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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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seines Vertrauens einen Besuch abzustatten. Die Rechnungen hierfür ließ Otto immer sofort verschwinden; Gerda musste nicht wissen, welche Summen sich da in aromatischem Rauch auflösten. Für Genüsse dieser Art war sie wenig empfänglich und ihr Mann wollte sie nicht unnötig mit der gesalzenen Quittung schockieren. Für Otto bedeuteten die Zigarren die Krönung eines schönen Abends und er wusste auch, was er seinen Freunden schuldig war. Schließlich hatte er in dieser Hinsicht bereits einen Ruf zu verteidigen. An diesen Abenden hing Otto sehr, sie waren inzwischen eine liebgewordene Tradition. Seit langem schon stand der Termin für den kommenden Samstag fest.
    „Hoffentlich findet das Probenwochenende überhaupt statt , Gerda. Immerhin gab es im Hause Wellenstein einen nicht geklärten Todesfall. Hast du schon was vom Chor gehört?“
    „Bis jetzt noch nicht. Morgen ist die erste Probe mit Wellenstein, die wurde zumindest nicht abgesagt. Da werde ich dann schon hören, wie es mit dem Wochenende und dem Konzert aussieht. Es würde mich allerdings sehr wundern, wenn Wellenstein einen Rückzieher machen würde.“
    „Hoffen wir das Beste . Hast du auch schon die verunstalteten Plakate überall in der Stadt gesehen? So richtig beliebt scheint euer Alt-Meister wohl nicht zu sein.“
    „Darüber habe ich mich schon so richtig aufgeregt. Überall wo man hinschaut Vandalismus, auch bei uns.“ Otto sah seine Frau verwundert an.
    „Weil gestern doch Ruhetag war, habe ich wie üblich im Salon nach dem Rechten gesehen. Ich habe Vorräte aufgefüllt und ein wenig aufgeräumt. Und dabei habe ich bemerkt, dass aus einigen der Lesezirkel-Hefte zahlreiche Seiten herausgerissen waren. Das ist jetzt schon zum dritten Mal passiert!“ Bislang hatte Gerda immer gedacht, ihre Kundschaft wüsste die große und aktuelle Auswahl an Zeitschriften zu schätzen. Dass sie bereits zum wiederholten Mal einen Stapel Magazine im Müll entsorgen und dem Verleih-Service den Schaden ersetzen sollte, ärgerte sie.
    Otto wusste, wie sehr sich seine Frau über solche Rücksichtslosigkeiten empören konnte und versuchte deshalb, sie zu beschwichtigen. „Schätzle, reg dich nicht über so etwas auf, das ist die Sache nicht wert. Was stört es schon eine deutsche Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt? Die Heftchen schreiben wir ab und denken nicht mehr dran. Ja?“
    Seine Frau schien mit seiner Reaktion nicht zufrieden zu sein. „Otto, hier geht es ums Prinzip. Ich werde jedenfalls die Augen ab jetzt offen halten und die Person schon erwischen, die so was macht.“
    „Wenn du meinst. Ich glaube, ein wenig Entspannung würde dir jetzt gut tun. Kannst du nicht eine Übung aus deinem Yoga-Kurs machen und den ganzen Ärger wegturnen?“
    „Von wegen Entspannung, es ist höchste Zeit. Ich gehe schon mal runter, die ersten Kunden sind sicher schon da.“
    Für Gerlinde Haller waren die Besuche im Salon König immer schon etwas Besonderes. Sie verband den Friseur-Termin meistens mit einem Rundgang durch die Stadt und einem Besuch im Café. Gerda König ging sofort auf ihre langjährige Kundin zu und begrüßte sie. „Was darf es denn heute bei Ihnen sein, Frau Haller?“
    „Grüß Gott, Frau König. Waschen und legen, bitte.“
    „Auch ein Tässchen Kaffee und etwas zu lesen?“
    „Nein, ich bin nachher noch mit einer Freundin im Café Sommer verabredet und ich würde mich auch lieber unterhalten. Was gibt es denn Neues aus dem Chor?“ Gerlinde Haller war selbst lange Zeit in der Bärlinger Kantorei gewesen und nahm immer noch regen Anteil an den Geschicken des Chores. „Das ist doch tragisch mit der Mutter von Herrn Wellenstein. Findet denn das Konzert überhaupt statt?“
    Gerda shampoonierte der Kundin den Kopf und massierte ihr die Kopfhaut. „Was Genaues kann ich Ihnen da leider auch nicht sagen, Frau Haller. Morgen haben wir die erste Probe mit Wellenstein. Wenn Sie mögen, kommen Sie doch auch ins Venezia . Wir treffen uns dort nach der Probe zum gemütlichen Beisammensein.“
    „Ich weiß nicht so recht, ich kenne kaum noch jemand von den Neuzugängen im Chor. Obwohl ich schon Lust hätte, Wellenstein einmal wieder persönlich zu sehen. Den hat man ja kaum noch zu Gesicht bekommen hier in Bärlingen. Immer unterwegs, Ausland, Konzert hier und Gastspiel dort. Ein echter Star, unser Wellenstein.“
    Gerda war froh, endlich konnte sie sich mit jemandem unterhalten, der nicht gleich über den Dirigenten lästerte. „Ich könnte

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