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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Stolzes.
    »Weiß sie es denn auch erst seit kurzem?«
    »Über die Eröffnung unserer Niederlassung wurde in der Zeitung berichtet, zusammen mit einem Foto von mir. Und von dir.«
    Ich schneide eine Grimasse in Erinnerung daran, wie unangenehm mir der Abdruck dieses Fotos war. »Aber warum hat Sigrún damals nicht Kontakt zu dir aufgenommen? Warum hat sie dich nicht wissen lassen, dass sie ein Kind von dir erwartet?«
    Jetzt schneidet er eine Grimasse. »Das ist so eine Sache. In der kurzen Zeit, die wir zusammen waren, ist sie ständig darauf rumgeritten, dass sie keine Verpflichtungen eingehen wollte. Sie wollte ins Ausland, studieren, das Leben kennenlernen, wie sie es nannte, und sich von keinem Mann davon abhalten lassen. Das Letzte, was sie zu mir gesagt hat, war: Danke, Ásbjörn, und vergiss mich. Es hat lange gedauert, bis ich sie vergessen hatte. Als sie merkte, dass sie schwanger war, konnte sie nicht mehr zurück. Im Grunde glaube ich, dass sie es nicht anders gewollt hat. Und die wenigen Male, die Ásbjörg nach ihrem Vater fragte, deutete Sigrún an, er sei Ausländer und sie sei nur eine Nacht mit ihm zusammen gewesen. Aber jetzt hielt sie es für falsch, die Wahrheit noch länger geheim zu halten. Sigrún hat uns erzählt, dass sich Ásbjörg im letzten Jahr ziemlich hängenlassen hat. Sie hat die Schule geschmissen und ihre Mutter ständig nach ihrem Vater gefragt. Sigrún zieht demnächst mit einem Mann zusammen, von dem sie ein Kind erwartet. Das alles hat dazu geführt, dass sie, als das Foto von mir in der Zeitung erschien, ihrer Tochter erzählt hat …«, er verbessert sich, »… unserer Tochter erzählt hat, dass ich ihr Vater bin.«
    »Und die geheimnisvollen Telefonanrufe tagsüber und nachts? War das Ásbjörg?«
    »Sie war wohl ziemlich aufgewühlt wegen dieser neuen Kenntnisse über ihre Herkunft. Konnte an nichts anderes mehr denken. Ihre Mutter wusste nichts von den Telefonanrufen, bis sie Ásbjörg einmal dabei überrascht hat. Daraufhin hat Ásbjörg zugegeben, dass sie mich angerufen hat.«
    »Aber sie hat nie was gesagt, oder? Immer nur aufgelegt?«
    »Ja, ich kann das gut verstehen. Sie wollte in erster Linie irgendwie Kontakt aufnehmen. Meine Stimme hören, hat sie ihrer Mutter erzählt. Sie konnte ja nicht einfach sagen: Ich heiße Ásbjörg, und du bist mein Vater.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Karó ist wieder eingefallen, dass Ásbjörg einmal hierher zum Empfang kam, um eine Zeitung zu kaufen. Obwohl sie Abonnenten sind. Karó hat sie gefragt, warum sie hierhergekommen wäre und die Zeitung nicht einfach am nächsten Kiosk gekauft hätte. Daraufhin ist Ásbjörg rausgerannt. Später hat sie Karó, mich und Snúlli auf der Straße beobachtet, ohne dass wir es gemerkt haben. Und dann hatte sie diese Idee.«
    »So zu tun, als hätte sie einen entlaufenen Hund gefunden?«, frage ich und denke daran, dass Snúlli für Ásbjörn und Karó fast wie ein eigenes Kind ist.
    Ásbjörn schüttelt wieder den Kopf. »Das arme Mädchen«, sagt er und tupft sich die Augen. »Als ihre Mutter uns das alles erzählte, hat Ásbjörg nur dagesessen und ist abwechselnd rot und blass geworden.«
    »Hat sie ihre Mutter dazu überredet, bei dieser inszenierten Rettungsaktion mitzumachen?«
    »Sigrún meint, sie hätte im Grunde keine andere Wahl gehabt. Ásbjörg war davon besessen, dass wir uns auf diese Weise kennenlernen müssten. Indem sie uns eine Freude bereitete. Dann würde ich, ihr Vater, sie schätzen.« Er verbirgt sein Gesicht in den Händen. »Das arme, arme Mädchen.«
    »Und wie hat Karó die ganze Sache aufgenommen?«
    Jetzt strömen Tränen aus Ásbjörns blutunterlaufenen Augen. »Karó hat das irgendwie gespürt. Aber ich Holzklotz nicht. Nein, nein, es hatte nichts mit Begriffsstutzigkeit zu tun, wie du es ausgedrückt hast, Einar. Karós ganze Anspannung, ihre Nervosität und Erregung, vor allem nachdem die kleine Ásbjörg immer öfter unter dem Vorwand, Snúlli besuchen zu wollen, zu uns gekommen ist – das war alles, weil Karó gespürt hat, dass da irgendwas nicht stimmte. Ich glaube, sie hat wirklich gespürt, worum es ging, auch wenn sie es nicht gesagt hat. Und ich hab irgendwas von Eifersucht gelabert … Karó ist dann auf einmal ganz ruhig und gelassen geworden. Sie ist sogar noch vor mir aufgestanden und hat Ásbjörg in den Arm genommen. Während ich nur wie angewurzelt dasaß. Ich bin ein solcher Holzklotz.« Er wischt sich mit seinem zerknitterten

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