Todesgier - Thriller
Rosie ihm bei. »Schaut nur, wie schnell sie meine Adresse rausgekriegt haben - sie sind alle miteinander vernetzt und können Fingerabdrücke innerhalb von fünf Minuten vergleichen. Fünf Minuten! Vor zwanzig Jahren hat das noch Wochen gedauert. In Minnesota gibt es ein Gesetz, das besagt, dass jeder, der eines Verbrechens überführt wird, eine DNS-Probe abgeben muss. Die wird archiviert, und wenn irgendwo was passiert, können sie sie überprüfen. Alles ganz einfach.« Sie schnippte mit den Fingern. »Ursprünglich wollten sie sogar schon bei der Verhaftung eine DNS-Probe nehmen. Das ist nicht durchgegangen, aber irgendwann wird’s so kommen. Bald werden sie DNS-Proben von Babys sammeln, zu ihrem eigenen Schutz, heißt es dann, damit man sie bei einer Entführung leichter findet. Sie werden den Leuten so viel Angst machen, dass sie die Proben freiwillig abgeben.«
»Es gibt noch Orte, wo’s lockerer ist«, sagte Cohn. »Belize zum Beispiel oder Neuseeland. In Costa Rica sind auch viele Amerikaner.«
»Ich geh einfach zurück auf meine Farm und versuche, die zum Laufen zu bringen«, erklärte Lane.
Nach einer Weile fragte Cohn Rosie Cruz: »Sag mir die Wahrheit: Kommst du aus Mexiko?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin in L. A. geboren und aufgewachsen. Meine Eltern sind in den Fünfzigern über die Grenze. Ironie des Schicksals: Einer meiner Großväter war Amerikaner; der hat sich in Mexiko niedergelassen, weil ihm die Frauen dort gefielen. Ist nie wieder in die Staaten zurück.«
»Sprichst du Spanisch?«
Sie nickte. »Ganz passabel. Meine Mutter hat ordentlich Englisch gelernt, mein Vater nicht so. Zu Hause haben wir Spanisch geredet. Allerdings hab ich etliches vergessen.«
»Das heißt, dir bieten sich mehr Möglichkeiten«, sagte Cohn. »Jesse und ich, wir müssen uns ein Land suchen, in dem sie Englisch sprechen.«
»Geh doch nach Israel«, schlug Lane vor. »Da können viele Englisch.«
»Ich zähl nicht als Jude«, sagte Cohn. »Die Mutter muss Jüdin sein oder so. In unserer Familie hat’s nie eine jüdische Mutter gegeben. Die waren alle Baptisten.«
»Tja, dann lüg einfach«, erwiderte Lane. »Dort würdest du dir doch sowieso kein Leben als Brutus Cohn aufbauen.«
»Eins musst du wissen, Jesse: Als Jude wird man genauso geboren wie als Hinterwäldler«, sagte Cohn. »Und ihr Hinterwäldler putzt euch nun mal den Arsch mit Maiskolben ab …«
»Mit Maiskolben? Erzähl keinen Scheiß.«
»… weil ihr damit aufwachst. Ich bin nicht als Jude aufgewachsen. Ich weiß ungefähr so viel übers Jüdischsein wie du. Punkt.«
Die Minuten zogen sich dahin.
»Wenn Lindy nicht abgehauen wäre, hätten wir jetzt genug Geld, um uns eine Weile abzusetzen«, sagte Rosie irgendwann. »Und uns neu zu strukturieren.«
»Das Hotel hätte ich trotzdem machen wollen«, erklärte Cohn.
»Ja, aber … Ich weiß da was über einen Typen in L. A., der im großen Stil Geld für die Russen verschiebt. Der bietet die Kohle billig an; dafür kriegen die Russen Aktien und Immobilien. Angeblich hat der Mann hin und wieder bis zu zehn oder fünfzehn Millionen Dollar im Haus. Er wird von bewaffneten Wachleuten geschützt, aber wer Geldtransporter überfällt, schafft es sicher, die auszuschalten.«
»Die müsste man wahrscheinlich umbringen, wenn das Russen sind«, sagte Cohn.
»Ja.«
»So was würd ich bloß machen, wenn’s nur du, ich und Jesse wären. Sonst ist das Risiko zu hoch, dass jemand drüber redet, und dann spüren einen die Russen auf und hacken einen in Stücke.«
»Ich hatte gedacht, das könnte unsere letzte Aktion werden. Wahrscheinlich ließe sich das wie heute Abend mit drei Leuten durchziehen, wenn man gleich schießt«, sagte Rosie. »Allerdings müsste ich noch weiter recherchieren.«
»Wenn Lindy nicht abgehauen wäre …«, sinnierte Cohn. »Wenn ich die finde, bring ich sie um.«
»Du sagst doch die ganze Zeit, du hättest die Aktion heute auf jeden Fall durchgezogen«, entgegnete Lane.
»Ja, aber nun hab ich das Gefühl, dass mir nichts anderes übrigbleibt. Ich brauche das Geld, weil ich einen Schlussstrich ziehen muss. Hätten wir die Kohle noch, die Lindy sich unter den Nagel gerissen hat, könnte ich heute einen Rückzieher machen, wenn ich Bedenken bekäme. Jetzt muss ich es durchziehen.«
»Ich verstehe, was du meinst«, erwiderte Rosie.
»Ich wünschte, Tate wäre hier«, sagte Lane. »Der war ein richtig guter Kumpel.«
Rosie sah auf ihre Uhr. »Verdammt,
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