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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Kommissar aus großen Augen an. »Das weiß ich nicht. Es muss jemand mit dem nötigen Kleingeld für solche Sachen gewesen sein, denn sonst hätte sich Spencer ganz bestimmt nicht dafür hergegeben.«
    »Ein geheimer Treffpunkt in der Oberpfalz«, sagte Diehl vor sich hin. Dann hieb er mit der Faust auf den Tisch. »Die Oberpfalz ist nicht unser Zuständigkeitsbereich. Verflixt, das passt mir gar nicht in den Kram!«
    Vladi räusperte sich und machte Anstalten, sich zu erheben. »Darf ich jetzt gehen?«
    Diehl drückte ihn mit beiden Händen zurück auf den Stuhl. »Sie bleiben ganz brav sitzen. Bevor ich nicht geklärt habe, was an Ihrer Story dran ist, gehen Sie nirgendwo hin.«

20
     
    Die zweite Nacht in der Gefangenschaft erwies sich als noch unbequemer als die erste. Das Schlafen auf dem harten Untergrund forderte seinen Tribut, sodass beide Frauen immer wieder wach wurden und sich schwer damit taten, einigermaßen bequeme Liegepositionen zu finden. Außerdem durchzog ein unangenehmer Geruch das Zimmer, weil sich die Exkremente am Zimmerrand mittlerweile nicht mehr ignorieren ließen. Hinzu kam ihr Körpergeruch, Ausdruck mangelnder Hygiene.
    Als das Deckenlicht nach undefinierbarer Zeit wieder aufflammte, hatte sich Gabriele endgültig entschieden, ihren Plan durchzuziehen. Sie wartete darauf, dass ihnen die nächste Mahlzeit gereicht wurde. Statt des Iren kam diesmal ein ihnen unbekannter jüngerer Mann herein und stellte ein Frühstückstablett auf dem Tisch ab. Bevor er den Raum wieder verlassen konnte, sprach ihn Gabriele an: »Sagen Sie Ihrem Boss, dass Sie gewonnen haben. Wir sind bereit zu kooperieren. Ich sage Ihnen alles über unseren Auftrag und die Auftraggeber.«
    Sina sah Gabriele bass erstaunt an, auch der junge Wächter wirkte überrascht.
    Doch dass die Botschaft angekommen war, erfuhren sie nur Sekunden später: Eine laute klare Stimme, die einem wo auch immer verborgenen Lautsprecher entsprang, verkündete: »Sie dürfen dem Wachmann folgen. Sie werden duschen, neue Kleidung liegt für Sie bereit.«
    Gabriele schaffte es das erste Mal seit ihrer Gefangennahme zu lächeln. »Danke«, sagte sie ins Nichts.
    Sina aber trat ihr ans Schienbein und zischte: »Was denn für ein verdammter Auftrag? Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
    Gabriele antwortete laut und auch für jeden verborgenen Zuhörer deutlich vernehmbar: »Es hat doch keinen Zweck mehr, länger Widerstand zu leisten und die Unschuldslämmer zu mimen, Kleines. Wir sind aufgeflogen und müssen zugegeben, für wen wir in Wahrheit tätig sind.«
    »Sie spinnt«, plapperte Sina vor sich hin, während sie dem Wachmann nachgingen. »Total durchgedreht.«
     
    Das Duschen tat ihnen gut. Obwohl ihr weiteres Schicksal völlig unbekannt war und zu größter Sorge Anlass gab, genossen sie die heiße Dusche und den blumig-frischen Duft des bereitstehenden Shampoos. Große, weiße Frotteetücher lagen zum Abtrocknen bereit. Die Ersatzbekleidung war schlicht, aber passte ihnen erstaunlich gut. Derjenige, der ihre Kleidergrößen abgeschätzt hatte, verstand etwas von Konfektion.
    Aus dem Badezimmer heraus führte sie derselbe junge Mann wie zuvor durch einen sterilen neonbeleuchteten Gang, der so aussah wie Flure in vielen anonymen Büro- oder Verwaltungsgebäuden. Allerdings verfügte er weder über Fenster noch über Oberlichter. Sie gingen um mehrere Ecken und benutzten sogar ein Treppenhaus, begegneten allerdings keiner Menschenseele.
    Ihr Ausflug endete schließlich vor einer Tür am Ende eines Flurs. Ihr Aufpasser klopfte an und drückte die Klinke. An seiner Seite betraten sie einen abgedunkelten Raum, in dessen Mitte zwei Stühle standen.
    »Bitte. Setzen Sie sich«, ordnete der Wachmann an.
    Gabriele und Sina wechselten einen Blick und waren sich einig, seiner Aufforderung nachzukommen. Kaum hatten sie Platz genommen, wurde die Tür hinter ihnen geschlossen. Ihre Augen gewöhnten sich an die abgedunkelte Umgebung, sodass sie bald einen gerafften Vorhang erkannten, etwa zwei oder drei Meter vor ihnen.
    »Was soll das?«, wisperte Sina ihrer Freundin zu. »Ist das ein Theater?«
    »Das Kasperle wird wohl kaum aufkreuzen«, meinte Gabriele.
    Wie auf Kommando öffnete sich der Vorhang. Gebannt sahen die Frauen hin. Hatten sie tatsächlich so eine Art Bühne erwartet, wurden sie nun enttäuscht. Auf der anderen Seite des Vorhangs standen ebenfalls zwei Stühle. Sie waren kaum beleuchtet. Zu erkennen waren lediglich die Silhouetten

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