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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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deutsche LKW-Fahrer sitzt auf der Pritsche und legt den Kopf in den Nacken, um sein Nasenbluten zu stillen. Von Samira und den Zwillingen keine Spur.
    »Wo sind sie?« Ich packe seine Schulter. »Wo?«
    Das Schlimmste ist nicht die Wut. Es ist die Mordlust hinter der Wut.
    Mein Handy klingelt. Wir haben wieder ein Netz. Ich erkenne die Nummer nicht.
    »Hallo.«
    »Selber hallo«, sagt Pearl. »Kennst du diesen Werbespot für Batterien mit dem Stoffhasen, der immer weiterläuft? Du bist genau wie dieses beschissene Plüschhäschen. Du gibst einfach nicht auf.«
    Seine Stimme klingt verhallt. Er ist auf dem Fahrzeugdeck. »Wo ist sie?«
    »Ich hab sie gefunden, Häschen.«

    »Ja.«
    »Weißt du, wie? Das Blut. Ihr habt eine Spur hinterlassen.« Im Hintergrund schreit ein Baby. »Yanus habe ich auch gefunden. Du hast ihn ziemlich sauber gemetzelt, aber ich hab ihn zusammengeflickt.«
    »Er wird verbluten.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen, Häschen. Ich lasse meine Freunde nie zurück.«
    Ich renne schon den Gang bis zur ersten Kabine hinunter. Der Maschinist hat Mühe, mit mir Schritt zu halten. Yanus ist verschwunden. Der Boden sieht aus wie mit Blut lackiert, Dutzende von Fußspuren führen in den Korridor.
    Die Menschen sind erstaunlich. Sie laufen einfach an so etwas vorbei, weil es ihr gewöhnliches, banales, alltägliches Verständnis übersteigt.
    Pearl ist immer noch in der Leitung. »Sie schaffen es nie von der Fähre runter«, brülle ich. »Geben Sie sie zurück. Bitte.«
    »Ich muss mit dem Kapitän sprechen.«
    »Er wird nicht mit Ihnen verhandeln.«
    »Ich will auch gar nicht verhandeln, verdammt noch mal. Wir haben ein gemeinsames Interesse.«
    »Und das wäre?«
    »Wir wollen beide, dass ich diese Fähre verlasse.«
    Mittlerweile ist mein Kopf wieder klarer. Andere treffen die Entscheidungen für mich. Es ist drei Stunden vor Tagesanbruch, und irgendwo vor uns in der Dunkelheit liegt die Küste von Essex. Auf der Brücke kann ich die Motoren nicht hören, und ohne Bezugspunkte an Land scheint es, als würde die Fähre stillstehen. Zwei Boote der Küstenwache eskortieren die Stena Britannica in den Hafen. Der Kapitän kommuniziert direkt mit seinen Vorgesetzten in Rotterdam.
    Mich hält man auf Abstand, wie eine Gefahr oder, noch schlimmer, wie eine hysterische Frau. Was hätte ich anders machen
können? Die nachträgliche Einsicht ist ein grausamer Lehrer. Ich hätte Samira und die Zwillinge nicht alleinlassen dürfen. Ich hätte bei ihnen bleiben sollen. Vielleicht hätte ich mich gegen Pearl wehren können.
    Meine Gedanken wandern noch weiter zurück. Ich hätte nie nach Amsterdam fahren und sie suchen dürfen. Ich habe alles eher schlimmer als besser gemacht. Das ist die Geschichte meines Lebens – gute Absichten. Und immer eine Hundertstelsekunde zu langsam – nah genug dran, um den Sieg zu fühlen in einem Wettbewerb, in dem eine Brustbreite die Erste von der Letzten trennte.
    Wie können sie mit Pearl verhandeln? Man darf ihm nicht trauen. Der erste Maschinist reicht mir ein heißes Getränk.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagt er und weist auf die Fenster. Die Lichter von Harwich tauchen auf und verschwinden wieder, während wir über die Wellen gleiten. Riesige Kräne mit vier Beinen und länglichen Torsi scheinen die Tore der Stadt zu bewachen. Ich bleibe am Fenster stehen und sehe sie näher kommen.
    Der Kapitän und der Steuermann starren auf Monitore und navigieren die Fähre mittels außen angebrachter Kameras sanft ans Dock. Wir sind so hoch oben, dass die Schauermänner aussehen wie Liliputaner, die einen Riesen fesseln.
    Detective Inspector Forbes ist an Bord und bleibt gerade lange genug stehen, um meine Kleidung mit einer Mischung aus Respekt und Ekel zu mustern, bevor er dem Kapitän das Telefon aus der Hand nimmt.
    »Trauen Sie ihm nicht«, rufe ich quer über die Brücke. Mehr Gelegenheit, etwas zu sagen, bekomme ich nicht. Forbes stellt sich vor. Ich kann nur die eine Seite ihres Gespräches verfolgen, aber Forbes wiederholt alle Forderungen. Das Klicken in seinem Hals ist jedes Mal wie ein Ausrufezeichen.
    Pearl verlangt, dass die Hauptluken der Fähre geöffnet und alle Wagen aus dem Weg geschafft werden, um die Bahn für seinen
LKW frei zu machen. Niemand darf sich dem Fahrzeug nähern. Wenn er einen Polizisten an Bord sieht, einen Feueralarm hört oder sonst irgendeinen verdächtigen Umstand bemerkt, wird er Samira und die Zwillinge töten.
    » Sie müssen mir mehr

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