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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dortigen Unabhängigkeitstag gefeiert. Er hat die mexikanische Regierung gedrängt, amerikanische Bergwerke und Ölquellen zu beschlagnahmen, und ihr die finanziellen Mittel versprochen, um einen Staatsbankrott zu verhindern.«
    Littlemore atmete tief durch. »Mr. Lamont, ich sage es jetzt noch ein letztes Mal: Das geht mich nichts an. Auf Wiedersehen.«

16
    N ördlich von Wien blieb ihr Zug mitten im Wald liegen. Stunde um Stunde verstrich. Schließlich hielt neben ihnen ein anderer Zug, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Den Rest der Strecke nach Wien mussten sie im dichten Gedränge stehen. Als sie endlich ankamen, war es bereits Abend. In dem motorisierten Taxi, das sie am Bahnhof nahmen, wies Younger den Fahrer an, vor dem Opernhaus stehen zu bleiben, einen Straßenzug vor dem Hotel Bristol.
    »Was ist?« Kaum hatte Colette die Frage gestellt, als sie es schon sah: Vor dem Hotel hatten sich mehrere Polizisten postiert und nahmen jeden ins Visier, der das Hotel betrat oder verließ. Younger bat den Chauffeur, sich zu erkundigen, und erklärte ihm, dass er nicht in einem Hotel absteigen wollte, in dem möglicherweise Gefahren drohten.
    Vom Taxi aus beobachteten sie über die Avenue hinweg, wie sich ihr Fahrer mit einem Beamten unterhielt und nickte, als ihm dieser die Gründe für die Anwesenheit der Polizei schilderte.
    »Es kann doch nicht sein, dass sie nach uns suchen«, meinte Colette.
    »Nein?« Younger sah sie an.
    Jetzt deutete der Chauffeur mit einem vorwurfsvollen Finger auf sein Taxi. Der Beamte spähte durch die Dunkelheit in ihre Richtung. Dann steuerte er mit einem Kollegen gemächlich auf sie zu.

    »Nun, sollen wir uns stellen?«, fragte Younger.
    »Aber wir haben doch nichts Böses getan«, antwortete Colette.
    »Überhaupt nichts. Ein Haufen Tote neben der Prager Burg, Flucht aus dem Land — das können wir bestimmt alles erklären. Und falls sie uns nicht glauben, können wir ihnen zum Beweis Hans Grubers Hundemarke zeigen.«
    Colettes Hand fuhr zum Hals, wo sechs Jahre lang die Militärmarke gehangen hatte. Die Polizeibeamten kamen näher. »Der Motor läuft noch.«
    Younger sprang auf den Fahrersitz, legte den Rückwärtsgang ein und stieg aufs Gaspedal. Nach einem kurzen Moment der Überraschung rannten ihnen die Polizisten nach.
    »Wo sollen wir hin?« Auf dem Rücksitz klammerte sich Colette an ihren Bruder.
    »Eins nach dem anderen.« Younger wendete und brauste mit kreischenden Reifen auf der Ringstraße davon. Keuchend gaben die Polizisten die Verfolgung auf.
     
    N achdem er die Wohnungstür in der Berggasse 19 geöffnet hatte, nahm Sigmund Freud einen langen Zug von seiner Zigarre, ehe er etwas sagte. Youngers Gesicht hatte mehrere Schnittwunden, und sein Mantel wirkte, als wäre er damit einen Berghang hinabgerollt und dann als Zugabe noch durch eine Scheibe gesprungen. Colette hatte einen Bluterguss an der Wange. Nur Luc, den seine Schwester im Zug sorgfältig gewaschen und abgebürstet hatte, machte einen halbwegs unversehrten Eindruck. Allerdings hatte er Abschürfungen an den Knien, und der braune Wollanzug mit kurzer Hose verlieh ihm etwas seltsam Provinzielles.
    Freud wandte sich an Younger. »Darf ich davon ausgehen,
dass Sie und Mademoiselle Rousseau sich nicht gegenseitig verletzt haben?«
    Younger setzte zu einer Erwiderung an. »Die Polizei ...«
    »Sucht nach Ihnen, ich weiß«, unterbrach ihn Freud. »Ihr Freund Graf Kinsky hat vorbeigeschaut, um Sie zu warnen. Er sagt, die Polizei glaubt, dass Sie in Prag einen Mann getötet haben.«
    »Drei.«
    »Pardon?«
    »Ich habe drei Männer getötet.«
    »Verstehe. Mademoiselle Rousseau, versichern Sie mir bitte, dass Younger nicht in einem Anfall von eifersüchtiger Raserei Ihren Verlobten umgebracht hat.«
    »Er war nicht mein Verlobter.« Colettes Stimme klang brüchig.
    Freud zog beide Augenbrauen hoch. »Younger hat die Falschen getötet?«
    »Nein, die Richtigen.«
    »Verstehe«, wiederholte Freud.
    »Dr. Freud«, erklärte Younger, »ich muss Sie darauf hinweisen, dass es vielleicht unklug wäre, uns einzulassen. Ich weiß nicht, wie es hier gehandhabt wird, aber in Amerika ist es ein Verbrechen, einen Mörder bei sich aufzunehmen.«
    »War es Mord?«
    »Möglicherweise. Ja, ich denke schon.«
    »Es war kein Mord«, ging Colette in scharfem Ton dazwischen. »Und selbst wenn, er hat den Tod tausendfach verdient. «
    »Ah«, machte Freud. »Nun, dann stehen Sie doch nicht so herum. Treten Sie ein.«

    I n dem

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