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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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der Bank befanden. Dann
deutete er auf eine Trennwand.
    Â»Vielleicht können wir uns in einem Beratungszimmer unterhalten,
Frau Proschinski?«
    Â»Natürlich.« Offenbar war es ihm lieber, die Polizei
aus dem Sichtfeld der Kunden zu befördern.
    Hinter der Wand bot er ihr einen Platz an.
    Â»Womit kann ich Ihnen helfen? Es gibt hoffentlich keine
Probleme?«
    Â»Es geht um einen ehemaligen Mitarbeiter. Thomas
Bertold Koschnik. Er hat bereits vor sieben Jahren ihr Institut verlassen. Ihre
Kollegin sagte, Sie könnten mir da weiterhelfen. Erinnern Sie sich noch an
ihn?«
    Ein Schatten fiel über sein Gesicht. »Allerdings. Ich
war damals verantwortlich für die Auszubildenden, also auch für Thomas. Aber
das ist alles schon so lange her. Worum geht es denn genau?«
    Â»Ich würde Sie gerne zu seiner Kündigung befragen.«
    Â»Was spielt das denn für eine Rolle? Ist ihm etwas zugestoßen?«
    Â»Nein. Es geht um eine Routineuntersuchung.«
    Â»Und dafür graben Sie so alte Geschichten aus?«
    Anna zog ihr Notizbuch hervor. »Wie lange arbeitete
Herr Koschnik hier?«
    Â»Dreieinhalb Jahre. Zuerst hat er eine Ausbildung gemacht.
Danach war er noch ein halbes Jahr hier.« Er dachte einen Moment nach. »Thomas
war zu der Zeit ein fleißiger und vertrauenswürdiger Mitarbeiter. Es gab nie Klagen.«
    Anna dachte an sein Kündigungsschreiben. Der Tonfall
darin war kühl, beinahe verbittert.
    Â»Er hat auf eigenen Wunsch die Bank verlassen?«
    Â»Ja, das ist richtig.«
    Â»Was hat ihn dazu bewogen?«
    Er stieß einen schweren Seufzer aus. »Ehrlich gesagt
weiß ich das nicht. Keiner wusste, was in ihm vorgegangen war. Er war immer
pünktlich, immer zuverlässig. Er war beliebt bei den Kollegen.«
    Â»Hat er keinem seine Beweggründe mitgeteilt? Er muss
doch mit irgendjemandem darüber gesprochen haben.«
    Â»Nein.« Er hob hilflos die Arme. »Ganz im Gegenteil.
Er war einfach von heute auf morgen weg. Erst kam eine Krankschreibung. Dann
die Kündigung.«
    Â»Was glauben Sie persönlich? Sie waren sein direkter
Vorgesetzter. Was waren seine Gründe?«
    Â»Ich wünschte, ich könnte mir einen Reim darauf machen.
Viele waren damals menschlich sehr enttäuscht. Er ist nicht einmal mehr hier
gewesen, um sich zu verabschieden. Keiner hat ihn wiedergesehen.«
    Â»Wie lange war er krankgemeldet, bevor er gekündigt
hat?«
    Â»Nur eine Woche, dann kam das Kündigungsschreiben. Krankgemeldet
hatte er sich am 28. April.« Er lächelte. »Mein Geburtstag. Danach habe ich nie
mehr mit ihm gesprochen.«
    Anna seufzte. Sie kam hier nicht weiter. Es war zwecklos.
Am besten machte sie sich auf den Weg zu Jürgen, bevor noch einer merkte, dass
sie gar nicht in ihrem Abschnitt auf Streife waren.
    Eine letzte Frage kam ihr in den Sinn. »Wussten Sie,
dass Herr Koschnik homosexuell war?«
    Â»Alle wussten das. Es war so eine Art offenes Geheimnis.
Aber es hat deshalb nie Probleme gegeben.«
    Anna schloss ihr Notizbuch. Sie stand auf.
    Â»Danke. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Den Besuch hätte sie sich sparen können. Vielleicht
täuschte ihr Gefühl sie ja, und Toms Vergangenheit hatte mit dem Mord an Daniel
Treczok gar nichts zu tun.
    Vor dem Eingang der Sparkassenfiliale entdeckte sie
Jürgen, der mit dem Streifenwagen auf der Busspur parkte. Er saß hinterm Steuer
und aß gemütlich eine Currywurst. Mit einer Handbewegung bedeutete sie ihm,
einen Augenblick zu warten. Dann zog sie ihr Handy hervor. Sie stellte sich in
einen Hauseingang, um ein wenig Schutz vor dem Straßenlärm zu finden. Noch
wollte sie nicht aufgeben. Vielleicht fand sie an einer anderen Stelle
Antworten.
    Sie suchte im Adressbuch ihres Handys die Nummer von Elke
heraus.
    Â»Hallo, Anna«, meldete sie sich am anderen Ende.
»Schön, dich zu hören.«
    Â»Wo bist du gerade?«
    Â»Vorm Kink Klub. Ich hab meinen Rucksack beim Putzen
liegen lassen. Den hole ich gerade ab.«
    Â»Und was hast du vor? Gehst du nach Hause?«
    Â»Weiß nicht. Wieso fragst du?«
    Â»Vielleicht können wir uns treffen. Ich muss noch kurz
zur Wache, dann hab ich Feierabend. Wie wär’s mit einem Bier im Kumpelnest?
Hast du Lust? Ich könnte in einer halben Stunde da sein.«
    Schweigen. Dann: »Alles in Ordnung, Anna?«
    Wahrscheinlich hatte Anna viel zu schnell und zu aufgeregt
gesprochen. Sie

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