Todeshunger
sie?«
»Fünf.«
»Entweder ist sie gar nicht gelistet oder anderswo. Suchen Sie nach ihrem Namen.«
Ich gebe Ellis’ Daten ein und drücke die Eingabetaste. Immer noch nichts.
»War sie mit jemandem zusammen?«
»Ihrer Mutter und ihren Brüdern.«
»Dann suchen Sie nach denen.«
Ich versuche es mit Elizabeth McCoyne – keine Übereinstimmung. Ich versuche es mit meinem Sohn Edward. Er ist unter einer Adresse gelistet, die ich nicht kenne, genau wie sein Bruder. Es heißt, dass beide tot sind, und einen Augenblick verspüre ich einen stechenden Schmerz. Doch der vergeht rasch, als Craven sich räuspert.
»Kommen Sie«, flüstert er, »das reicht. Julia kriegt einen Koller.«
»Moment noch«, sage ich verzweifelt, da ich nicht von dem Computer weg will.
»Sofort!«
»Noch einen Augenblick …«
Ich wende ihm den Rücken zu und schirme die Tastatur ab, als ich tippe. Ich suche nach Elizabeth Parker, weil mir einfällt, dass Lizzie meinen Namen nur pro forma der Kinder wegen angenommen hat. Für offizielle Formulare hat sie stets ihren Geburtsnamen benutzt. Ich betrachte den leeren Bildschirm und hektisch blinkenden Cursor. Craven sieht über die Schulter. Je schneller ich ein Ergebnis brauche, desto langsamer scheint dieses System zu werden.
»Kommen Sie …«, sagt er hibbelig.
Schließlich erscheint der Bildschirm mit den Suchergebnissen – acht Elizabeth Parkers sind aufgelistet. Ich scrolle zum richtigen Geburtsdatum und klicke Lizzies Eintrag an. Sie ist in einem Hotel gelistet, dessen Adresse ich mir rasch einpräge. Das Prince Hotel in der Arley Street – ich glaube, das kenne ich. Ich fordere mein Glück heraus, klicke auf den Button »Andere Leute mit dieser Adresse« und kann gerade noch die ersten Namen einer langen Liste überfliegen, bevor Craven mir den Laptop wegnimmt und den Deckel zuklappt. Ich glaube, dass ich den Namen meines Cousins Mark Tillotsen gesehen habe, aber keine Spur von Ellis.
Ich stehe auf und drehe mich um. Julia steht hinter mir.
»Wer immer sie waren«, warnt sie mich, »vergessen Sie sie.«
31
I ch suche unten nach etwas zu essen und versuche mein Glück in leeren Küchen und Bars, die schon zahllose Male zuvor geplündert wurden, da ich hoffe, Lebensmittel zu finden, die jemand übersehen hat, um die beschissenen Rationen zu ergänzen, die ich seit meiner Ankunft hier bekomme. Am Ende eines Tresens finde ich hinter einer nutzlosen Registrierkasse drei kleine Tüten Erdnüsse. Den Inhalt der ersten schlucke ich auf einmal, dann den der zweiten. Die dritte stecke ich mir für später in die Hosentasche. Heutzutage bleibt herzlich wenig Zeit, um über Essen nachzudenken, aber wenn ich etwas Vernünftiges in die Finger kriege, wird mir jedes Mal klar, wie sehr mir das fehlt. Vielleicht bekomme ich irgendwann wieder eine anständige Mahlzeit, das heißt, wenn ich die nächsten Tage überlebe.
Hinter der Bar befindet sich eine halb offene Tür, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. Ich beuge mich hinein.
»Wer zum Teufel ist da?«
Hastig weiche ich aus dem spärlich beleuchteten Lagerraum zurück, da mich die Stimme aus der Dunkelheit erschreckt. Durch die Tür fällt ein klein wenig Licht hinein, daher sehe ich jemanden zwischen zwei Stapeln leerer Kisten in einer Ecke sitzen.
»Tut mir leid, ich …«
Der Mann blickt auf und schüttelt den Kopf. Ich kenne ihn von gestern Abend. Sein Name ist Parsons.
»Unwichtig, Kumpel.«
Ich bin erst seit zwei Stunden wach, aber schon setzt mir zu, dass ich nur untätig auf den Kampf warten kann. Ein Gespräch – zur Ablenkung – scheint mir verlockend.
»Was machen Sie da drin?«
»Mich unsichtbar.«
»Warum? Ist Julia sauer auf Sie?«
»Zeigen Sie mir einen, auf den sie das nicht ist.«
Ich weiß, was er meint. In Julias Nähe muss ich ständig an Tina Murray denken, die mürrische alte Schlampe von Vorgesetzter bei der ASA. Ich frage mich, was aus ihr geworden sein mag …
Parsons winkt mich näher. Ich gehorche, rutsche an der Wand hinab und setze mich neben ihn. Heute Morgen scheint die Sonne, daher ist es unerträglich heiß in dem Club, in diesem dunklen Lagerraum jedoch angenehm kühl.
»Und, sind Sie bereit dafür?«, frage ich. »Bereit, da rauszugehen und zu kämpfen?«
»Natürlich«, antwortet er fast zu schnell. »Ich kann es kaum erwarten, wieder zu töten. Kann es nicht erwarten zu sehen, wie sie in Panik geraten, wenn wir den Befehl erhalten.«
Es folgt ein peinliches Schweigen.
»Sie
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