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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Familienangelegenheiten von Leuten herumzuschnüffeln, die sich nichts zuschulden kommen lassen haben. Ich warne dich, irgendwelche skandalösen Schlagzeilen …«
    Da war es schon wieder.
    »… über Dinge, die niemanden etwas angehen, hinzuschmieren, damit ihr diese armselige Dreckschleuder, die sich für eine Zeitung hält, verkaufen könnt. Glaub bloß nicht …«
    »Ich mag keine Drohungen«, sage ich, jetzt wieder ganz gefasst.
    »… dass ich keinen Einfluss hätte. Dass du mich wie die anderen armen Schweine behandeln kannst, die ihr in den Dreck zieht. Ölver Margrétarson Steinsson ist ein Dreckschwein und ein Gossenjunge, der glaubt, er könne sich mit Hilfe der Medien und mit seinem schmutzigen Geld politische Macht und Anerkennung erkaufen. Der Mann kassiert alle Konkurrenten ein und zwingt dem Rest seine Bedingungen auf. Das ist …«
    »Was hat der Tod deiner Frau mit dem Eigentümer des
Abendblatts
zu tun? Was hat ihr Tod mit Politik zu tun?«
    Ásgeir Eyvindarson ringt entrüstet nach Atem. Dann knallt er den Hörer auf.
     
    Was für ein Unterschied zwischen dem sympathischen, höflichen Sohn und seinem hysterischen, drohenden Vater. Vor diesem entzückenden Telefonat hatte ich darüber nachgedacht, was diese Einbildungskrankheit, wie Guðmundur Ásgeirsson sie nannte, mit dem Tod seiner Mutter bei einem Sturz aus einem Schlauchboot während eines Adventuretrips auf der Vestari Jökulsá zu tun haben könnte.
    Auf den ersten Blick sehe ich da keine Verbindung. Die Frau wird sich ja wohl kaum eingebildet haben, ihr Leben zu verlieren?
    Das Gespräch mit Gunnhildur Bjargmundsdóttir ist noch nicht aus meinem Unterbewusstsein verschwunden und dringt manchmal, wenn die anderen Angelegenheiten Platz dafür lassen, ins Bewusstsein vor. Und jetzt ist ein solcher Moment. Während die anderen Angelegenheiten ihren Lauf nehmen, ist es so weit.
     
    »Oh, my God! Oh, my God! Oh, my God!«
    »You can say that again.«
    »Thank you. Oh, my God! Oh, my God! Oh, my God!«
    Gunnhildur Bjargmundsdóttir schüttelt ihren grauen Zopf. »Wie können die Leute ihre Zeit nur mit solchem Unfug vergeuden.«
    Wir befinden uns in der Sitzecke im Flur. Ein Fernsehdialog aus einer amerikanischen Comedyserie, den die
Springfield-Story
-Mafia fasziniert verfolgt, dringt zu uns.
    »Vielleicht wissen sie mit ihrer Zeit nichts Besseres anzufangen«, sage ich und biete ihr eine Praline aus der Schachtel an, die ich ihr als Friedens- und Versöhnungsgeschenk mitgebracht habe.
    Ihr runzeliger, gekrümmter Zeigefinger schwebt wie ein Hubschrauber über das Sortiment. Endlich findet sie das, wonach sie gesucht hat: eine kleine Schokoladenflasche mit Alkoholfüllung.
    »Die Alten sind schon genauso wie die Jungen«, sagt sie. »Sie lesen und unterhalten sich nicht mehr. Sitzen nur da und glotzen dieses dämliche Amipack an, das sich für Millionen von Dollars, oder wie viel auch immer sie dafür kriegen, lächerlich macht.«
    Ihr faltiges Gesicht nimmt einen glückseligen Ausdruck an, als die Flasche in ihrem Mund zerspringt und sich der Alkohol mit der Schokolade vermischt. »Das ist wirklich gut, mein Junge. Obwohl das nicht in der Süßwarenfabrik Nammi in Akureyri hergestellt wurde.«
    Ich beneide sie außerordentlich, nehme selbst aber nur ein Toffee, das so zäh und klebrig ist, dass ich befürchte, das Alten- und Pflegeheim Hóll mehr oder minder zahnlos verlassen zu müssen.
    »Du hast die Olle also doch noch nicht ganz abgeschrieben«, sagt Gunnhildur und schaut mich aus ihren wasserblauen Augen an. »Bist wiedergekommen.«
    »Ja, ich wollte dich gern noch mal treffen und mich ausführlicher mit dir unterhalten.«
    Dann erzähle ich ihr von meinem Kontakt zu ihrem Enkel und ihrem Schwiegersohn, schwäche deren Aussagen über sie jedoch stark ab.
    »Geiri wie er leibt und lebt«, erwidert sie. »Er ist voller …«
    »Bosheit, Gehässigkeit und Niederträchtigkeit?«
    »Ja, exakt. Woher weißt du das?«
    »Tja, ich hab davon gehört. Und dann habe ich ihn ja selbst kennengelernt.«
    »Bosheit. Gehässigkeit. Niederträchtigkeit. Das beschreibt Geir haargenau.« Sie findet in der Pralinenschachtel eine weitere Flasche. »Vielleicht bist du gar nicht so dumm, mein Junge. Es gibt schließlich genug Dummköpfe.« Sie nickt mit dem Kopf in Richtung
Springfield-Story-
Mafia, so dass ihr Zopf hin und her schaukelt.
    »Aber ich kann deiner Aussage immer noch nicht ganz folgen. Dass der Tod deiner Tochter kein Unfall war.«
    »Wie

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