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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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entkommen.
    »Beweg dich«, grunzt mir der hünenhafte Mann, der hinter mir steht, mit tiefer, lauter, emotionsloser Stimme ins Ohr. Er versetzt mir einen Stoß zwischen die Schulterblätter; ich fliege vorwärts und kann mich gerade noch auf den Beinen halten, ohne über die Kette zwischen meinen Füßen zu stolpern. Beinahe wäre ich gestürzt, aber einer der Männer – möglicherweise sogar Mallon selbst – packt mich und zieht mich zurück.
    Ich halte den Kopf gesenkt und sehe nur meine schmutzigen, angeketteten Füße. Meine Beine fühlen sich bleischwer und zittrig an, als mir klar wird, dass dies mein letzter Gang sein könnte. Der ganze Mist von wegen Feuer nicht mit Feuer zu bekämpfen und den Teufelskreis zu durchbrechen … das waren nur Lügen – ein billiges Manöver, um mich zu beschäftigen und abzulenken. Und am schlimmsten ist, wie leicht ich darauf reingefallen bin. Ich hätte den ganzen Quatsch durchschauen müssen. Die haben nur versucht, mich friedlich zu stimmen, damit sie mich umso leichter töten können, wenn sie bereit sind.
Wohin gehe ich? Vor ein Erschießungskommando? Zum Steinigen? In das Zimmer, wo ich die tödliche Injektion bekomme? Ich versuche, stehen zu bleiben – mich umzudrehen und freizukämpfen -, aber das lassen die Wichser, die mich umzingelt haben, nicht zu. Sie halten mich fest, schlagen aber nicht zurück, gönnen mir nicht einmal den Triumph, kämpfend abzutreten. Als ich keine Gegenwehr mehr leiste, lassen sie mich wieder los; ich darf allein gehen. Die Reise zu meinem letzten Ziel kommt mir endlos vor. Ich denke an Ellis, dann an Lizzie, Josh und Edward, und kann die Schmerzen und die Frustration nicht mehr ertragen. Ich fange an zu weinen wie ein verdammtes Baby und schluchze jämmerlich.
    Wir biegen nach rechts ab, und ich stolpere durch eine weitere Tür und stoße mir den Zeh an einer flachen Stufe. Das muss es sein. Einer der Männer führt mich durch einen großen, offenen Raum und lässt mich stillstehen; verwundbar, wie auf dem Präsentierteller. Ich spüre, wie er an den Ketten zieht und die Schellen von meinen Füßen entfernt, dann höre ich Metall auf Metall klirren, als eine weitere Kette fest um meine Taille geschlungen und an etwas hinter mir befestigt wird. Ich warte und höre, wie er sich wieder in die Richtung entfernt, aus der wir gerade gekommen sind. Ich bleibe allein hier zurück und schwanke leicht; meine Handgelenke sind immer noch gefesselt, und meine bleischweren Beine sind steif und schmerzen nach den endlosen Stunden der Reglosigkeit. Ich beuge mich vorwärts, bis die Ketten straff gespannt sind und mein ganzes Gewicht halten. Ich betrachte meine bloßen Füße und den fadenscheinigen, uralten Teppich und vergieße dabei jämmerliche Tränen der Wut und Frustration, die auf den Boden fallen. Was werde ich zu sehen bekommen, wenn sie
mir die Haube abnehmen? Machen sie sich überhaupt die Mühe? Vielleicht erschießen sie mich blind. Ich stelle mir vor, wie die beiden anderen Männer am gegenüberliegenden Ende des Raums rechts und links von Mallon stehen und Gewehre in meine Richtung halten. Sie könnten jeden Moment schießen. Dies sind vielleicht die letzten Sekunden meines Lebens. Ich habe den Eindruck, dass meine Beine gleich nachgeben, bin jedoch fest entschlossen, stolz und aufrecht und wie ein Mann zu sterben. Doch eigentlich sollte es nicht so enden …
    Sie ziehen mir den Kissenbezug vom Kopf und lassen ihn zu Boden fallen. Ich schließe einen Sekundenbruchteil die Augen, dann reiße ich sie wieder auf und blicke mich um. Mallon weicht vor mir zurück. Er ist der einzige andere hier. Ich stehe allein in einem großen Raum und bin mit einer starken Öse an der Wand hinter mir angekettet. Die Angst lässt nach und weicht einer nervösen, zaghaften Erleichterung, doch ich weiß, es ist noch nicht vorbei. Er hat mich zwar nicht getötet, aber das heißt nicht, dass er es nicht noch könnte. Es ist hell und kalt in dem Zimmer. An einer Wand befinden sich Fenster, aber sie sind zu weit entfernt und so hoch, dass ich nicht hindurchsehen kann. Ich erkenne die Wipfel ferner Bäume und graue Regenwolken am Himmel, sonst nichts.
    Mallon beobachtet mich genau, dann wendet er sich ab und geht. Die vorübergehende Erleichterung verschwindet augenblicklich. Was passiert als Nächstes? Ist dies eine weitere Gaskammer? Ich kann weder Leitungen noch Ventilatoren sehen, aber hinter mir an der Wand sind rote und braune Spritzer und Flecken – Blut,

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