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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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schwerer Vertrauensbruch gewesen.
Aber in Anbetracht der Entdeckungen, die sie dort gemacht hatte, rückte das in
den Hintergrund. Dabei waren gar nicht viele Sachen zu finden gewesen. Trotzdem
war dieses Wenige so überraschend und so rätselhaft gewesen, dass für nichts
anderes mehr Platz war in ihrem Kopf.
    In das Rauschen mischte sich die Stimme aus der Einsatzzentrale.
Ihre Wagennummer wurde aufgerufen.
    Â»Wie sieht’s aus bei euch, seid ihr frei?«
    Jürgen betätigte den Knopf. »Na klar. Was gibt es
denn?«
    Â»Verkehrsunfall ohne Personenschaden. Mauerstraße,
Ecke Krausenstraße. Keine Ahnung, ob da überhaupt was ist. Seht euch das mal
an.«
    Â»Was soll das denn heißen? Unfall oder kein Unfall?«
    Â»Na, das war so ein Bekloppter, der hier angerufen
hat. Konnte keiner verstehen, was der überhaupt wollte. Hörte sich an wie
Verkehrsunfall. Einsatz ist Einsatz, also los.«
    Â»Na toll.« Jürgen zog eine Grimasse. »Okay, wir übernehmen.«
    Er warf das Funkgerät zurück in die Halterung. Dann
wendete er den Wagen.
    Â»Wenn das wieder dieser Penner ist, der sich quer über
die Straße legt, kann ich für nichts garantieren.«
    Â»Vielleicht ist ja gar nichts.«
    Jürgen brummte und konzentrierte sich auf die Straße.
    Annas Gedanken schweiften wieder ab. Zu dem, was sie
über Tom erfahren hatte. Thomas Bertold Koschnik hieß er mit bürgerlichem
Namen. Nicht einfach Tom Ka, wie er sich überall nannte. Seltsam. Wie wenig
dieser Name zu passen schien. Sein trainierter Körper, die vielen Tätowierungen
und vor allem seine unergründlichen dunklen Augen. Kaum denkbar, dass dahinter
ein so spießiger und gewöhnlicher Name steckte.
    Er war bereits zweimal wegen schwerer Körperverletzung
verurteilt worden. Obwohl man ihm in einem Gutachten erhöhte Gewaltbereitschaft
attestiert hatte, war er beide Male mit Geld- und Bewährungsstrafen davongekommen.
Im Knast hatte er offenbar noch nicht gesessen. Über seine Opfer hatte sie
nichts erfahren, in der Truhe lagen nur die Schreiben der Gerichtsverwaltung.
Zwei Verurteilungen.
    Anna wusste, was das zu bedeuten hatte. Wer bereits
zwei solche Verurteilungen hatte, war nicht selten ein Schläger. Wusste der
Himmel, wie viele Opfer es gab, die keine Anzeige erstattet hatten. Und diese
Gewalttaten waren nicht alles. Tom hatte Ärger mit Banken und Inkassofirmen.
Offenbar lebte er über seine Verhältnisse, hatte windige Konsumentenkredite
aufgenommen und Schwierigkeiten mit Geldeintreibern bekommen. Doch wozu hatte
er das viele Geld gebraucht? Drogen waren es nicht. Sie wusste, er konsumierte
nicht sonderlich viel. Oder irrte sie sich auch da?
    Der sonderbarste Fund war ein Bündel Briefe gewesen.
Hassbriefe ehemaliger Liebhaber, sorgfältig zusammengebunden und in eine Kiste
gesteckt. Mit wachsendem Erstaunen hatte sie sie gelesen. Darin waren so viele
Verletzungen und solch ein unbändiger Hass. Er wurde verflucht, beschimpft,
verdammt und mit Dreck beworfen. Einen Liebesbrief hatte sie nirgends gefunden.
Ob er überhaupt je einen bekommen hatte?
    Jürgens Stimme drang in ihr Bewusstsein.
    Â»Da sind sie ja. Also doch.«
    Sie überblickte die Kreuzung. Zwei Autos standen mit
eingeschalteten Warnblinkern am Straßenrand. Ein 3er BMW und ein VW Passat. Die beiden Fahrer standen davor
und diskutierten. An den Autos schien kein großer Schaden entstanden zu sein.
Hier eine verbeulte Stoßstange, da das zersprungene Glas eines Schweinwerfers.
Ein paar Scherben glitzerten auf dem Asphalt. Die Männer sahen aus wie
Geschäftsleute. Anzugträger, die auf den ersten Blick recht sympathisch
wirkten.
    Jürgen warf die Tür auf. »Ich frag mich nur, wer der
Bekloppte ist, von dem die Rede war.«
    Er trat auf die Straße. Die beiden Männer blickten überrascht
auf, sie hatten offenbar nicht mit der Polizei gerechnet. Hinter ihnen erklang
eine Stimme.
    Â»Da sind Sie ja endlich! Die müssen da weg!«
    Ein Obdachloser in einer verdreckten Regenjacke
tauchte auf. Er deutete auf die Unfallwagen, sein Arm zitterte. »Die sollen
endlich verschwinden! Weg von hier! Sorgen Sie dafür! Jetzt machen Sie schon.«
    Anna wechselte einen Blick mit Jürgen. Ich mach das
schon, bedeutete er ihr. Bleib ruhig sitzen, ich hab alles unter Kontrolle. Er
sprach beruhigend auf den Obdachlosen ein. Das konnte er gut, mit Leuten
sprechen

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