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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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zweier Personen. Die eine war breit, gedrungen und recht klein. Die andere schlank und aufrecht. Während sich die gedrungene Statur kaum bewegte, beugte sich die andere zu der kleineren herunter, schien zu flüstern und richtete sich danach wieder auf.
    Plötzlich erschallte eine lautsprecherverstärkte Stimme, wie Sina meinte, dieselbe wie vorhin in ihrem schiefen Raum: »Willkommen, die Damen. Wir beglückwünschen Sie zu Ihrem Entschluss, mit uns zu kooperieren.«
    Gabriele und Sina nickten. Sina fragte: »Wer sind Sie? Mit wem haben wir es zu tun?«
    Die Lautsprecherstimme antwortete sofort: »Immer langsam. Zuerst fragen wir Sie: Mit wem haben wir es zu tun? Für welchen Geheimdienst sind Sie tätig?«
    »Geheimdienst?« Sina sah Gabriele mit schreckgeweiteten Augen an. »Was soll denn dieser Mist? Sind die nicht ganz dicht?«
    Gabriele lächelte kühl. »Ganz ruhig, Kleine.« Dann sagte sie laut: »Wir sind entschlossen, unsere Deckung aufzugeben. Aber zunächst müssen wir wissen, welche Organisation unsere Tarnung hat auffliegen lassen.«
    Der schmalere Schatten bewegte sich unruhig hin und her. Die Lautsprecherstimme stellte klar: »Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Offenbaren Sie sich! Ansonsten müssen wir zu anderen Mitteln greifen.«
    »Also gut«, sagte Gabriele. »Wir halten die Spielregeln ein, erwarten das Gleiche aber auch von Ihnen.«
    »Gabi!«, flüsterte Sina aufgebracht. »Bist du lebensmüde oder was?«
    Gabriele spielte ihre Rolle ungerührt weiter: »Wir arbeiten für den Bundesnachrichtendienst, den BND. Wir sind Ihnen nicht feindlich gesonnen.«
    In die beiden Schatten geriet erneut Bewegung. Der kleinere, gedrungene Schatten kam dabei mit dem Kopf in den Randbereich eines Lichtspots.
    Für Bruchteile von Sekunden erhaschten die Frauen einen Blick auf das Gesicht ihres Gegenübers. Ein Altherrengesicht. Eines, das ihnen beiden bekannt vorkam.

21
     
    Als Friedhelm den Kommissar durch das Schaufenster sah, erfasste ihn die nackte Panik. Er rannte zur Ladentür, um sie eilends zu verschließen, doch Diehl war schneller. In klassischer Manier stellte er seinen Fuß auf die Schwelle und hinderte Friedhelm daran, die Tür zuzudrücken.
    »Verflixt!« Friedhelm konnte den Fluch nicht unterdrücken.
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Diehl gelassen und schob sich an dem anderen vorbei in den Laden. »Ich habe Ihnen gerade noch gefehlt, stimmt’s?«
    Friedhelm verpasste der Gipsnachbildung einer griechischen Säule einen Klaps, um Dampf abzulassen. »Verdammt, ja! Wenn Sie es genau wissen wollen: Mir steht das Wasser bis zum Hals. Und nun noch die Polizei im Haus.«
    Diehl blickte sich in dem geplünderten Geschäft um. »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Schwester würdig vertreten.«
    »Lassen Sie Ihre Witze. Ich habe mir redlich Mühe gegeben, aber nun ist alles verloren.« Kleinlaut fügte er hinzu: »Man hat mich bestohlen. Die gesamten Tageseinnahmen sind futsch.«
    »Dann komme ich ja gerade richtig. Möchten Sie Anzeige erstatten?«
    Friedhelm sah dem Kommissar misstrauisch in dessen bärtiges Gesicht. »Ich habe doch gesagt, Sie sollen die Witze lassen. Mir ist bekannt, dass Sie für so etwas nicht zuständig sind.«
    »Richtig«, sagte Diehl und sah Friedhelm direkt in die Augen: »Ich bin dafür zuständig, Mordfälle aufzuklären und weitere zu verhindern. Ich jage Mörder und solche, die durch ihre Untätigkeit oder Blockadehaltung neue Gewaltverbrechen erst möglich machen.«
    »Warum schauen Sie mich dabei so an?«, fragte Friedhelm verunsichert.
    »Weil ich Sie für genau diesen Typus von Menschen halte.«
    »Was sagen Sie da? Das ist eine Unterstellung!«
    Diehls Blick wurde noch intensiver: »Stimmt es denn nicht, dass Sie mir eine wichtige Information vorenthalten? Nämlich die über den Aufenthaltsort Ihrer Schwester?«
    »Na und? Mit diesem kleinen Geheimnis werde ich doch nicht zum Mörder.«
    »Beihilfe zu Mord ist ebenfalls eine Straftat«, stellte Diehl fest.
    »Nun machen Sie mal halblang! Gabriele wickelt ein Geschäft ab, über das sie Stillschweigen bewahren möchte. Ich helfe ihr dabei, dass sie ihr Ding in Ruhe durchziehen kann, ohne dass währenddessen der Laden vernachlässigt wird.«
    Diehl sah sich abermals demonstrativ um. »Wie es aussieht, sind Sie zumindest dem zweiten Teil Ihrer Abmachung nicht nachgekommen.«
    »Das geht Sie nichts an!«, fauchte Friedhelm, der sich zusehends in die Ecke gedrängt fühlte.
    »Und ob mich das etwas angeht!«

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