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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Pier ab und baumelt im Gurtwerk neben der Leiche. Schweigend sehen wir zu, wie er sie löst und in dem Transportkorb festbindet. Das Seil um ihre Hüften ist um einen Betonklotz gebunden. Ich kann den Zementstaub an ihren Händen und der Vorderseite ihrer Jacke erkennen.
    Sie haben sie gezwungen zu springen. Diese Gewissheit ist wie ein Traumbild. Sie hielt den Klotz in den Händen und stürzte fünf Meter ins Leere, bevor das Seil ihren Fall abrupt stoppte. Der Zementklotz wurde ihr aus den Händen gerissen und zerrte damit das Seil um ihre Hüften fest. Bei dem Gedanken bekomme ich ein wattiges Gefühl im Bauch.
    »Ein Fischer hat sie um kurz vor halb zehn gefunden«, sagt Spijker. »Er hat es der Küstenwache gemeldet.« Er wendet sich zur Bestätigung an einen der jüngeren Beamten.
    »Wie sind Sie darauf gekommen, dass …?« Ich bringe die Frage nicht zu Ende.
    »Die Beschreibung passte auf sie.«

    »Wie ist sie hierhergekommen?«
    Spijker weist auf den Pier. »Er ist abgezäunt. Mit Warnschildern. Aber das ermutigt die Leute natürlich leider nur.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass es Selbstmord war?«
    »Ihr taubes Mädchen hat diesen Betonklotz bestimmt nicht alleine hierhergeschleppt.«
    Weiter draußen, wo es weniger windgeschützt ist, kann ich Schaumkronen auf dem Wasser ausmachen. Ein Fischerboot läuft ein, und in seinen Fenstern spiegelt sich ein einzelner Sonnenstrahl.
    Bei all seinem abgeklärten Zynismus möchte Spijker Mitgefühl zeigen und sein Beileid aussprechen. Und irgendwie bin ich seine einzige Verbindung zu dem toten Mädchen geworden.
    »Sie stammt aus Kabul. Sie war Waise«, erkläre ich.
    »Noch eine.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Auf der Liste der Leihmütter aus der Befruchtungsklinik waren mindestens zehn Waisen. Dadurch sind sie schwieriger aufzufinden.«
    Waisen. Illegale Einwanderer. Welch perfekte Kombination aus unerwünscht und verzweifelt.
    » Samira hat von einem Besucher in dem Waisenhaus erzählt. Ein Weißer, der ihr gesagt hat, er könnte ihr einen Job organisieren. Er hat ein Kreuz auf den Hals tätowiert. Ich weiß möglicherweise, wer das ist.« Ich gebe ihm Donavons Namen, und er verspricht, die Akten zu überprüfen.
    Am anderen Ende des Piers ist das Tor geöffnet worden, und ein Transporter mit einem Team der Spurensicherung trifft ein. Ein zweiter Wagen wird angefordert, um uns zum Hotel zurückzubringen.
    Als ich über den Pier gehe, habe ich das Gefühl, dass Amsterdam sich verändert hat, dass es dunkler und gefährlicher geworden ist. Ich habe Sehnsucht nach Vertrautem. Heimweh.
    Dave schließt zu mir auf.

    »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Was weißt du schon?«, fauche ich ihn an und bin sofort wütend auf mich selbst. Er hat nichts Verkehrtes getan. Nach ein paar Minuten versuche ich mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. »Danke, dass du hier bist. Und gestern Abend tut mir leid. Vergiss einfach alles, was ich gesagt habe.«
    »Ich finde, wir sollten noch einmal darüber reden.«
    »Da gibt es nichts zu reden.«
    »Ich liebe dich.«
    »Aber es ist jetzt anders, oder nicht?«
    Dave legt eine Hand auf meinen Unterarm, damit ich stehen bleibe. »Das ist mir egal. Ich will mit dir zusammen sein.«
    »Das sagst du jetzt, aber wie ist das in fünf oder zehn Jahren? Das kann ich dir nicht antun.«
    Am Ufer steht ein ausrangierter Kran. Er sieht aus wie eine Ruine aus einem uralten Krieg. Vor meinem inneren Auge baumelt Zala noch immer an dem Seil und dreht Pirouetten auf dem Wasser.
    Ich war ein Idiot. Meine guten Absichten haben eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die dazu geführt haben. Und ich habe keine Ahnung, wo diese Kette endet und wer sonst noch in Mitleidenschaft gezogen wird. Nur eins weiß ich sicher: Ich will jeden bewussten Moment meines Lebens damit zubringen, die Leute zur Strecke zu bringen, die mir Cate weggenommen und Zala das angetan haben. Es geht nicht bloß um Vergeltung. Es geht um sehr viel mehr. Ich will, dass ihr Leiden quälender und grausamer ist als alles, was sie je einem anderen angetan haben. Nie zuvor in meinem Leben habe ich so sehr das Gefühl gehabt, dass ich fähig wäre zu töten.
    Sein Haar ist gekämmt, seine Tasche gepackt, das Taxi zum Flughafen bestellt. Der Zeiger der Uhr hat sich nicht bewegt.
Keinen Millimeter. Ich schwöre es. Ich hasse die letzte Stunde vor dem Aufbruch. Alles ist gesagt und getan. Die Minuten schleppen sich dahin. Erklärungen werden wiederholt, Tickets

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