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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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vielleicht noch einmal überdenken, DC Barba. Ich weiß nicht, ob Sie das sind, was man einen Mannschaftsspieler nennt.«
    Er kann nicht bleiben. Er hat eine raue Lagebesprechung vor sich. Seine Vorgesetzten werden wissen wollen, wie er Pearl entkommen lassen konnte. Und wenn erst die Medien Wind davon bekommen, wird die Sache endlos weitergehen.
    Forbes betrachtet meine Kleider. »Wie ist er entkommen, wenn er nicht auf der Fähre ist?«
    »Er könnte noch immer an Bord sein.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Nein. Was ist mit der Mannschaft?«
    »Sie meinen, er hat eine Uniform genommen.«
    »Es ist möglich.«
    Er dreht sich abrupt um und geht zu den wartenden Polizeiwagen. Wahrscheinlich liefert das Bildmaterial der Überwachungskameras die Antwort. Jeder Winkel und jedes Deck an Bord wird von Kameras beobachtet. Eine wird Pearl aufgenommen haben.
    »Essen Sie Bananen«, rufe ich ihm nach.
    »Wie bitte?«

    »Das Rezept meiner Mutter gegen Erkältung.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie nie auf sie hören.«
    »Ich habe gesagt, fast nie.«
    Ich war in der letzten Zeit zu oft in Krankenhäusern, habe zu lange auf unbequemen Stühlen gewartet, habe Snacks aus Automaten gegessen und löslichen Kaffee mit Milchpulver getrunken. Dieses Krankenhaus riecht nach gedünstetem Gemüse und Fäkalien, und die Flure sind in einem strengen Karo gefliest und von zahllosen Rollwagen blank gescheuert.
    Ruiz hat mich aus Hull angerufen, sobald seine Fähre angelegt hatte. Er wollte mich abholen, aber ich habe gesagt, dass er nach Hause fahren und sich ausruhen soll. Er hat schon genug getan.
    »Kümmert man sich um Sie?«
    »Mir geht es gut.«
    »Und Samira?«
    »Sie wird wieder gesund werden.«
    Ich hoffe, dass ich Recht habe. Sie schläft seit zehn Stunden und ist nicht einmal aufgewacht, als man sie aus dem Krankenwagen gehoben und in ein Privatzimmer gerollt hat. Hier warte ich jetzt, döse auf meinem Plastikstuhl, den Kopf neben ihren auf das Bett gelegt.
    Am Nachmittag wacht sie schließlich auf. Ich spüre, wie sich die Matratze bewegt, und als ich die Augen öffne, sieht sie mich an.
    »Ich muss mal«, flüstert sie.
    Ich fasse ihren Ellenbogen und führe sie zur Toilette.
    »Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus.«
    »In welchem Land?«
    »England.«
    Sie nickt ergeben, ohne dass sie den Eindruck macht, eine Reise beendet oder ein Ziel erreicht zu haben.

    Samira wäscht sich das Gesicht, die Ohren, Hände und Füße und spricht leise mit sich selbst. Ich nehme wieder ihren Arm und führe sie zurück zum Bett.
    Sie zeigt auf das Fenster und will hinausschauen. Zwischen den Häusern und über die Dächer hinweg kann man gerade noch die Nordsee ausmachen. Sie hat die Farbe von gebürstetem Stahl.
    »Als Kind habe ich mich immer gefragt, wie das Meer aussieht«, sagt sie. »Ich kannte es nur von Bildern in Büchern und aus dem Fernsehen.« Sie blickt auf den Horizont.
    »Und was denkst du jetzt?«
    »Ich denke, das Meer sieht höher aus als das Land. Warum dringt das Wasser nicht ein und spült uns fort?«
    »Das passiert manchmal.«
    Ich bemerke das Handtuch in ihrer Hand. Sie möchte es als Gebetsteppich benutzen, weiß jedoch nicht, in welcher Richtung Mekka liegt und wohin sie sich wenden soll. Wie eine Katze, bevor sie sich setzt, dreht sie sich langsam im Kreis.
    In ihren Augen schimmern Tränen, und ihre Lippen zittern, bis sie die Worte schließlich herausbringt.
    »Sie werden bald Hunger bekommen. Wer wird sie stillen?«

DRITTES BUCH
    »Liebe und Schmerz sind überhaupt nicht das Gleiche. Liebe wird auf die Probe gestellt – aber Schmerz nicht.
    Von Schmerz sagt man nicht wie von der Liebe: ›Das war kein wirklicher Schmerz, sonst wäre er nicht so schnell verschwunden.‹«
    William Boyd, Die Blaue Stunde

1
    In den Nächten seit der Geburt der Zwillinge bin ich zwischen meinen Laken strampelnd und zuckend zahllose Male ertrunken. Ich sehe winzige Leiber in Feldern aus Seetang oder an einen Strand gespült. Meine Lunge versagt, bevor ich sie erreichen kann, und ich bleibe würgend und taub von einem unbestimmten Schmerz zurück. Ich frage mich, ob es so etwas gibt wie ein geschwollenes Herz.
    Samira ist auch wach. Sie läuft nachts um drei durchs Haus und bewegt sich, als hätten ihre Füße einen Pakt mit dem Boden geschlossen, immer sanft aufzutreten, wenn sie dafür nie wieder einen Pfad kreuzen müssen, der zu steil für sie ist.
    Die Zwillinge werden seit fünf Tagen vermisst. Pearl ist durch alle Ritzen

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