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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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handeln. Aus unterschiedlichen Gründen verschlechtert sich die Situation in der Stadt rapide. Normalerweise hätten wir Sie noch ein paar Tage bei uns behalten, damit wir sicher sind, dass Sie Ihre Lektion auch begriffen haben, aber Zeit ist ein Luxus, den wir nicht mehr haben. Glauben Sie, Sie sind der Anforderung gewachsen?«
    Das nennt man überrumpelt werden. Ich überlege mir die Antwort einen Moment, bis mir klar wird, dass es nur eine gibt.
    »Ja.«
    »Prima! Das ist die richtige Einstellung! Als die mir von Ihnen erzählt haben, wusste ich, dass Sie ein guter Kandidat sind …«
    »Was meinen Sie damit? Wer hat Ihnen erzählt …«
    »Wir haben Leute ausgeschickt, die sich Kämpfe angesehen haben. Die warten am Rande des Geschehens und suchen nach Leuten wie Ihnen, die ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung besitzen und nicht gleich blindwütig angreifen. Seien wir ehrlich, wir würden unsere Zeit vergeuden, wenn wir versuchen wollten, Brutalos unsere Strategie begreiflich zu machen, oder nicht? Nein, wir brauchen Leute wie Sie, die sich beherrschen können und über die Optionen nachdenken, bevor sie einen Angriff beginnen. Leute, die den Hass benutzen und beherrschen, statt sich von ihm beherrschen zu lassen.« Er sieht mir direkt
in die Augen. »Sagen Sie, erinnern Sie sich daran, wie Sie zum ersten Mal neben Joseph gestanden und nicht angegriffen haben?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Und was haben Sie da gedacht, Danny? Haben Sie gedacht, dass er recht hat, oder haben Sie nur abgewogen, um das Beste aus einer schlimmen Lage zu machen?«
    Die Erinnerungen an die vergangenen Tage sind von Verwirrung und Unsicherheit geprägt, da der Unterschied zwischen »uns« und »denen« plötzlich unklar erscheint. Aber jetzt, da ich aus der Zelle raus bin und Sahota die Frage so simpel formuliert hat, kommt mir die Antwort einfach und eindeutig vor. Alles ist wieder in die richtige Perspektive gerückt worden.
    »Ich habe mit ihm gespielt. Mich scheinbar gefügt. Getan, was er wollte, damit ich Essen und meine Freiheit bekam …«
    »Genau! Eine perfekte Antwort! Ab dem Moment, als Sie beschlossen hatten, ihn nicht zu töten, hatten Sie die Kontrolle.«
    Das ist zu viel für mich. Sahota sieht mich durchdringend an; ich fühle mich unwohl unter seinem stechenden Blick. Ich versuche, alles anzusehen, nur nicht ihn. Die Sonne bricht kurz durch die dichte Wolkendecke und scheint durch das schmutzige Bürofenster herein. Diese bizarre Unterhaltung hat mich so beschäftigt, dass ich meine neu erlangte Freiheit ganz vergessen habe – tief in meinem Innern glaube ich immer noch, dass ich hier angekettet bin. Ich stehe auf und gehe um den Schreibtisch herum.
    »Sind Sie von hier?«, fragt Sahota.
    »Weiß ich noch nicht«, antworte ich. »Kommt drauf an, wo hier ist. Wo genau sind wir?«

    »Nicht weit von dem Krankenhaus entfernt, wo wir Sie aufgelesen haben. Vielleicht zwei Meilen.«
    »Zwei Meilen in welche Richtung? Weiter weg vom Stadtzentrum oder …?«
    Ich verstumme, sobald ich einen Blick aus dem Fenster werfe. Ich kenne diesen Ort. Sahotas Büro bietet einen Ausblick auf einen kleinen Parkplatz. Dahinter liegen die verwilderten Gärten einer Reihe einst gepflegter, inzwischen jedoch verfallener Häuser. Und hinter diesen Häusern wiederum erstreckt sich ein kleiner Hang mit einer seltsam geformten Parkanlage, wo die bunt bemalten Schaukeln und Rutschen eines Kinderspielplatzes einen merkwürdigen Kontrast zu dem restlichen Chaos bilden, das ich sehen kann. Ein schmaler Weg zwischen zwei Häusern verbindet den Parkplatz mit der Straße, wo ein schmiedeeisernes Tor verhindert, dass Unbefugte reinoder rauskönnen.
    »Ist das …?«, setze ich an.
    »Heilige Schwestern der Armen, um den ursprünglichen Namen zu nennen«, erklärt er, kommt an meine Seite und sieht hinunter. »War ein seltsames Haus.«
    »Seltsam?«
    »Halb Kloster, halb Pflegeheim. Ideal für uns.«
    Da liegt er nicht ganz falsch. Der riesige, wehrhafte Backsteinkomplex gleicht einer Festung. Er liegt im Zentrum einer ehemals wohlhabenden Gegend, von allen Seiten durch Häuser neugierigen Blicken entzogen, etwas abseits der Straße und von genügend hohen Zäunen, Toren und Mauern umgeben, dass selbst der entschlossenste Eindringling abgeschreckt wird. Die meisten Menschen wissen vermutlich gar nicht, dass die Anlage hier ist. Soweit ich mich erinnere, war dies einst ein Kloster, das zu
einem von der Kirche geleiteten, aber mit öffentlichen Geldern

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