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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gegangen sind und einen großen Lastwagen beobachtet haben, der mit schwerer Ladung aus der Gasse auf die Pine Street gebogen ist. Das war der Fluchtweg der Attentäter.«
    »Warum sollen die denn einen Lastwagen genommen haben?«, erkundigte sich Stankiewicz.
    »Was für eine Ladung?«, fragte fast gleichzeitig Roederheusen.
    »Kann ich euch noch nicht sagen, Jungs. Findet raus, wie der Lastwagen ausgesehen hat und wo er hingefahren ist, dann könnt ihr den Fall klären. Ihr wisst, wo ihr mich erreicht. «
    Zögernd setzten die beiden ihre Mützen auf.
    »Da fällt mir ein, Cap.« In der Tür drehte sich Roederheusen noch einmal um. »Sie haben mich doch gebeten, diesen Mexikaner aufzutreiben, Pesqueira heißt er. Im Konsulat heißt es, er ist weg. Ist letzte Woche nach Washington gefahren.«
    »Interessiert mich nicht mehr, aber trotzdem danke.« Littlemore verließ sein Zimmer und steuerte auf das Büro von Commissioner Enright zu. Er wusste, dass er das wahrscheinlich
zum letzten Mal tat. Er klopfte an Enrights Tür und trat ein, als ihn von drinnen eine Stimme dazu aufforderte.
    »Captain Littlemore.« Der Polizeichef saß an seinem Schreibtisch. »Nicht mehr lange Captain, oder?«
    »In Washington haben sie mich schon vereidigt, Mr. Enright. Ich hole nur meine Sachen ab.«
    Der Commissioner nickte. »Ich habe Ihren Vater gekannt, Littlemore.«
    »Ja, Sir.«
    »Ein guter Mensch. Unvollkommen wie wir alle. Trotzdem ein guter Mensch.«
    »Danke, Sir.«
    »Ihre Marke, Captain. Und Ihre Waffe.«
    Littlemore legte seine Dienstmarke auf Enrights Schreibtisch. Es tat so weh, dass er sie fast nicht loslassen konnte. »Die Pistole gehört mir.«
    »Nun, es fällt mir schwer, mich an die offiziellen Vorschriften zu halten. Aber kraft meines Amtes als Chef der New Yorker Polizei entbinde ich Sie hiermit vom Dienst. Mr. Littlemore, ab jetzt gehören Sie nicht mehr der Truppe an.«
    Littlemore schwieg.
    »Machen Sie uns stolz, mein Junge.«

13
    N ach einem Tag auf See wird ein Ozeandampfer, der aus dem Hafen von New York ausgelaufen ist, zu seinem eigenen und einzigen menschlichen Bezugssystem. Keine anderen Schiffe kreuzen das weite Meer.
    Unter einem wolkenlosen Morgenhimmel schlenderten Colette und Younger über das Oberdeck. Der Seegang war so ungleichmäßig, dass sie seinen dargebotenen Arm dankbar akzeptierte. Hinter ihnen stampften dumpf dröhnend die Maschinen.
    »Was wollten sie nur von mir?«, fragte sie.
    »Die Rothaarigen oder die Entführer?«
    »Alle.«
    »Je mehr ich darüber nachdenke«, erwiderte Younger, »desto mehr glaube ich, dass die Nachricht im Hotel – die von Amelia – eine Falle war. Ein Köder. Wir haben geglaubt, dass Amelia am nächsten Morgen nicht im Hotel aufgetaucht ist. Aber möglicherweise ist sie doch erschienen – zusammen mit den Entführern.«
    »Warum?«
    »Vielleicht ist das ihr Geschäft — Frauen verschleppen und verkaufen.«
    »Verkaufen?«
    »Mädchenhandel. Vielleicht wollten sie Sie irgenwohin locken; Amelia sollte an Ihr Mitleid appellieren und Sie um Hilfe bitten. Diese Leute dachten, dass Sie allein sind. Stattdessen
war ich bei Ihnen. Also haben sie ihren Plan geändert. Sie sind uns zur Wall Street gefolgt. Amelia kam bei dem Bombenanschlag ums Leben. Aber ihre Komplizen haben aufgepasst und Sie verschleppt, als Sie wieder ins Hotel gegangen sind.«
    »Warum ausgerechnet mich?«
    »Weil Sie Ausländerin sind. Keine Verwandten in Amerika, kaum Bekannte. Jung und schön wäre ein weiteres Kriterium.«
    »Ich bin nicht schön. Und woher wussten diese Leute, dass ich Ausländerin bin und keine Verwandten hier habe?«
    »Woher wussten sie, dass Sie in New Haven leben? Oder dass Sie nach Hamburg reisen wollten? Eins steht auf jeden Fall fest: Diese Leute haben Geld. Genug, um Nachforschungen über Menschen anzustellen.«
    Völlig unerwartet legte sie den Kopf auf seine Schulter. »Hier auf dem Schiff sind wir zumindest sicher. Das spüre ich. Am liebsten würde ich nie in Europa ankommen.«
    Younger hatte sich beim Steward erkundigt und erfahren, dass er als Letzter Fahrkarten gekauft hatte. Colette hatte also wohl Recht. Auf dem Schiff war es sicher, niemand war ihnen gefolgt. »Wir müssen ja nicht aussteigen, wenn der Dampfer in Bremen anlegt. Wir könnten gleich für die Rückreise an Bord bleiben. Und in New York wieder. Für immer und ewig hin- und herfahren.«
    »Sagen Sie nichts mehr.« Sie schloss die Augen. »Davon möchte ich träumen.«
    Er betrachtete ihr

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