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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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willst du hinaus?«
    »Ach, ich hab nur rausgekriegt, dass sich Skarphéðinn und Örvar Páll schon vor fünf Jahren kennengelernt haben. Damals hat Skarphéðinn die Hauptrolle und Örvar Páll eine Nebenrolle, einen Polizisten, in einem Jugendfilm gespielt –
Ritter der Straße

    »Ritter der Straße?«,
entgegnet Ólafur Gísli und stimmt ein Lied an: »
Sein neues Ross ist eine Honda, sein Helm glänzt wie Feuer …
«
    »Genau.«
    »Saust und braust über den Asphalt, alles zittert und flirrt …«
    »Du kennst dich ja verdammt gut mit alten Hits aus!«
    »Ich kenne mich mit allen wichtigen Dingen des Lebens gut aus. Aber mal im Ernst: Welche Rolle spielt das?«
    »Natürlich gar keine. Ich hab mich nur mit dem Regisseur des Films unterhalten, und der hat erzählt, dass die Hauptdarstellerin, ein junges Mädchen, Inga Lína oder so, vor ein paar Jahren gestorben sei.«
    »Woran?«
    »Daran konnte er sich nicht mehr genau erinnern, aber es hatte wohl was mit Drogen und Depressionen zu tun.«
    »Da ist sie ja nicht die Einzige, die aus diesen Gründen jung stirbt.«
    »Nein. Ich suche nur nach einem Zusammenhang. Die jugendlichen Hauptdarsteller des Films sind beide tot, und Örvar Páll ist in diesem Fall der Einzige, von dem wir wissen, dass er sie beide kannte.«
    »In diesem Fall, ja. Aber der Tod des Mädchens vor ein paar Jahren ist ein anderer Fall. Sollten wir die nicht auseinanderhalten? Ich sehe da keine direkte Verbindung.«
    »Ich auch nicht«, murmele ich.
     
    Nachdem ich Füße baumelnd im Schrankfenster gesessen und aus Naturschutzgründen sowie aus Rücksicht auf die Dame von oben dort meine Giftwolken ausgespien habe, komme ich zu dem Schluss, dass ich momentan nicht viel tun kann, außer auf die Bekanntgabe der Untersuchungshaft von Agnar Hansen zu warten. Ich wühle in den Papierstapeln auf meinem Schreibtisch und mache Notizen, die möglichst viel mit gesundem Menschenverstand zu tun haben. Dann fällt mir ein Zettel mit dem Namen Guðmundur Ásgeirsson, Volkswirt, in die Hände – der Enkel von Gunnhildur Bjargmundsdóttir und Sohn der verstorbenen Ásdís Björk und des Firmendirektors Ásgeir Eyvindarson.
    Um mich zu beschäftigen, schlage ich das Telefonbuch auf. Guðmundur wohnt nicht in Akureyri, sondern in Reykjavík.
    Ein kleines Kind antwortet am Telefon.
    Ich frage nach dem Papa.
    »Papa! Papa! Da ist ein Mann am Telefon!«
    Nachdem das Kind den Hörer geräuschvoll auf den Fußboden fallen lassen hat, ertönt eine Männerstimme: »Guðmundur.«
    »Guten Tag. Ich heiße Einar, Reporter beim
Abendblatt
in Akureyri.«
    »Ja, und?«
    »Entschuldige die Störung und herzliches Beileid.«
    »Danke«, entgegnet er, hörbar verwundert oder wachsam. Oder beides.
    »Ich hatte kürzlich einen Anruf von deiner Großmutter Gunnhildur.«
    »Ja, und?«, sagt er wieder.
    »Und ich habe sie auf ihren Wunsch im Alten- und Pflegeheim besucht.«
    »Und?«
    »Tja, ich weiß nicht genau, wie ich es am besten ausdrücken soll. Sie wollte mir mitteilen, dass sie glaubt, der Tod ihrer Tochter, deiner Mutter, sei kein Unfall gewesen.«
    Er sagt nichts.
    »Sie konnte mich nicht so richtig davon überzeugen, aber ich war auch nicht imstande, den Gedanken ganz beiseitezuschieben. Daher habe ich beschlossen, dich anzurufen.«
    Eine halbe Minute scheint zu vergehen, bevor er das Wort ergreift. »Soll das ein Interview sein? Willst du das veröffentlichen?«
    »Nein. Ich möchte nur herausfinden, was da im Busch ist. Falls da überhaupt was im Busch ist.«
    »Also, ich kann dir sagen, was da im Busch ist: Meine liebe Großmutter ist nicht ganz auf der Höhe. Sie kann sich nicht mit der Realität abfinden.«
    »Mit welcher Realität?«
    »Der Realität, dass meine Mutter an einer Krankheit litt, die man Hypochondrie nennt.«
    »Hypochondrie? Das Wort kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht genau …«
    »Auf Isländisch nennt man es Einbildungskrankheit.«
    »Und was …«
    »Papa! Papa!«, ruft eine helle Stimme. »Fertig! Ich hab groß gemacht!«
    »Entschuldige bitte, ich muss hier wichtigen Verpflichtungen nachkommen«, sagt Guðmundur hektisch. »So ist das jedenfalls mit meiner Großmutter.«
    »Willst du damit andeuten, dass Gunnhildur auch diese Einbildungskrankheit hat? Hypochondrie?«
    »Na ja, vielleicht nicht unbedingt in derselben Ausprägung. Ich kann nicht beweisen …«
    »Papa! Das Aa ist auf den Boden gefallen!«
    »Da hörst du es«, sagt er. »Hat sie etwa behauptet, mein Vater

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