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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Es gefällt mir nicht, dass
ich so viel Zeit zum Nachdenken habe. Dabei hinterfrage ich vieles, was mir als unumstößliche Gewissheit galt. Ich zweifle an mir selbst. Es weckt dumme, verrückte Gedanken an Ellis in mir – wie nahe ich ihr vielleicht bereits gekommen war und wie fern ich ihr jetzt bin. Ich war noch zwei Meilen vom Haus von Lizzies Schwester entfernt, und jetzt könnte ich überall sein.
    Was macht mein kleines Mädchen? Kämpft sie? Ist sie bereits tot? Befindet sie sich in einem anderen Raum in diesem Gebäude? Ist sie gar im Nebenzimmer? Was, wenn Mallon nicht wiederkommt? Was, wenn ich es versaut und meine Chance bei ihm vermasselt habe? Was, wenn er mich hier angekettet und auf diesem vollgepissten Bett verhungern lässt?
    Eine verdammte Katastrophe. Der ganze Lärm und die vielen Kämpfe – vier Monate -, und dann lasse ich mich von einem schlappen, übergewichtigen Unveränderten besiegen, der aussieht, als könnte er sich nicht aus einer Papiertüte freikämpfen. Er kann nicht der Einzige sein, der diese Einrichtung betreibt. Als sie mich geschnappt haben, waren sie mindestens zu viert auf der Straße, und keiner war so dick und untrainiert wie Mallon.
    Als ich an die Straße denke, muss ich auch an das Krankenhaus denken und wie ich Paul dafür kritisiert habe, dass er sich so unüberlegt in einen einseitigen Kampf gestürzt hat, den ich von Anfang an für eine Falle hielt. Aber wenigstens hat er gekämpft. Er könnte immer noch da draußen sein, während ich hier drin festsitze …
    Ich bekomme Angst.
    Das Tröpfeln wird lauter und schneller.
    Was habe ich falsch gemacht? Mein ganzes Denken kreist darum, wie ich hierhergekommen bin. Nicht nur
heute, ich denke an die Tage, Wochen und Monate der Kämpfe, die bis hierher geführt haben. Ich denke bis zur Anfangszeit des Hasses zurück, als ich mich zusammen mit Lizzie und den Kindern in der Wohnung verkrochen und Angst davor hatte, auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Mir wird klar, den ersten Fehler habe ich gemacht, als ich Harry tötete. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn zu töten, aber was ich danach getan habe, war falsch. Ich hätte weiterkämpfen und meinen Instinkten vertrauen sollen. Ich hätte erbitterter kämpfen, Lizzie, Edward und Josh töten und das Haus mit Ellis verlassen sollen, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Nicht auszudenken, wo ich heute sein könnte. Stattdessen bin ich hier. Besiegt, ohne dass ich einen einzigen Schlag hätte austeilen können. Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?
    Ich dachte, es bewegt sich etwas auf dem Bett.
    Ich dachte, ich hätte einen Lichtblitz gesehen.
    Halluziniere ich jetzt?
    Verliere ich den Verstand? Drehe ich in der Dunkelheit durch? Ich muss mich zusammenreißen, daher versuche ich, mich auf Ellis’ Gesicht zu konzentrieren. Doch je mehr ich mich konzentriere, desto weniger sehe ich. In meiner Angst vergesse ich, wie sie aussieht. Das Gesicht, das ich vor mir sehe, ist nicht ihres, es ist eine Mischung aus den verwilderten Kindern, die wir heute Morgen in der Schule gefunden haben … oder gestern Morgen … oder wann immer zum Teufel das war.
    Mein Bein tut weh.
    Ich will nur diese verfluchte juckende Stelle kratzen.

20
    D ie Tür fliegt auf, und Mallon stürmt in den Raum. Er trägt etwas mit beiden Händen und hält das Licht darunter. Durch die Kombination von grellem Licht und dunklen Schatten kann ich gar nichts mehr erkennen. Er sieht mich nicht an, ist offenbar ganz darauf konzentriert, was er mit mir machen will. Er wendet mir den Rücken zu, stellt etwas auf den Stuhl und platziert die Lampe in einer Ecke des Zimmers auf dem Boden.
    Was ist das für ein Geruch? Mein Gott, wie herrlich. Riecht nach warmem Essen … eine Suppe, denke ich. Aber das kann nicht sein, oder? Ist das auch wieder ein Trick, den mir mein übermüdeter Verstand spielt? Mallon dreht sich um und kommt näher. Er hat ein Tablett auf den Stuhl gestellt. Ein Teller, von dem Dampf aufsteigt, steht darauf, daneben eine Plastikflasche mit Wasser. Mein Magen knurrt und verkrampft sich.
    »Sie müssen verdammt hungrig sein«, sagt Mallon, dessen tiefe Stimme durch den ganzen Raum hallt. Ich verkneife mir die Antwort, die mir auf der Zunge liegt, im allerletzten Moment, weil ich daran denke, was er ist und was seinesgleichen Leuten wie mir angetan hat. »Sie sehen hungrig aus. Bestimmt sind Sie völlig ausgehungert.«
    Er beugt sich über mich, und ich strecke mich unwillkürlich in den Ketten, damit

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