Weile. Erneut ging sie zunächst in die Hocke, um dann einen weiteren Versuch zu unternehmen aufzustehen. »Vielleicht sind es ja wirklich nur die Nachwirkungen von dem Betäubungsmittel, das uns die Männer gespritzt haben.«
    Aber auch der zweite Anlauf endete mit demselben, erschreckenden Resultat: Als Sina versuchte, auf die Tür zuzugehen, sträubte sich ihr Körper gegen die Bewegung. Ihre Schritte waren ungelenk, wie von unsichtbaren Kräften gebremst. Nur unter Mühen erreichte sie ihr Ziel, drückte die Klinke. Verschlossen, wie nicht anders zu erwarten war. Sina taumelte zurück, musste sich abstützen, fand Halt an der Lehne einer der Stühle.
    »Verflucht!«, schimpfte sie und setzte sich auf den Stuhl. »Ich komme mir vor wie eine tattrige Oma. Brauche ich ab jetzt etwa eine Gehhilfe?«
    Gabriele, die sich eine neuerliche Erfahrung dieser Art ersparen wollte, krabbelte auf allen vieren auf den zweiten Stuhl zu, zog sich mit den Händen hinauf und setzte sich Sina gegenüber. Sie verschränkte die Arme und ließ sie auf der Tischplatte ruhen. »Ich würde sagen: An Flucht brauchen wir nicht länger zu denken. In unserem Zustand würden wir nicht mal bis an die nächste Straßenecke kommen.«
    »Da hast du leider recht«, pflichtete ihr Sina bei. »Ich möchte zu gern wissen, was für eine verteufelte Droge die uns eingeflößt haben. Wir sind bei wachem Verstand und in unserer Motorik dennoch völlig gehandicapt.« Wütend hieb sie mit der Faust auf den Tisch. Dabei löste sich ein Modeschmuckring von ihrem Finger.
    Der Ring rollte zunächst in die Mitte des Tisches, wobei er zu schlingern begann. Statt dann aber langsamer zu werden, sich im Kreis zu drehen, schnell an Bewegungsenergie zu verlieren und schließlich zum Stillstand zu kommen wie ein Kreisel, rollte der Ring weiter. Er beschleunigte sogar sein Tempo, schoss über die Tischplatte hinaus und kullerte auf den Boden. Dort nahm er sogar noch an Geschwindigkeit zu, rollte weiter und weiter und blieb erst liegen, als er von der Zimmerwand abprallte.
    Sina und Gabriele verfolgten den Vorgang mit vor Erstaunen

Weitere Kostenlose Bücher