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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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wieder hinaus und schließt die Tür ab.

22
    I ch öffne die Augen wieder, und diesmal ist der Raum von langen Schatten erfüllt. Regen prasselt gegen das Fenster, das Wasser in der Ecke fällt jetzt konstant herab und tröpfelt nicht mehr nur. Ich lege den Kopf so weit ich kann zurück und sehe, dass das Brett vor der Scheibe bewegt wurde. Das muss Mallon getan haben, als er das letzte Mal hier war. Er hat es nur leicht weggerückt, aber ausreichend, dass trübes Licht auf die Wand gegenüber fällt, das sich vom Fenster bis zu dem schiefen Kruzifix erstreckt. Ich muss fest geschlafen haben.
    Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt. Ich komme mir vor wie ein Verräter, als hätte ich mich und meine Art verraten und verkauft, als wäre ich ein minderwertiger Mensch, weil ich mit Mallon geredet habe. Aber wenn ich es nicht getan hätte, läge ich vermutlich immer noch mit leerem Magen und straff gefesselten Armen und Beinen in völliger Dunkelheit. Ich sage mir, dass ich nichts verraten habe (nicht, dass ich überhaupt etwas preiszugeben hätte) und keiner kompromittiert wurde, außer mir. Heutzutage überleben nur die Stärksten, und wenn ich hier festsitze, bin ich im Arsch, sobald der nächste Kampf beginnt. Und der nächste Kampf kommt bestimmt …
    Ich höre, dass sich draußen etwas tut, dass sich auf der anderen Seite der Tür etwas bewegt. Plötzlich wird sie aufgeschlossen und aufgerissen, und Mallon stürmt so
lautstark herein, dass ich erschrecke. Ich verfluche mich, weil ich mich nicht konzentriert habe – ich darf nicht derart nachlässig sein. Wenn ich hier liege, bin ich verwundbar und entblößt. Sollte er sich gegen mich wenden, bin ich tot.
    Er stellt eine frische Flasche Wasser auf den Stuhl, dann schließt er die Tür ab.
    »Wie fühlen Sie sich heute Morgen, Danny?«
    Ich antworte nicht. Er beugt sich über mich und sieht mir ins Gesicht. Instinktiv versuche ich, ihn anzugreifen, und vergesse die Ketten, mit denen ich nach wie vor gefesselt bin. Meine Arme werden nach unten gerissen, die ohnehin schmerzenden Schultern fühlen sich an, als hätte man sie aus den Gelenkpfannen gerissen. Mallon, der ein wenig zurückweicht, gibt sich unbeeindruckt. Wichser. Ich möchte Angst und Hass in seinem Gesicht sehen, aber da ist nichts. Mehr Spielchen. Noch mehr verdammte Spielchen.
    »Machen wir hier drin etwas Licht, damit wir uns besser sehen können«, sagt er und geht zum Fenster. Er entfernt das Brett ganz, worauf ich zum ersten Mal jede Ecke des rechteckigen Raums, in dem ich gefangen gehalten werde, richtig sehen kann. Er ist dreckig und verwohnt, schmutzige Handabdrücke an der ganzen Tür, als hätte jemand dagegen gehämmert, damit man ihn rauslässt. Und die Wände sind rosa, Herrgott noch mal! Der Himmel weiß, was dies in Wahrheit für ein Haus ist. Ein Gefängnis jedenfalls nicht (keine Gitter an den Fenstern), aber dieses Zimmer ist definitiv eine Zelle.
    Mallon beobachtet mich genau, geht neben dem Bett in die Hocke und greift darunter. Er macht sich an den Ketten zu schaffen, vermutlich zieht er sie wieder straff.
Er steht auf, entfernt sich, und ich stelle fest, dass ich die linke Hand noch etwas mehr bewegen kann als vorher. Er wirft mir das Wasser zu. Ich kann die Flasche gerade noch fangen, öffne den Verschluss mit den Zähnen, halte sie an die Lippen und trinke sie aus. Die leere Flasche zerknülle ich und werfe sie ihm mit einem Zucken der noch gefesselten Hand zu. Der selbstgefällige Dreckskerl lächelt nur.
    Mallon rückt mit dem Stuhl ein wenig näher und richtet ihn sorgfältig aus, als gäbe es ein spezielles Zeichen auf dem Boden, wo es sicher ist. Er setzt sich und sieht mir lange und durchdringend ins Gesicht. Ich erwidere den Blick fest entschlossen, den Kontakt nicht als Erster zu unterbrechen. Er macht es mir leicht, denn er wendet sich zuerst ab.
    »Sie sind jetzt seit fast zwei Tagen hier, Danny«, sagt er, »und Sie haben noch keine Antworten auf Ihre Fragen bekommen, oder? Und wenn Sie wie alle anderen sind, die ich hier schon untersucht habe, gehe ich jede Wette ein, dass Sie noch nicht bereit sind, Fragen zu stellen. Ich weiß, wenn ich die Ketten nur noch ein wenig lockern würde, dann würden Sie versuchen, von diesem Bett aufzustehen und mich zu töten.«
    Verdammt richtig. Nichts wünsche ich mir sehnlicher, als ihm diese Ketten um die Luftröhre zu schlingen und dem abscheulichen, elenden Dreckskerl das Leben rauszuquetschen. Aber ich weiß, dass es nicht dazu

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