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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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habe jedes Wort gehört.“
    Der Alte sah ihn an. Nur für eine
Sekunde huschte Schreck über das Runzelgesicht. Lam schwieg.
    „Dieser Typ ist der Dealer, den wir suchen,
Lam. Der mit der Mundwinkel-Narbe.“
    „Ich dachte es mir.“
    „Lam, das Paket! Das ist Heroin. Eine
Riesenmenge. Wollen Sie, daß die Triaden das abholen? Bitte, antworten Sie
nicht sofort. Ich will mal auf die Straße sehen, wo der Kerl geblieben ist. Er
hat gar nicht versucht, seine Komplicen anzurufen. Das bedeutet, die Polizei
ist ihm dicht auf den Fersen. Und er darf nicht riskieren, andere Triaden zu
gefährden. Ich komme sofort zurück.“
    Tim lief durch die Einfahrt zur Straße.
    Als er um die Mauerkante äugte, sah er,
wie Glockner und Hoffebaum den Verletzten festnahmen.
    Die Maschine lag unweit der Einfahrt
auf dem Gehsteig und war stellenweise verbeult.
    Tim begriff. Hung hatte keine Chance
gehabt. Selbst wenn er sich versteckt hätte, um sich dann abholen zu lassen von
einem Komplicen — genützt hätte das wenig. Denn die Maschine konnte er nicht
mitnehmen. Ihr amtliches Kennzeichen war wie sein Personalausweis.
    Der Wagen fuhr ab — mit Glockner,
Kistler und Hung.
    Hoffebaum postierte sich bei dem Krad,
betrachtete es von allen Seiten und schob die Hände in die Manteltaschen.
    Tim lief auf den Hof zurück.
    Lam war nicht mehr da, aber die
Hintertür stand offen.
    „Tim!“
    Lam saß im Restaurant, an einem Tisch
in der hintersten Nische. Eine chinesische Lampe, an der Schnüre und Perlen
hingen, vergoß warmes Licht. Mit einer Handbewegung bedeutete Lam seinem jungen
Freund, sich zu setzen.
    „Du hast gehört, Tim, was er sagte. Es
ist nicht übertrieben. Du erwartest von mir, daß ich das Paket bei der Polizei
abliefere. Wenn ich das tue, bin ich tot. Und keine Polizei der Welt wird das
verhindern. Ich kann mich nicht ewig in einer Zelle verkriechen. Irgendwann
werde ich ohne Schutz sein, und dann schlagen sie zu. Willst du das?“
    „Wie können Sie das fragen, Lam?
Andererseits wäre es Wahnsinn, dem nächsten Triaden, der nachher bei Ihnen
reinschneit, das Heroin auszuhändigen. Die Menge reicht aus, um Hunderte
süchtig zu machen. Die Triaden — das hörte ich — ziehen sich besonders einen
drogenabhängigen Nachwuchs heran. Sie verkaufen Heroin an Jugendliche. Die
richten sich zu Grunde — aus Blödheit, aus Leichtsinn, aus Angabe. Sind sie
erstmal drauf auf dem Todestrip, begehen sie Beschaffungsverbrechen. Denn sie
brauchen ja Geld für ihre Droge. Das Taschengeld reicht nicht. Deshalb fangen
sie an zu stehlen, einzubrechen, zu rauben. Eine Kette ohne Ende. Ein
Teufelskreis. Die Dealer machen Kasse; und wir beide wären — was die Schuld
betrifft — nicht viel besser als sie, wenn wir der Polizei das Rauschgift
unterschlagen.“
    „Ich kann dich nicht hindern, Kommissar
Glockner Bescheid zu geben, Tim.“ Lams Stimme klang wie immer, ohne eine Spur
Selbstmitleid. „Ich bin ein alter Mann. Vielleicht sollte ich mich opfern.“
    „Kommt nicht in die Tüte!“ rief Tim. „Sooooo
meine ich das nun auch wieder nicht. Was wir brauchen, ist eine Lösung sowohl
als auch. Das heißt: Das Heroin muß sichergestellt werden, und Sie müssen mit
heiler Haut davonkommen, weil Ihnen die Triaden keine Schuld geben können.“
    Lam lächelte dünn. „Diese Lösung gibt
es nicht.“
    Tim betrachtete das gelb-rote Gewürz.
Er hätte gern mal gekostet. Aber ihm stand nur der Finger zur Verfügung.
Unmöglich! Schließlich waren sie hier nicht im Internats-Speisesaal, wo zwar
gute Manieren zur Vorschrift gehören, die Pauker ihre Augen aber nicht überall
haben.
    „Doch!“ Tim reckte das Kinn. „Die
Lösung ist machbar. So wohl als auch. Ich denke mir das so...“
    Er senkte die Stimme und setzte Lam
seinen Plan auseinander.
    Der Chinese lächelte. „Damit bin ich
einverstanden.“
    „Großartig. Ich schätze, daß es noch
heute passiert. Voraussetzung ist natürlich, daß Hung seine Komplicen
verständigt. Das geht. Als Untersuchungshäftling hat er das Recht, Freunde,
Bekannte, Verwandte anzurufen.“
    Einer von Lams Köchen kam herein.
    „Telefon, Chef“, fistelte er. „Nein,
nix für Sie. Polizeichef hat Botschaft gegeben. Polizeichef Glockner. Junger
Freund Tim soll — wenn hier — zu Präsidium kommen. Schnell, schnell! Ist ganze
Botschaft, Chef.“

     
    *
     
    Die TKKG-Bande, jetzt vollzählig,
versammelte sich um Glockners Schreibtisch. Tim erfuhr, wie die Sache Hung
stand. Nämlich schlecht.
    „Daß er

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