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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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sind nach wie vor in ihren Grundzügen zu erkennen. Und Frankenohe soll relativ gut erhalten sein.«
    Diehl horchte auf. »Warum sagen Sie soll ? Waren Sie noch nicht dort?«
    »Nein.« Curtis lächelte wissend. Dann deutete er auf den Bereich der Karte, in dem das kleine Dorf Frankenohe lag. Dieser Bereich war mit einer Schraffur versehen. »Für diesen Sektor habe selbst ich keinen Zutritt. Den haben sich die Special Forces reserviert – die Kameraden sind gern unter sich, wenn sie den Ernstfall proben.«
    »Die Special Forces?« Diehl sah zunächst Curtis fragend an, dann blickte er neugierig auf den Wandplan. Wenn er sich recht erinnerte, war eben jener Bereich des Übungsgeländes in allen offiziellen Landkarten, die allgemein zugänglich waren, geschwärzt. Weder Straßen und Wege noch sonstige geografischen Angaben wie Höhen und Landschaftsstrukturen waren abgebildet. Anders auf Curtis’ Karte: Zwar verdeckte die Schraffur die Details, aber Diehl konnte deutlich die Konturen des Dorfes Frankenohe erkennen. Außerdem las er aus den umstehenden Symbolen, dass das Dorf an einen Wald angrenzte. Eine nahe gelegene gerade Linie mit Flugzeugsymbol zeigte zudem an, dass der Sektor über einen eigenen kleinen Landeplatz verfügte.
    »Sie sehen: Es gibt nicht viele Möglichkeiten, um zwei Frauen und einen Mann bei uns unerkannt verstecken zu können«, meinte Curtis und ließ die Karte wieder hochfahren. »Sie sollten Ihre Suche besser woanders fortsetzen.«
    Diehl wollte sich nicht abspeisen lassen. Er hatte das Gefühl, dass sein Gesprächspartner auch enttäuscht gewesen wäre, wenn er sogleich nachgeben würde. Deshalb sah er dem Amerikaner direkt in die Augen. »Von Profi zu Profi: Hand aufs Herz! Sehen Sie eine Chance, dass wir für Frankenohe Zutritt bekommen?«
    »Zutritt? Ausgerechnet für Frankenohe?« Curtis verneinte.
    »Aber bedenken Sie: Frankenohe ist ein Dorf in einer Randlage, wird als Sondersperrzone nicht von Ihrer Wachmannschaft kontrolliert und bietet durch die relativ intakte Struktur der Gebäude einen Unterschlupf. Es ist genau das Dorf, das ich suche.«
    »Keine Chance.«
    »Den Versuch wäre es wert. Können Sie eine Sondergenehmigung beantragen?«
    »Nein. Soweit reichen meine Befugnisse nicht.«
    Diehl merkte, dass sein Gegenüber allmählich auf stur schaltete. Mit formalen Gesuchen war ihm nicht mehr beizukommen, er musste den anderen daher bei seinem Stolz packen: »Sagen Sie, Curtis: Diese Special Forces mit ihrem Heldenstatus und all ihren Sonderrechten – hätten Sie nicht Lust, denen mal ordentlich in den Hintern zu treten?« Diehl setzte sein überzeugendstes Grinsen auf.
    Curtis stutzte zunächst, bewahrte Haltung und begann sogleich zu lachen. Laut zu lachen. »Kommissar Diehl, Sie sind nicht nur hartnäckig, Sie haben auch Humor!«, sagte er prustend. »Sie sind ein guter Mann! A good man!«

23
     
    Das Gefühl für Raum und Zeit verlor sich immer mehr. Sina erwachte und gleich darauf Gabriele mit einem Stöhnen, das von fürchterlichen Rückenschmerzen wegen der unzureichenden Schlafmöglichkeit in ihrer möblierten Zelle herrührte.
    Sina benutzte das Campingklo, das man ihnen endlich hingestellt hatte; ihren Anspruch auf ein Minimum an Intimsphäre hatte sie längst begraben. »Wie soll es mit uns weitergehen?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Gabriele raffte sich auf. »Das weißt du doch: Wir kooperieren und geben denen die Informationen, die sie haben wollen.«
    »Was redest du da?« Sina wusste nicht, ob sie sich wundern oder sauer sein sollte. »Wir haben keine Informationen, die wir preisgeben könnten.«
    Gabriele drückte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Erst als beide Frauen eng aneinander gerückt auf dem Boden saßen, erklärte sie flüsternd: »Du weißt doch: Wir müssen davon ausgehen, dass wir abgehört werden.«
    »Ist mir völlig egal«, meinte Sina, die keine Veranlassung sah, leise zu reden. »Wir haben nichts zu verbergen.«
    »Eben doch«, entgegnete Gabriele kaum hörbar. »Unsere einzige Chance liegt darin, unsere Haut möglichst teuer zu verkaufen. Das gelingt uns aber nur, wenn wir denen weismachen, dass wir eine besondere Funktion haben. Eine wichtige Rolle spielen.«
    »Beim BND«, fügte Sina voller Skepsis hinzu. »Die Nummer kaufen die uns nie im Leben ab.«
    »Immerhin hat mein Bluff dafür gesorgt, dass wir noch immer am Leben sind.«
    Diesem Argument konnte Sina nichts entgegensetzen.
     
    Eine lange Zeit, wahrscheinlich vier

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