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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Verrücktes Verhalten …«
    Er beugt sich über mich, bis ich nur noch sein Gesicht sehen kann. Ich spanne wieder den ganzen Körper an, doch er drückt mich behutsam mit einer Hand nach unten, und ich weiß, ich kann nichts machen. Ich stelle Blickkontakt her und unterbreche ihn nicht mehr. Wenn ich hier rauskomme, werde ich ihn töten. Ich werde seinen Körper in Stücke reißen, sein Gesicht gegen die Wand rammen …

    Mallon seufzt. Er schüttelt den Kopf mit gespielter Enttäuschung, dann hebt er das Tablett hoch und stellt es wieder auf den Stuhl. Ich betrachte die Wasserflasche, die noch zu zwei Dritteln voll ist, und sehe die letzten Dampfwölkchen von der Suppe aufsteigen. Er steht mit der Lampe an der offenen Tür.
    »Sie müssen nur mit mir reden. Sagen Sie einfach etwas … irgendwas …«
    Nach einer weiteren Pause schüttelt er erneut den Kopf und geht hinaus. Er schlägt die Tür zu und verriegelt sie, und es herrscht wieder vollkommene Finsternis in dem Raum.

IV
    D ie Folgen des Hasses waren enorm und unberechenbar. Zwar bekam vor allem der überlebende Teil der Bevölkerung – die durch die Veränderung Betroffenen ebenso wie die nicht Betroffenen – die Auswirkungen zu spüren, doch die Folgen reichten viel, viel weiter.
    Die große Scheidung, die die menschliche Rasse in zwei ungleiche Hälften spaltete, verursachte irreparable Schäden an jedem Aspekt des Lebens, bei dem zwei oder mehr Menschen zusammenarbeiten mussten. Binnen weniger Tage waren alle grundlegenden Dienstleistungen zusammengebrochen. Danach folgte eine Phase hektischer, jedoch kaum koordinierter Neuorganisation, während der die verbliebenen Ressourcen der Unveränderten umgeleitet wurden, um lebenswichtige Funktionen und die Verteidigung aufrechtzuerhalten. Doch innerhalb weniger Wochen waren selbst die lebenswichtigsten öffentlichen Dienste entweder zerfallen oder in die Knie gezwungen worden. Eine Art Regierung (mit einem zivilen Sprachrohr, aber unter der Kontrolle des Militärs) versuchte weiterhin so gut es ging, die verbliebene Infrastruktur des Landes zu koordinieren. Stadt- und Kreisverwaltungen waren entweder aufgelöst oder zusammengebrochen. Sämtliche Schulen wurden geschlossen. Die Krankenhäuser und das Gesundheitswesen waren ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Die noch funktionierenden Reste von Polizei und Feuerwehr wurden dem Militär angegliedert.

    Die Konzentration riesiger Massen von Flüchtlingen in hoffnungslos unvorbereiteten Lagern brachte darüber hinaus enorme, nahezu unlösbare logistische und praktische Probleme mit sich.
    Abgesehen davon, dass Nahrungsmittel, Unterkunft und ausreichende medizinische Versorgung fehlten, brach auch die Öl- und Energieversorgung verblüffend schnell zusammen, da Kraftwerke, Förderpumpen und Pipelines aufgegeben, zerstört oder abgeschaltet wurden. Da ausnahmslos jeder Mensch in den Krieg verwickelt wurde, waren die Anlagen, die am längsten arbeiteten, in der Regel die, die ohne Personal auskommen konnten.
    Die Evakuierung der Massen von Unveränderten in die Stadtzentren konzentrierte und verschärfte die Probleme nur noch, denen sich die Behörden gegenübersahen. Die extrem knappen Vorräte, die es zu verwalten galt, wurden mit höchster Priorität für das Militär reserviert. Scheiß auf die Zivilisten, es galt, einen Krieg zu gewinnen.
    Ohne ausreichende Versorgung mit frischem Wasser und einfachster medizinischer Hilfe wurden die Flüchtlingslager schnell zu Brutstätten für Seuchen. Bis dahin leicht heilbare Krankheiten wurden tödlich, unbedeutende Infektionen weiteten sich im Handumdrehen zu Epidemien aus. Der größte Teil der Toten wurde eingesammelt und verbrannt, doch Hunderte blieben unentdeckt. Der fast völlige Zusammenbruch des sanitären Systems verschärfte das Problem dramatisch.
    In den Städten produzierten die dicht zusammengedrängten Flüchtlingsmassen enorme Mengen Müll, die nicht mehr abgeholt oder entsorgt werden konnten. Davon abgesehen, dass die rapide anwachsenden Müllberge eine Gefahr für Leib und Leben darstellten, trugen sie ebenfalls zur weiteren
Verbreitung von Krankheiten bei. Ratten und anderes Ungeziefer waren Nutznießer der plötzlich enorm angestiegenen Nahrungsquellen; die Abwasserrohre, die nicht durch die Kampfhandlungen beschädigt worden waren, wurden durch Schutt verstopft.
    Ab Ende Mai stiegen die Temperaturen an, was in Verbindung mit regelmäßigen starken Regenfällen die Situation in den Flüchtlingslagern noch

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