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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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ließ und beschleunigte wie ein geölter Blitz. Gerlinde Haller musste lachen. „Na, da können wir wirklich eine Spritztour machen. Jetzt lass mal sehen, was das alte Schätzchen so drauf hat. Sei so gut, dreh aber vorher noch eine kleine Ehrenrunde ums Haus. Es sind gerade viele Leute im Garten und die sollen ruhig sehen, mit was für einem Wagen ich heute ausgefahren werde.“
    Den Gefallen tat Georg seiner Mutter gern und hängte noch eine Cruising-Tour durch die Fußgängerzone dran. Als Polizist musste er schließlich auch hier immer mal wieder nach dem Rechten sehen. Seine Mutter genoss ihren Auftritt sichtlich und plauderte munter über ihr geplantes Tagesprogramm. Plötzlich verstummte sie und deutete mit dem Finger aus dem Wagen. „Schau mal, wie schrecklich. Wer macht denn so etwas?“
    Georg folgte ihrem Blick und sah das Konterfei Wellensteins auf einem Plakat, mit dem sein Jubiläumskonzert angekündigt wurde. Jemand hatte das Plakat beschmiert und um den Hals des Dirigenten eine Galgenschlinge gezeichnet. Georg wollte seine Mutter beschwichtigen; über Scherze dieser Art rege er sich schon nicht mehr auf und hatte es bereits aufgegeben, die unbekannten Übeltäter wegen Sachbeschädigung zu verfolgen.
    Sie fuhren langsam weiter durch die Innenstadt und Gerlinde fand immer weitere verunstaltete Wellenstein-Plakate. Auf einem waren dem Dirigenten die Augen ausgestochen, auf dem anderen war eine Pistole neben den Kopf gezeichnet und sie fanden auch eines, auf dem über das Gesicht des Dirigenten ein Totenkopf gemalt war. Das war dann selbst für Georg zu viel, er griff zum Handy und rief seine Kollegen an. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun.
    Er hoffte, dass er mit einer kleinen Shoppingtour und einem Stück Frankfurter Kranz die Laune seiner Mutter, die sich die Sache sehr zu Herzen nahm, wieder heben konnte. Den gemeinsamen Besuch in der Gerichtsmedizin allerdings würde sie sich abschminken müssen. Wie sah das denn aus, wenn er dort mit seiner Mutter aufkreuzte? Nein, er würde warten, bis die Kollegen ihre Arbeit beendet hatten und ihm den Bericht schicken würden. Er hatte Zeit, es war schließlich keine Gefahr in Verzug. Ob seiner Mutter das nun passte oder nicht.

- 11 -
    Dienstagmorgen / Entdeckung
     
    Die Kaffeemaschine gab schnorchel nd den frisch gebrühten Cappuccino von sich und Otto schäumte routiniert die Milch zu einer fluffigen Schaumhaube auf, so als habe er nie etwas anderes getan. Es wäre ja noch mal schöner, wenn er sich von so einem Vollautomaten auf Dauer einschüchtern ließe, schließlich war die Küche sein Revier und er war schon mit ganz anderen technischen Gerätschaften hier klargekommen. Gerda freute sich, dass ihr Weihnachtsgeschenk seinen festen Platz in Ottos Reich bekommen hatte.
    Seit dem Vorfall „Merz“ genossen Königs die gemeinsame Zeit am Morgen noch intensiver und legten Wert darauf, den Tag zusammen zu beginnen. Otto ging seitdem sogar gelegentlich selbst zum Bäcker und Gerda hatte sich angewöhnt, mit ihrem Mann ein kleines Frühstück einzunehmen.
    „Hast du gestern alles bekommen, was du gesucht hast?“ Gerda wies mit dem Kopf auf die Kochbücher, die aufgeschlagen und gestapelt auf dem Küchentisch lagen.
    „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich den Gästen am Samstag vorsetzen soll. Die Burschen sind mit der Zeit ganz schön anspruchsvoll geworden.“
    „Du verwöhnst sie halt immer mit was Besonderem, da wird man eben wählerisch.“ Gerda war froh, dass sie am Samstag auf dem Probenwochenende der Kantorei sein würde. Sie mochte Ottos Jugendfreunde zwar sehr, aber diesen Herrenabenden konnte sie nichts abgewinnen und sie hatte auch keine Lust, sich in der Wohnung unsichtbar zu machen. Es war besser, wenn die Männer an diesen Abenden allein waren, sich die Gaumenfreuden ihres Mannes schmecken ließen, Karten spielten, Zigarren rauchten und sich über ihre eigenen Witze totlachten.
    Inzwischen war schon so etwas wie ein Wettstreit unter den Schulfreunden ausgebrochen darüber, was an den Binok el-Abenden auf den Tisch kam. Schon Tage im voraus stöberte Otto in seiner Rezeptsammlung und wälzte ein Kochbuch nach dem anderen, um ein passendes Menü zusammenzustellen. Sobald die Abfolge der einzelnen Gänge feststand, nahm sich Otto einen Nachmittag frei und kaufte die Zutaten. Vieles fand er vor Ort im gut sortierten Feinkost-Günther, für die Zigarren nahm er allerdings regelmäßig einen weiten Weg auf sich, um dem Tabakgeschäft

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