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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ihn gearbeitet.«
    »Das wird ja immer besser.«
    Mein Handy klingelt. Ich höre Lärm im Hintergrund. Hokke ist im Rotlichtbezirk. Er scheint sich häufiger dort aufzuhalten, als zu der Zeit, als er noch Streife gelaufen ist.
    »Ich hole Sie um sieben im Hotel ab.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Antworten gibt’s um sieben.«

12
    Im Osten ist ein riesiger verwaschener Mond aufgegangen und scheint unserem Taxi am Himmel zu folgen. Selbst in der Dunkelheit erkenne ich einige der Straßen. Wir sind in der Nähe des Flughafens Schiphol.
    Dies ist eine andere Gegend von Amsterdam. Statt pralinenschachtelähnlicher Fassaden und historischer Brücken beherrscht harsche Funktionalität das Bild – zementgraue Wohnblocks und mit Metallrollläden verrammelte Geschäfte. Nur ein Laden hat geöffnet. Davor lungert ein Dutzend schwarzer Jugendlicher herum.
    De Souza hat keine feste Adresse, erklärt Hokke. Er bewegt sich von Wohnung zu Wohnung und schläft nie länger als eine Nacht im selben Bett. Er lebt unter den Menschen, die er beschäftigt. Sie beschützen ihn.
    »Seien Sie vorsichtig, was Sie zu ihm sagen. Und unterbrechen Sie ihn nicht. Halten Sie Blick und Hände gesenkt.«
    Wir haben vor einem Apartmentblock gehalten. Hokke öffnet mir die Tür.
    »Sie müssen alleine gehen. Wir warten hier.«
    »Nein«, erklärt Ruiz. »Ich gehe mit ihr.«
    Hokkes Erwiderung ist ebenso leidenschaftlich. »Sie geht allein, oder es wird niemanden geben, den sie trifft.«
    Ruiz protestiert weiter, aber ich drücke ihn zurück in den Wagen, wo er eine Grimasse zieht und die Arme vor der bandagierten Brust verschränkt.
    »Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe«, erklärt der Holländer und zeigt auf ein Gebäude, das genauso aussieht wie die Nachbarhäuser. An einer Mauer lehnt ein Jugendlicher. Ein Zweiter blickt aus einem offenen Fenster. Wachposten. »Sie müssen jetzt gehen. Wenn es ein Problem gibt, rufen Sie mich an.«

    Ich gehe auf das Haus zu. Der Junge an der Mauer ist verschwunden. Der zweite Teenager hockt immer noch am Fenster. Durch einen Torbogen aus Beton betrete ich einen Hof. Lichter glitzern auf Wasser. An einem blattlosen Baum inmitten von Unkraut baumeln chinesische Laternen.
    Ich stoße eine Brandschutztür auf, steige die Treppe hinauf und zähle die Stockwerke. Auf dem Treppenabsatz wende ich mich nach links und gehe bis zur zweiten Tür. Es läutet, als ich auf den kleinen weißen Knopf daneben drücke.
    Ein weiterer Teenager öffnet die Tür. Er mustert mich mit glänzenden schwarzen Augen, die er jedoch abwendet, als unsere Blicke sich treffen. In einem schmalen Flur stehen Schuhe und Sandalen aufgereiht. Der Junge zeigt auf meine Schuhe. Ich ziehe sie aus.
    Der Boden quietscht, als ich ihm in einen Wohnbereich folge. Fünf Männer zwischen Mitte vierzig und Mitte fünfzig sitzen auf Kissen, die um einen Webteppich angeordnet sind.
    Ich erkenne Eduardo de Souza sofort an seinem Platz in der Mitte. Er hat eine hohe Stirn und ausgeprägte Wangenknochen, trägt eine weiße Hose und ein dunkles Hemd und sieht türkisch oder vielleicht auch kurdisch aus. Er entfaltet seine Beine, steht auf und berührt kurz meine Hand.
    »Willkommen, Miss Barba. Ich bin Eduardo de Souza.«
    Sein sauber gestutzter Bart ist meliert – das Grau wie Eiszapfen in einem dunklen Fell. Niemand bewegt sich oder sagt etwas, trotzdem liegt eine spürbare Spannung in der Luft wie unter einem Brennglas. Ich halte den Blick gesenkt, während diverse Augenpaare mich mustern.
    Durch einen Durchgang in die Küche kann ich eine junge afrikanische Frau in einem bunt geblümten Kleid sehen, dazu drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, die sich in dem Durchgang drängeln und mich fasziniert anstarren.
    De Souza ergreift erneut das Wort. »Dies sind Freunde von mir. Das ist Sunday. Er ist heute Abend unser Gastgeber.«

    Sunday lächelt. Er ist Nigerianer und hat strahlend weiße Zähne. Anschließend stellen sich die Männer nacheinander selbst vor. Der Erste ist ein Iraner mit schweizerdeutschem Akzent. Er heißt Farhad, und seine Augen liegen so tief in ihren Höhlen, dass ich sie kaum sehen kann. Neben ihm sitzt Oscar, der marokkanisch aussieht und mit französischem Akzent spricht.
    Der Letzte in der Runde ist Dayel, ein glatt rasierter Inder mit einer Ölverbrennung auf der Wange.
    »Ein Landsmann von Ihnen, wenn auch kein Sikh«, sagt de Souza. Dayel lächelt.
    Woher weiß er, dass ich Sikh bin?
    Neben ihm liegt ein freies Brokatkissen,

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