Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Veranlassung, nicht mit mir zu sprechen. Das Schwerste haben Sie schon geschafft, jetzt bringen Sie es zu Ende. Durchbrechen Sie den Teufelskreis. Reden Sie mit mir wie das vernünftige menschliche Wesen, das Sie in Ihrem tiefsten Inneren sind. Es liegt bei Ihnen …«
    Die Frustration steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ehrlich gesagt versuche ich gerade gar nicht mehr, verstockt zu sein. Ich denke darüber nach, was er gesagt hat. Entweder hat er recht, und ich habe nichts mehr zu verlieren, oder es ist zu spät, und ich habe bereits alles verloren. Oder ist meine plötzliche, jämmerliche Schwäche nur die Folge der körperlichen und seelischen Belastungen meiner Gefangenschaft? Ist mir die Fähigkeit des klaren Denkens abhandengekommen?
    »Gestern in Ihrem Zimmer«, fährt er fort, »sind Sie zusammengezuckt, als ich Ihre Familie erwähnt habe. Was
ich in Ihrer Tasche gefunden habe, die Puppe und Kleidungsstücke …. möchten Sie damit anfangen? Sind es Trophäen oder Andenken?«
    Ich gebe mir große Mühe, mich zu beherrschen, doch meine Reaktion, als er meine Familie erwähnt, ist offensichtlich. Er geht sofort darauf ein.
    »Also, was ist passiert? Waren Sie bei ihnen, als Sie sich verändert haben? Tragen Sie Schuldgefühle mit sich herum, weil Sie die Menschen getötet haben, die Sie liebten?«
    Ich kann nicht anders. Er hat einen Nerv getroffen.
    »Meine einzige Schuld ist, dass ich sie nicht getötet habe.«
    Meine Stimme klingt übertrieben laut, fremd und seltsam.
    »Erzählen Sie mir mehr.«
    »Ich war verwirrt, desorientiert …«, sage ich ihm mit wütender, von Emotionen erstickter Stimme. »Ich hätte sie alle töten sollen, habe es aber nicht. Sie haben mich überrascht.«
    »Partnerin?«
    Ich nicke.
    »Kinder?«
    »Drei. Eins wie ich, zwei wie Sie.«
    Er sieht verwirrt aus. »Eins wie Sie?«
    »Ellis, meine Tochter.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    Ich will es ihm erzählen, doch dann verstumme ich, da mir plötzlich wieder einfällt, dass ich mit einem Unveränderten rede. Er soll nicht erfahren, dass sie der Grund ist, weshalb ich in die Stadt zurückgekehrt bin.
    »Ihre Mutter hat sie mitgenommen«, antworte ich und spucke die Worte regelrecht aus.

    Er nickt langsam und versucht, den Eindruck zu erwecken, als hätte er verstanden. »Muss schwer sein, das zu verarbeiten«, sagt er. »Ich meine, ich denke immer, dass es mich schlimm erwischt hat, aber ich weiß wenigstens, was aus meiner Familie geworden ist. Ich weiß, sie sind beide tot, ich konnte damit abschließen, aber Sie, Sie haben keine Ahnung, wo sie sind und ob sie überhaupt noch leben …«
    »Ich hätte sie töten müssen«, wiederhole ich.
    »Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, was Sie durchgemacht haben. Die Erkenntnis, dass Sie ein Killer sind, muss schwer genug gewesen sein. Wie konnten sie entkommen?«
    »Ich war desorientiert. Ich würde sie ohne zu zögern töten, wenn sie jetzt hier wären.«
    »Mich haben Sie nicht getötet.«
    »Nein, aber ich …«
    »Sie sind hier aus der Gegend, richtig?«, unterbricht er mich.
    »Kommt drauf an, wo hier ist.«
    »Was ist mit den beiden anderen Kindern?«
    »Zwei Jungs. Einer älter, einer jünger als meine Tochter.«
    »Wirklich schwer«, sagt er leise, schüttelt den Kopf und spült sich erneut den blutigen Mund aus. »Und wie sind Sie zurechtgekommen?«
    Ist er jetzt angepisst?
    »Ich habe so viele von euch Wichsern getötet, wie ich konnte«, antworte ich und spüre, wie sich mein Körper wieder verkrampft.
    »Außer mir.«
    »Noch ist Zeit …«

    »Okay«, sagt er hastig, lehnt sich zurück und blickt zur Decke. »Aber hat es Ihnen wirklich geholfen? Hat es Sie dem Ziel nähergebracht, Ihre Tochter zu finden? Ich nehme an, aus dem Grund sind Sie in die Stadt zurückgekehrt?«
    Verdammt, eins muss ich ihm lassen, er ist gut. Das kam aus heiterem Himmel.
    »Ich werde sie finden, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    »Das ist gut.«
    »Wirklich?«
    Er nickt heftig. »Natürlich. Es zeigt, dass Sie mehr antreibt als der Wunsch, ständig zu kämpfen und zu töten. Ihnen liegt noch etwas an Ihrer Tochter, und das bedeutet, Sie haben noch eine Chance. Ehrlich, Danny, die meisten Leute wie Sie, die hierherkommen, sind hoffnungslose Fälle, die ausschließlich ans Töten denken. Sie – Sie sind anders. Sie denken weiter voraus als nur bis zum nächsten Kampf.«
    »Das bedeutet nicht, dass ich nicht kämpfe. Dass ich Sie nicht töten werde.«
    »Natürlich nicht, aber

Weitere Kostenlose Bücher