Todeshaus am Deich
Freie traten.
»Das glaube ich nicht«, murmelte Große Jäger und sah
interessiert zu, wie Kapitän Thordsen, sein offenbar ewiger Begleiter Harry
Seelig und von Hasenteuffel-Stichnoth auf den Neuankömmling zugingen.
Thordsen umarmte den jüngeren Mann. Anschließend gab
Seelig ihm die Hand. Der Baron beließ es bei einem Kopfnicken. Die drei gingen
auf den Peugeot zu und stiegen ein, wobei der Fahrer dem Kapitän behilflich
war, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen, während die beiden anderen im Fond
saßen. Nachdem auch der Fahrer wieder eingestiegen war, rollte der Wagen
Richtung Husum zurück.
»Was ist das für eine Expedition?«, fragte Große Jäger
neugierig. »Äußerst merkwürdig, nachdem uns der Hasenteuffel lang und breit
erklärt hat, dass die anderen Alten für ihn nichts als Flachpfeifen sind.«
»Das Ziel dieser Fahrt interessiert mich jetzt auch«,
sagte Christoph. Gegen den Protest des Oberkommissars zwängte er sich hinters
Lenkrad und folgte dem Peugeot, der in Richtung Stadt fuhr.
Wenn Husum die Stadt der kurzen Wege ist, so trifft
das auch auf das Autofahren zu. Wer sich mit dem Wagen durch die innere Stadt
wagt, muss im Allgemeinen alle paar Meter die Fahrtrichtung wechseln.
Große Jäger musste Christophs Gedanken erraten haben.
»Das ist einer der Gründe, weshalb wir hier in Husum
relativ wenig auswärtige Kriminelle haben.«
»Welchen meinst du?«, fragte Christoph.
»Bei dem Links-rechts-links im Zentrum und den
zahlreichen engen Einbahnstraßen verfahren die sich.«
Auf der rechten Seite tauchte der alte Friedhof auf.
»Es steht wohl nicht zu befürchten, dass die Alten
sich selbst dorthin bringen lassen«, unkte der Oberkommissar, bemerkte nach
einem raschen Seitenblick auf Christoph aber selbst seinen Fauxpas.
Der Peugeot verlangsamte seine Fahrt, setzte den
Blinker nach links und bog auf ein Grundstück ein.
»Das glaube ich nicht.« Große Jäger war überrascht. Um
seine Verblüffung zu unterstreichen, wiederholte er den Satz noch einmal.
»Das haben die nur dir zuliebe getan«, lachte
Christoph und bog ebenfalls auf das Gelände von McDonald’s ab. Jeder auf der
Dienststelle wusste um Große Jägers Vorliebe für Fastfood. Immer wenn der
Oberkommissar vorschlug, eine Kleinigkeit zu essen, führte ihn der Weg in ein
Schnellrestaurant.
Sie warteten, bis die drei älteren Herren dem Peugeot
entstiegen waren und laut miteinander schwatzend im Gebäude verschwanden.
»Wir geben ihnen noch fünf Minuten«, sagte Christoph.
Er merkte Große Jäger an, dass dem das Warten schwerfiel.
Als sie das Fastfood-Restaurant betraten, sahen sie
die vier Männer um einen Tisch herum gruppiert. Jeder hatte eines der
Einheitstabletts vor sich stehen, darauf die aufgerissenen Pappverpackungen.
Der Fahrer des Wagens und Harry Seelig hatten sich zudem noch eine Cola
bestellt, während der Baron einen Pappbecher mit Kaffee bevorzugte. Kapitän Thordsen
biss gerade herzhaft in seinen Hamburger. Die rote Sauce, die zwischen den
beiden Brötchenhälften hervorquoll und ihm von den Mundwinkeln in Richtung Kinn
herunterlief, schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Christoph hörte die
vier lachen, als auch von Hasenteuffel-Stichnoth zubiss und dabei den Salat und
die Tomatenscheibe aus dem Brötchen hervorquetschte. Beides landete zur
Erheiterung seiner Tischnachbarn mit einem Platsch auf dem Tablett vor ihm.
Während Christoph dieser fröhlich gestimmten Seniorenrunde
noch seine Aufmerksamkeit schenkte, stand Große Jäger bereits am Tresen und gab
seine eigene Bestellung auf. Christoph folgte ihm.
Sie wählten einen freien Tisch in der Nähe der vier
Männer. Als sie sich niederließen, wurden sie von Harry Seelig entdeckt. Der
stieß mit dem Ellenbogen Thordsen an und versuchte mit vollem Mund etwas zu
sagen, was ihm aber misslang. Durch diese Aktion wurden auch die beiden anderen
auf die Beamten aufmerksam und drehten sich zu ihnen um. Seelig sagte etwas,
das Christoph nicht verstand. Dann lachten alle vier schallend.
Der Oberkommissar hatte beschlossen, den Dienst für
eine Pause zu unterbrechen, und widmete sich ohne Beachtung der Geschehnisse in
seinem Rücken dem Hamburger Royal vor seiner Nase.
Als sie mit dem Essen fertig waren und Christoph noch
mit dem Rest Cola in seinem Pappbecher kämpfte und Große Jäger schon beim
Rauchen war, stand von Hasenteuffel-Stichnoth auf und kam an ihren Tisch.
»Es scheint, als wären Sie überrascht, uns hier zu
finden.«
»In der
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