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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ich ihn erreichen kann. Vielleicht schaffe ich es diesmal …

    Meine Arme und Beine schmerzen zu sehr, ich sinke gleich wieder zurück. Der Dreckskerl zuckt nicht einmal zusammen. Er weiß, dass ich nicht weg kann.
    »Sie riechen nach Pisse«, sagt er, lacht und schüttelt den Kopf. »Sie sind in einem jämmerlichen Zustand, großer Mann! Ganz allein, hilflos, angekettet und voller Pisse!«
    Ich kann nicht anders und versuche wieder, an ihn heranzukommen, doch diesmal sind die Schmerzen enorm, obwohl ich mich kaum bewegt habe. Er sieht mir in die Augen und hebt die Hand. Ich kneife die Augen zu und verkrampfe mich, da ich davon ausgehe, dass er mich schlägt. Aber ich spüre keinen Schmerz. Ich spüre, wie er an dem breiten Band über meiner Stirn zupft. Er lockert es ein klein wenig und macht einen Schritt zurück. Den Kopf kann ich jetzt immer noch nicht heben, aber wenigstens zur Seite drehen. Diese Freiheit ist wundervoll.
    Mallon nimmt das Tablett und setzt sich auf den Stuhl. Er schnuppert an der Suppe, dem Eintopf oder was immer es ist, dann hebt er einen Löffel und führt ihn an die Lippen. Bevor er ihn isst, hält er inne.
    »Möchten Sie etwas davon?«
    Der Wichser weiß, wie sehr ich das möchte. Er spielt wieder Spielchen mit mir, ich muss widerstehen. Die Befriedigung einer Antwort werde ich ihm nicht geben. Ich lasse ihn nicht aus den Augen, als er den Dampf wegbläst und einen Löffel isst. Er schließt die Augen, schüttelt erfreut den Kopf, übertreibt der größeren Wirkung wegen.
    »Oh, das ist gut … Wissen Sie, Danny, es wird immer schwerer, solches Essen zu finden. Ich wette, es ist lange her, seit Sie etwas so Köstliches gegessen haben.«
    Er isst weiter. Ich möchte, dass er aufhört. Bitte iss nicht alles auf …

    »Das ist Hühnersuppe, wissen Sie. Natürlich aus der Dose, aber der Fleischgeschmack ist unverkennbar. Ich weiß nicht einmal, ob es richtiges Fleisch ist, aber, oh Mann, es ist eine verdammt köstliche Suppe.«
    Er legt den Löffel weg und öffnet die Wasserflasche. Mein Mund und mein Hals sind trocken. Die Zunge scheint auf die zehnfache Größe angeschwollen zu sein, als wäre sie zu groß für meinen Mund. Er trinkt einen gewaltigen Schluck Wasser und gluckst übertrieben vor Zufriedenheit, als er fertig ist. Mein Blick klebt an ihm, und das weiß er auch. Mein Magen knurrt erneut.
    Er steht auf und kommt mit dem Tablett herüber. Ich betrachte den Dampf, der von der Suppe aufsteigt und in der Luft verweht, und versuche, mir den Geschmack vorzustellen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich die letzte warme Mahlzeit hatte …
    »Sie können das haben«, versichert er und stellt mir das Tablett auf die Brust. Ich sehe, wie es sich im Einklang mit meinem nervösen Atmen hebt und senkt. Ich spüre die Wärme der Suppe auf meinem Körper. »Sie können das alles haben, und mehr. Und dafür müssen Sie nur eines tun. Wissen Sie, was das ist?«
    Ich reagiere nicht. Ich weiß es nicht und will es nicht wissen.
    Ich besitze nichts, was dieser kranke Wichser haben möchte. Und falls es etwas Wichtiges gibt, woran ich nicht gedacht habe, lässt er bestimmt nicht locker, das weiß ich. Und je länger ich mich dumm stelle, desto mehr muss er sich anstrengen. Wenn ich lange genug schweige, muss er mir etwas erzählen, damit dieses blödsinnige Verhör weitergehen kann. Da, er räuspert sich schon. So leicht zu durchschauen, der Wichser.

    »Sie müssen nur eines tun, Danny«, sagt er und beugt sich über mich, »nämlich mit mir reden. Wir müssen nicht einmal eine richtige Unterhaltung führen. Sie können mir auch sagen, dass ich mich verpissen soll, wenn Sie möchten, ich will nur Ihre Stimme hören. Ich möchte, dass Sie auf mich reagieren …«
    Das werde ich nicht tun. Lieber verhungere ich. Er wartet und sieht mich hoffnungsvoll an. Warte ruhig weiter, Wichser.
    Und das macht er.
    »Mir kommt es komisch vor«, flüstert er schließlich, als er mich ein paar Minuten angesehen hat, »dass jemand wie Sie, der ganz offenkundig Hunger und Durst hat, es nicht über sich bringt, mir so einen kleinen Gefallen zu erweisen, damit er bekommt, was er so dringend braucht. Niemand wird es je erfahren, Danny. Niemand sieht zu …«
    Konzentrier dich. Ich sehe zur Decke und zähle die Risse.
    »Sie sind wirklich seltsam, seltsame Leute. Ich glaube, wenn ich Zeit und Lust hätte, einfach lange genug abzuwarten und zu beobachten, würden Sie lieber hier liegen bleiben und sterben, als nachzugeben.

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