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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Boden.
    Mich befällt die Krätze! Tim riß die
Augen noch weiter auf. Hung! Der Dealer! Das gibt’s nicht. Der bei Lam? Das
kann doch nicht Wahrheit sein!
    „Ja?“ hörte er Lams Stimme.
    Der Restaurant-Besitzer kam von der
Seite ins Bild.
    „Fehlt Ihnen was?“ fragte er. „Sie
haben sich verletzt.“
    Hung warf das Paket auf den Tisch und
nahm seinen Helm ab.
    Tim sah ein schweißnasses Gesicht und
die — Mundwinkel-Narbe.
    „Du bist Chinese wie ich, Lam Wung
Chung“, spie der Dealer schrill durch die Zähne. „Du weißt, wer die Triaden
sind. Wer sich ihnen widersetzt, ist tot, tot, tot. Ich gehöre zu ihnen.
Polizei verfolgt mich. Sie wird gleich hier sein. Meine Maschine liegt draußen.
Ein verfluchter Unfall. Sie werden mich fassen. Verhindern kann ich das nicht.
Aber sie werden nichts bei mir finden. Nimm dieses Paket! Du versteckst es. Du
verteidigst es mit deinem Leben.Du bist verantwortlich für dieses Paket. Bis
wir es holen. Das wird bald sein. Los, nimm es und weg damit! Ich bin nie hier
gewesen. Du hast mich nie gesehen.“
    Hung stülpte sich den Helm auf den
Kopf. Hüpfend bewegte sich der Dealer in Richtung Tür.
    Ich glaube, ich hänge, dachte Tim. Habe
ich Sinnestäuschung? Können Glotzer und Löffel gleichzeitig versagen? Unsinn!
Das ist Wirklichkeit. Mir wird dieser Lumpenkerl vorgeführt — aber ich bin
gefesselt. Pst! Bemerkt hat er mich nicht.
    Luchsäugig beobachtete er, wie Lam immer
noch versteinerte.
    Eine Tür fiel zu, sanft. Die
Eingangstür war das.
    Lam verharrte. Jetzt rührte er sich. Er
trat zum Tisch, starrte das Paket an und nahm es vorsichtig auf. Schnüffelnd
berührte er es mit der Nase. Dann versank er in Nachdenken, und Tim sah
andächtig zu.
    Ein Ruck durchfuhr Lam — nein, ein
Entschluß.
    Und ich wette, dachte Tim, daß in dem
Paket Heroin ist. So ein Glück für uns! Ebensogut hätte Hung seine Todesdroge
im Präsidium abliefern können.
    Tim baumelte, schaukelte, wartete,
spürte, wie ihm das Kreuz abkühlte, denn oberhalb des Gürtels hatte er sich
bloßgestrampelt — bei seinem Kampf gegen Drache und Schlange.
    Lam ließ auf sich warten.
    Jetzt trat er auf den Hof — mit
gesenktem Blick.
    „Ich meine, Tim, für heute machen wir
Schluß.“
    Tim hatte nichts dagegen.
    Lam löste das Seil vom Mauerhaken und
ließ seinen Schüler herab.
    Auch nicht schlecht, wieder Boden unter
den Füßen zu haben, dachte Tim. So, Lam, nun mal raus mit der Neuigkeit!
    Lam öffnete Tims Handfessel.
    Tim wartete, nahm den Brustgurt selbst
ab und blickte in Lams Gesicht.
    Es war völlig unbewegt — eine
gleichgültige Miene, als sei überhaupt nichts passiert.
    In diesem Moment begriff Tim.
    Er fügt sich, dachte er fassungslos. Er
gehorcht dem Dealer. Er versteckt das Paket. Heroin! Er versteckt es
tatsächlich. Mein Gott! Er hat Angst vor den Triaden — hat Angst um sein Leben.

16. „…klingt nach Ungeziefer…“
     
    Kommissar Glockner saß im Wagen, hatte
den Sprechfunkhörer am Ohr und gab zum dritten- nein, viertenmal den
Fahndungsaufruf an die Zentrale durch.
    „Schwarzgekleideter Motorradfahrer mit
silbrigem Helm flieht auf einer Maschine mit dem Kennzeichen“, er nannte es, „in
Richtung Vierhausen, Nachtstetten oder Blöhmberg. Sofortige Festnahme..
    Kistler und Hoffebaum kamen, endlich.
    „Wir rauschen ab“, sagte Glockner. „Dieser
Duvrièl — da bin ich mir sicher — hat Hung ein Zeichen gegeben. Beweisen läßt
sich das nicht. Aber wir wissen Bescheid. Ihr besorgt euch einen
Durchsuchungsbefehl und nehmt Hungs Wohnung auseinander. Finden werdet ihr
sicherlich nichts. Trotzdem! Also ab die Post!“
    Wenig später bogen sie ein in die
Altmarkt-Straße, weil das der kürzeste Weg war — zurück zum Präsidium.
    Kistler trat versehentlich auf die
Bremse. Hoffebaum gab ein verwundertes „Da! Da!“ von sich.
    Der Kommissar traute seinen Augen
nicht.
    Hungs Maschine lag auf dem Gehsteig — ein
Stück hinter dem HONGKONG. Den Chinesen hatte es offenbar hart auf die Knochen
geschlagen. Hüpfend entfernte er sich, wobei er sich mit der rechten Hand an
den Hausfronten abstützte.
    Weit war er noch nicht gekommen in
seiner Känguruh-Gangart.
    „Manchmal hat auch unsereins Glück!“
rief Kistler.
    Er hielt, als sie auf gleicher Höhe mit
Hung waren.
    Glockner und Hoffebaum sprangen aus dem
Wagen.
    Der Chinese lehnte sich an die Mauer.
Über Kinn und Hals strömte Schweiß.
    „Tze Hung?“ fragte Glockner. „ Herr Tze Hung?“ Er hielt seine Blechmarke

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