Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
und kam dank des vor ihm ausweichenden Verkehrs zügig ans Ziel.
    Curtis begrüßte ihn in einem Barackengebäude neben der Hauptzufahrt des Truppenübungsplatzes. Wie auch die anderen Männer und Frauen, denen Diehl begegnete, trug Curtis eine in dunkelgrünen Tönen changierende Tarnuniform. Curtis war groß gewachsen, hatte ein breites Gesicht und freundlich interessierte dunkle Augen. Seine kurz geschnittenen Haare waren schwarz, wobei Diehl spontan darauf tippte, dass Curtis sie sich färbte. Denn er hatte die 50 sicher schon überschritten.
    Die Männer machten nicht viel Aufhebens um die Begrüßungsfloskeln. Curtis ließ sich kurz Diehls Dienstausweis zeigen und bat ihn in sein zweckmäßig eingerichtetes Büro, dessen auffälligste Komponenten einige Pokale auf einem Regal und die aufgeständerte amerikanische Flagge neben dem Schreibtisch bildeten.
    Als wäre es selbstverständlich, eröffnete Curtis das Gespräch auf Englisch: »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist die deutsche Polizei auf der Suche nach zwei vermissten deutschen Frauen und einem Mann mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit. Sie vermuten diese drei Personen auf unserem Gelände. Korrekt?«
    Diehl bestätigte das. Mit seinen schon etwas eingestaubten Fremdsprachenkenntnissen führte er aus: »Ja, wir gehen davon aus, dass besagter US-Staatsbürger die beiden Frauen unter einem Vorwand ins Sperrgebiet gelockt hat, um ihnen womöglich etwas anzutun.«
    »Aha, daher spricht die Mordkommission bei uns vor. Ich verstehe.« Curtis griff zum Hörer seines Telefonapparats. »Wir sollten die MP hinzuziehen.«
    Diehl beobachtete gebannt Curtis’ weiteres Vorgehen. Vorsichtig gab er zu bedenken: »Die Militärpolizei? Meinen Sie nicht, das wäre verfrüht? Es ist bisher ja nur eine Vermutung.«
    Curtis, der den Telefonhörer zwar abgenommen, nicht aber eine Nummer gewählt hatte, nickte verständnisvoll und legte wieder auf. »Sie haben natürlich recht. Nur eine Vermutung.« Er stand auf, drehte sich um und entrollte eine Landkarte an der rückwärtigen Wand. Es handelte sich um eine Gesamtansicht des Übungsgeländes. Curtis fuhr mit seinem Finger über die Randbereiche. »Hier, überall, stehen Zäune. Sie sind zwei Meter hoch, alarmgesichert und tragen Stacheldrahtkronen. Außerdem haben wir Warnschilder aufgestellt. Jedem, der sie liest, muss klar sein, dass unsere Patrouillen scharf schießen. – Glauben Sie wirklich, dass sich die beiden Frauen ausgerechnet bei uns verirrt haben?«
    Diehl umrundete den Schreibtisch und begutachtete die Karte. Auch er ließ seinen Finger nun über einen Teil der Begrenzungsmarkierung fahren. »Das Areal ist riesig. Ihre Wachbataillone müssen über eine enorme Personalstärke verfügen, um den gesamten Grenzbereich lückenlos zu kontrollieren. Und der Zaun weist, soviel ich weiß, in dichteren Waldgebieten teilweise Lücken auf.«
    Curtis kniff die Augen zusammen. »Auf Zäune verzichten wir nur dort, wo natürliche Barrieren vorhanden sind.« Er ließ seinen Blick über die Karte schweifen. »Wir haben keine Probleme mit Eindringlingen. Jeder weiß, dass es viel zu gefährlich wäre, sich unbefugt in einer militärischen Sperrzone aufzuhalten.«
    Diehl pflichtete dem Verbindungsoffizier bei, um gleich darauf anzumerken: »Auch wenn es unwahrscheinlich ist, müssen wir dieser Spur nachgehen. Wir sind dabei auf Ihre Hilfe angewiesen.« Wieder sah er auf die Karte. »Nach dem Wenigen, was wir wissen oder vermuten können, halten sich die drei Vermissten in einem der früheren Dörfer auf. Wahrscheinlich in einem, das im Randbereich gelegen ist.«
    Curtis brachte seine Zweifel zum Ausdruck: »Die Ortschaften wurden zerstört, abgetragen, nur einige wenige Reste stehen heute noch als Geisterstädte.«
    Diehl hatte ganz andere Vorstellungen: »Ja, aber man hört doch immer wieder, dass Ihre Soldaten in den aufgegebenen Siedlungen Manöver abhalten.«
    Curtis winkte ab. »Für militärische Übungen im Häuserkampf wurden neue, künstliche Ortschaften aufgebaut. Die ähneln mehr den Siedlungen im mittleren und nahen Osten als den fränkischen.«
    »Ja, aber ist denn wirklich alles weg, was früher einmal hier stand?«
    Curtis musste einen Moment nachdenken, bevor er antwortete. »Nicht alles. Zum Beispiel die Ruinen der Kirchen Hopfenohe und Pappenberg. Und Rudimente einiger weniger anderer alter Ortschaften.«
    »Welche Ortschaften denn genau?
    Curtis trat näher an die Karte. »Hammergänlas und Netzaberg

Weitere Kostenlose Bücher