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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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uns vor seiner Adresse zunächst
entwischt ist“, sagte der Kommissar, „bringt alles zum Einsturz. Getürmt ist
dieser Ganove natürlich nur, weil er etwas bei sich hatte, das wir auf keinen
Fall bei ihm finden durften. Heroin. Als wir ihn dann einholten, nachdem er
sich in der Öllache mit dem Krad überschlagen hatte, war er sauber — in dem
Sinn: In seinen Taschen fand sich nichts Belastendes. Kein Heroin, keine Waffe,
keine gefälschten Papiere. Nichts. Er hat die Gelegenheit genutzt, seine
Todesdroge wegzuwerfen. Kistler und Hoffebaum sind die ganze Strecke inzwischen
fünfmal abgefahren und haben gesucht wie die Blöden. Nichts. Das bedeutet
leider, daß wir dumm dastehen. Was sollen wir gegen ihn Vorbringen? Ich werde
ihn dir gegenüberstellen, Tim. Aber auch das hilft nicht viel — selbst wenn du
ihn als den Mann erkennst, mit dem du die Keilerei hattest. Denn er wird
leugnen. Dann steht Aussage gegen Aussage; und mit einem Jugendlichen als
einzigen Zeugen erhebt der Staatsanwalt keine Anklage.“
    „Eine Ungerechtigkeit!“ schimpfte
Klößchen. „Unsere Aussagen sind genauso viel wert wie die von Erwachsenen.“
    „Für mich ja, Willi. Weil ich euch
kenne. Aber das Strafrecht befindet anders. So, jetzt soll Herr Tze Hung
reinkommen.“ Glockner telefonierte.
    Spannung lag auf allen Gesichtern, als
sich die Tür öffnete. Der Chinese humpelte. Wie der Polizeiarzt festgestellt
hatte, war der Fuß nicht gebrochen, aber eine Sehne bis fast zum Zerreißen
gezerrt worden.
    In dem Gelbgesicht zuckte kein Muskel.
Der Blick huschte über die TKKG-Bande und verweilte — etwa für eine halbe
Sekunde - auf Tim.
    Er erkennt mich, dachte der Anführer
der TKKG-Bande. Aber er hat seine Miene im Griff.
    Glockner wies auf einen Stuhl ohne
Polsterung.
    „Setzen Sie sich.“
    Tim musterte Hung.
    Um der Ehrlichkeit willen, dachte der
TKKG-Anführer, muß ich eins zugeben: Am Gesicht erkenne ich ihn nicht. Er sieht
aus wie ein Chinese. Die Mundwinkel-Narbe ist das einzige Merkmal. Säßen hier
fünf Chinesen und er hätte die Narbe überschminkt, könnte ich ihn nicht
aussondern. Eigentlich erkenne ich ihn nur am schwarzen Lederanzug. Mehr — zum
Satan! — kann ich nicht behaupten. Denn auch diesem Typ muß Gerechtigkeit
zukommen.
    „Ich glaube“, sagte Tim, „er ist der
Dolch-Stecher mit dem Heroin unter der Jacke. Aber beschwören kann ich’s nicht.“
Glockner nickte, senkte den Blick auf die Schreibunterlage und machte sich eine
Notiz.
    „Na, also“, meinte Hung. „Merken Sie
jetzt, Herr Kommissar, daß Ihre Beschuldigung keine Grundlage hat.“
    Tim hob die Oberlippe und fletschte ihn
an.
    „Wir können Ihnen nichts nachweisen.
Das ist was ganz anderes. Eine weiße Weste unter Ihrem schwarzen Lederblouson
haben Sie deshalb nicht. Nicht mal, wenn sie mit Heroin bestäubt ist. Aber die
Polizei wird Sie erwischen. Alle Dealer werden irgendwann erwischt. Und brutale
Typen, die eine alte Frau niederschlagen und ihr den Schmuck rauben — sowieso.“
Hung verzog den Mund, als wollte er ausspucken. Der Giftblick aus Ratten-Augen
hätte bei einem zarteren Gemüt, als Tim es ist, Magenkrämpfe ausgelöst.
    „Dann kann ich wohl jetzt gehen,
Kommissar!“ Hungs Stimme schrillte, befehlte.
    „Sie können. Ihre Maschine steht auf
dem Hof.“
    „Ich lasse sie abholen. Ich nehme ein
Taxi.“
    Hung stand auf und humpelte hinaus. Die
Tür polterte gegen den Rahmen.
    „Das hat nicht geklappt“, sagte Glockner.
„Schade. Wenn wir wenigstens das Heroin gefunden hätten, das er ganz bestimmt
bei sich hatte. Aber vielleicht lächelt uns jetzt das Glück. Ich lasse ihn
beschatten. Fangschmidt soll das machen. Den kennt Hung nicht. Natürlich wird
er zusehen, daß er das Heroin wiederfindet. Dabei sehe ich unsere Chance.“
    Tim beschäftigte sich mit seinen
Fingern.
    Hoffentlich, dachte er, sieht mir
niemand an, daß ich bis zum Hals im Zwiespalt stecke. Verdammt! Ich darf Lam
nicht reinreißen. Und noch weniger darf ich dem Kommissar sagen, was ich
vorhabe. Erst muß das gelaufen sein.

18. Übers Ohr gehauen
     
    Die Glocke über dem Eingang zu
Scheffels Antiquitäten-Geschäft bimmelte.
    Detl trat ein, versuchte, seine
Kopfschmerzen zu vergessen, und hob die Mundwinkel etwas. Sein Gesicht sollte
Zuversicht ausstrahlen und die Erwartung auf Reichtum.
    Der Hehler kam aus seinem Büro. Das
Ballon-Gesicht schwebte im Halbdunkel.
    „Ah, der Detl. Na, alles in Ordnung?“
    „Leider nicht. Man hat mich überfallen.
Mein

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