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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Tuckernd erwachte der Motor zum Leben und erfüllte die einsame Nacht dieser ländlichen Idylle mit seinem heiseren Röhren. Rob legte den Gang ein, fuhr den Parkplatz entlang bis zum anderen Ende und parkte direkt vor der Nummer 119. Abermals zog Roxie den Schlüssel aus dem Zündschloss und ließ ihn in ihren Beutel fallen. Anschließend kramte sie einen anderen Schlüssel aus den Taschen ihrer Jeans und schloss die Handschellen auf, die ebenfalls in dem Beutel verschwanden. Rob stöhnte und rieb sich sein schmerzendes rechtes Handgelenk.
    Roxie lächelte. »Oh ... war es zu eng? Habe ich dir wehgetan, Robin?«
    Rob erwiderte nichts darauf. Er hörte auf, sich das Handgelenk zu reiben, und starrte auf die Tür von Nummer 119. In wenigen Sekunden würden sie sich in diesem Zimmer befinden. Er ließ seinen Blick ringsum schweifen, schaute auf die vertrockneten Sträucher, die den Gehweg säumten, die silberne Mondsichel, die an dem klaren Nachthimmel über ihnen zu sehen war, und die wogenden Umrisse dunkler Bäume in der Ferne. Vielleicht war dies das letzte Mal, dass er einen Blick auf die Natur werfen konnte. Gut möglich, dass das Innere des Motelzimmers das Letzte war, was er in seinem Leben noch sehen würde. Keine besonders anregende Vorstellung. Er wollte nicht aus dem Wagen aussteigen.
    »Steig aus«, sagte Roxie. »Na los!«
    Seine Hand wanderte zum Türgriff, noch ehe er überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen vermochte. Dann fiel ihm etwas ein. »Äh, warte.«
    Er drückte einen Knopf, der direkt unter dem Lenkrad ins Armaturenbrett eingelassen war. Es folgte ein knirschendes, kurbelndes Geräusch und Roxie hielt überrascht die Luft an. Doch sie entspannte sich sofort wieder, als sie sah, dass sich das Verdeck des Wagens von hinten her entfaltete, sich über sie streckte und mit einem dumpfen Laut nach unten senkte. Rob zupfte es zurecht und verriegelte es auf der Fahrerseite. Nachdem Roxie es auch auf ihrer Seite gesichert hatte, stiegen sie aus.
    Rob sah sich noch einmal wehmütig um, ehe er Roxie quer über den Gehweg folgte. Sie schloss die Tür zu Zimmer 119 mit einem altmodischen Metallschlüssel auf. Anscheinend warf das Weaver Inn nicht genug ab, um in elektronische Kartenschlösser zu investieren. Rob folgte ihr in einen beengten Raum, dessen Möblierung aus einem großen französischen Doppelbett, einem Sessel, einem kleinen Tisch und zwei wackeligen Stühlen bestand.
    Roxie zog die Tür zu und schloss ab. Sie stellte ihre Tasche auf das Tischchen und blickte Rob an. »Aufs Bett! Leg dich flach auf den Rücken!«
    Robs Atmung beschleunigte sich. »W-was ...? Ich ...«
    Sie ging so schnell auf ihn los, dass er keine Zeit fand zu reagieren, und stieß ihm die Faust in den Solarplexus. Der Schlag war furchtbar hart und abermals war er verblüfft, welche Kraft und wie viel Wut dahinter steckten. In dem Sekundenbruchteil, ehe er hintenüber kippte, sah er ihr in die Augen und erkannte darin denselben wilden Ausdruck, den er gesehen hatte, als sie den Typ auf der Toilette der Tankstelle tot geprügelt hatte.
    Das war’s. Jetzt werde ich sterben.
    Dann schlug er mit dem Rücken auf der Matratze auf und prallte wieder davon ab. Das Bett quietschte und das Messingkopfteil knallte gegen die Wand. Roxie trat neben das Bett und blickte auf ihn hinab. »Habe ich dir nicht gesagt, was passieren wird, wenn du nicht parierst?«
    Rob verzog das Gesicht, während sich sein Magen erneut vor Schmerz zusammenkrampfte. Er stöhnte und krümmte sich ein bisschen. »Oh Gott. Das tut verdammt weh. Ich hab’s kapiert. Ich schwöre bei Gott.«
    Sie lächelte süffisant. »Gut.«
    Sie schnappte sich einen der Stühle, die vor dem Tisch standen, stellte ihn verkehrt herum neben das Bett, setzte sich breitbeinig hin und schlang die Arme um die Lehne. »Wir müssen einiges besprechen.«
    Rob stöhnte erneut auf und blickte sie an. »Ja?«
    Roxie lächelte. »Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen und erwarte, dass du absolut wahrheitsgetreu darauf antwortest. Denke an das, was ich dir vorhin gesagt habe. Ich kann Lügner nicht ausstehen. Und Tatsache ist: Ich merke es, wenn man mich belügt. Darin habe ich mich noch nie geirrt. Jedes Mal, wenn du mich anlügst, werde ich dir Schmerz zufügen. Lügst du oft genug, werde ich dich umbringen. Alles klar?«
    Rob stieß hörbar den Atem aus. Der Schmerz in seinen Eingeweiden ließ allmählich nach. »Klar. Ich werde mich nicht mehr wehren, versprochen!«
    Sie lachte.

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