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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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und schüttelte sich, der Schnaps zeigte Wirkung und Gerda war bereit. „Also dann, Georg.“ „Stecken Sie gleich den Ohrhörer rein, Frau König. Das Mikro testen wir auch noch einmal, bevor Sie reingehen.“
    „Gerda? Hör st du mich?“ Für die Dauer ihrer Zusammenarbeit hatten sie vereinbart, sich zu duzen, da sie jetzt so etwas wie Kollegen waren. Georg wusste, dass es bei solchen Einsätzen mitunter auch mal schnell gehen musste und da blieb für lange Höflichkeitsformeln einfach keine Zeit. Er hatte sich allerdings fest vorgenommen, sofort nach Beendigung ihrer Mission wieder zum Sie zurückzukehren. Es drückte am besten den Respekt aus, den er für Frau König empfand und außerdem tat sich Georg auch schwer mit Veränderungen in seinem privaten Umfeld. Es sollte alles so bleiben wie es war, das war ihm am liebsten.
    „ Ja Schorsch, ich kann dich gut verstehen. Ich geh dann mal rein.“
    „Alles klar. Ich bin sofort zur Stelle, wenn du mich brauchst. Viel Glück!“
    „Danke.“
    Gerda kam sich vor wie eine Agentin, als sie sich vorsichtig dem Haus näherte. Sie kannte das kirchliche Gästehaus schon lange. Seit Jahren fanden hier die Probenwochenenden der Kantorei statt und Gerda mochte die Atmosphäre in diesem Haus. Das gediegene Ambiente ließ jeden Besucher spüren, dass die Uhren hier drin anders tickten. Hier blieb der Alltag vor der Tür. Wenn man dieses Haus betrat, wurde man Teil von etwas Größerem; hier bekamen die Sänger der Kantorei regelmäßig den letzten Schliff für die Konzerte.
    Von der Hausverwalterin, einer Nonne in Tracht, nahm Gerda die Schlüssel in Empfang. Sie war für die Verteilung der Zimmer zuständig. Die Chorsänger würden erst in einer Stunde hier sein, sie hatte also genügend Zeit, um ihre Vorbereitungen zu treffen.
    Als erstes ging Gerda in ihr Zimmer, in dem fromme Reinlichkeit herrschte. Keine überflüssigen Möbel verleiteten zum Müßiggang . Das Kreuz an der Wand erinnerte daran, was die Menschen suchten, die hier an Einkehrtagen zu Gast waren. Gerda vermutete, dass göttlicher Beistand für ihre Mission nicht schaden konnte und so bekreuzigte sie sich und schickte ein stilles Stoßgebet Richtung Himmel. Sie wusste, was sie zu tun hatte und machte sich gleich an die Arbeit. Sie prüfte, ob ihre Balkontür sich leise öffnen ließ und wiederholte den Test auch in den Nachbarzimmern, die sich einen großen Balkon teilten. Zum Glück waren die Türen alle gut geölt und auch die Fenster ließen sich kippen. Georgs Plan könnte aufgehen, dachte Gerda.
    In dem Zimmer, das unmittelbar an ihres grenzte , unterzog sie auch das Bett einer eingehenden Prüfung. Das bestand ihren etwas ungewöhnlichen Test und Gerda schloss zufrieden die Tür hinter sich ab. Sie ging zurück in ihr Zimmer und meldete sich mit einem kurzen Zwischenbericht bei Georg.
    „Das hast du gut gemacht, Gerda. Vorbereitung ist in diesem Fall die halbe Miete. Wenn du kannst, ruhe dich noch ein wenig aus. Der Tag wird anstrengend genug.“
    „Du machst mir Spaß, Schorsch. Ich bin voll auf Adrenalin, nicht einmal wenn ich wollte, käme ich jetzt zur Ruhe. Aber ich möchte mich noch schnell bei Otto melden. Ich schalte so lange das Mikro aus, gell.“
    „Hauptsache, du stellst nachher wieder auf Empfang, sonst sehe ich hier ziemlich alt aus.“
    „Keine Sorge, bin gleich wieder da.“
    Gerda wählte Ottos Handy-Nummer, denn sie wusste, dass er um diese Zeit auf dem Markt war, um die letzten frischen Zutaten für seinen Gourmet-Zauber zu kaufen. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, seinen Herrenabend nicht abzusagen, aber Gerda hatte ihn schließlich überzeugen können, dass seine Kartenspiel-Freunde vielleicht eine ganz gute Ablenkung für ihn waren. Otto hatte schließlich eingewilligt und war jetzt hocherfreut, Gerdas Stimme zu hören. Seine Frau berichtete ihm kurz von ihren bisherigen Aktivitäten und schummelte ein wenig, als sie ihm sagte, dass es ihr gut gehe und sie nur ein klein wenig nervös sei. Sie machten es kurz. Otto konnte nicht sprechen ohne dass halb Bärlingen die Ohren spitzte, um zu erfahren, mit wem der Frisör telefonierte und seine Frau hatte keine Muße für lange Gespräche.
    Gerda hatte sich im Foyer des Gästehauses positioniert und alle Zimmerschlüssel vor sich ausgebreitet. Pünktlich um neun Uhr kamen die Sänger der Kantorei mit lautem Hallo in die Halle. Die Disziplin, die Wellenstein seinem Chor abverlangt hatte und die auch für seinen Nachfolger

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