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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Geschäft mit Ellis und war wie jeder andere Vater, der versuchte, sein quengeliges Kind zu beruhigen. Und heute? Ein Killer. Ein Soldat (offenbar, auch wenn ich mich nicht wie einer fühle). Keinerlei Gemeinsamkeiten mehr mit dem Mann, der ich einmal gewesen bin. Ich lebe von einem Tag auf den anderen, von einer Stunde zur nächsten … Und wenn der Krieg so eine Auswirkung auf mich hatte, wie mag das bei Ellis aussehen? Ich frage mich, was das kleine Mädchen, das an diesem Tag vor fünf Monaten keine größere Sorge hatte als die Entscheidung, welche Süßigkeit es haben wollte, wohl gerade macht …
    »Wäre schön, wenn das heute noch was wird«, stöhnt Paul. »Lass die verdammten Tagträume. Es ist gefährlich hier draußen, weißt du.«
    »Das waren keine Tagträume.«
    »Und ob. Verdammt noch mal, reiß dich zusammen.«
    »Mir geht es gut«, sage ich zu ihm und lasse ihn stehen.
    »Du warst schon wieder in deinem verdammten Märchenreich. Du musst einen klaren Kopf bekommen, Mann. Dich konzentrieren.«

    Der Kerl gibt niemals auf. Er ist wie ein Hund, der einen Knochen hat.
    »Ich bin konzentriert«, fahre ich ihn an.
    »Und worauf? Eine verdammte Tankstelle? Gib es zu, McCoyne, du schweifst ab. Du hast nicht einmal einen richtigen Plan.«
    »Doch, hab ich.«
    »Und was für einen? Durch die halbe, vom Feind besetzte Stadt zu einem Haus laufen, wo dein Kind deiner Meinung nach möglicherweise gewesen sein könnte? Du denkst dir das alles von Situation zu Situation aus. Du musst endlich anfangen, den Kampf als deine Priorität anzusehen; alles andere ist zweitrangig.«
    »Wenn es so eine schlechte Idee ist, warum bist du dann mitgekommen?«
    »Wie schon gesagt, ich würde gern mehr Freiwillige finden. Außerdem war ich nicht besonders scharf darauf, mit einer Bande von halbwilden Kindern in diesem Transporter eingeschlossen zu sein.«
    »Freiwillige … nennt ihr sie jetzt so?«
    »Hm, wie würdest du sie denn nennen?«
    »Wehrpflichtige … Lemminge …«
    »Also interessiert dich dieser Krieg nicht mehr? Bist du zufrieden damit, dass uns die Unveränderten einfach immer weiter angreifen? Du hast die Gaskammern gesehen … du weißt, womit wir es zu tun haben.«
    »Nichts hat sich geändert, Paul. Ich möchte immer noch so viele töten wie du.«
    »Dann zeig es auch. Hör mal, Kumpel«, seufzt er, »ich versuche nur, dir zu helfen. Ich verstehe, was du durchmachst.«
    »Verstehen! Wie zum Teufel willst du das verstehen? Meine fünf Jahre alte Tochter ist irgendwo da draußen …«
    Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ist er still.
    »Glaubst du wirklich, du bist der Einzige, der es schwer gehabt hat?«, fragt er schließlich mit angespannter, heiserer Stimme. »Glaubst du, du bist der Einzige, dem das Schicksal ein beschissenes Blatt in die Hand gegeben hat?«
    »Nein, ich …«
    »Ich muss dir nämlich sagen, Sonnenschein, dass das nicht so ist. Wir hatten es alle schwer. Was geschehen ist, hat das Leben von jedem Einzelnen von uns gründlich versaut, und wir versuchen alle nur, es wieder auf die Reihe zu kriegen.«
    »Ich sage ja nicht, dass ich …«
    »Du hast mich nicht einmal nach meiner Familie gefragt, oder? Was mir zugestoßen ist? Was mich hierherbrachte? Und weißt du, warum? Ich sage es dir, weil es dich nicht interessiert, und das zu Recht. Es spielt keine Rolle. Es ist nicht wichtig, gar nichts. Was geschehen ist, ist geschehen, jetzt kommt es nur darauf an, was wir künftig machen.«
    »Das verstehe ich, aber wenn ich Ellis finde, dann kann ich …«
    Ich verstumme, weil er stehen geblieben ist. Ich mache noch ein paar Schritte, dann drehe ich mich zu ihm um.
    »Es war an einem Mittwochabend gegen Viertel vor zehn, als es mit mir passierte«, sagt er. »Alles war so verdammt normal. Ich hatte mir im Fernsehen ein Fußballspiel angesehen. Meine Freundin war kurz vorher ins Bett gegangen, ich war allein unten. Ich saß nur da und starrte die Wand an, und dann machte es plötzlich klick, und alles ergab einen Sinn. Als hätte jemand eine verdammte Glühbirne eingeschaltet, weißt du? Als könnte ich plötzlich zum ersten Mal seit Jahren alles klar und deutlich sehen.«

    »Wovon redest du?«
    »Ich blieb eine Weile sitzen«, fährt er fort, beachtet mich gar nicht und wischt sich etwas aus dem Augenwinkel. »Dann ging ich in die Garage, holte einen Hammer und eine Säge, das Beste, was ich finden konnte. Dann ging ich wieder rein, lief nach oben und tötete Sharon. Als ich mit ihr fertig war, habe

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