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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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als Zimmermädchen. Cate, die abends an der Bar arbeitete, sah ich kaum. Sie trainierte ihren russischen Akzent, indem sie sich als Natalia Radzinsky ausgab, Tochter einer Gräfin.
    »Wo um alles in der Welt hast du mit Barry geschlafen?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe mir den Generalschlüssel ausgeliehen. Wir haben eine der Gästesuiten benutzt.«
    »Was habt ihr gemacht?!«
    » Oh, keine Sorge. Ich habe ein Handtuch druntergelegt.«
    Mein Liebesleben schien sie viel mehr zu interessieren. »Wann wirst du endlich deine Unschuld verlieren?«

    »Wenn ich so weit bin.«
    »Auf wen wartest du?«
    »Mr. Right«, erklärte ich ihr, obwohl ich eigentlich meinte »Mr. Rücksichtsvoll« oder »Mr. Würdig« oder irgendeinen »Mister«, der mich genug wollte .
    Vielleicht war ich doch die Tochter meiner Mutter. Sie versuchte schon, mir einen Ehemann zu suchen, und zwar meinen Cousin Anwar, der an der Bristol University Philosophie studierte. Er war groß und schlank mit großen braunen Augen und einer kleinen Nickelbrille. Anwar hatte einen fantastischen Kleidergeschmack und mochte Judy-Garland-Platten. Er brannte mit dem Jungen aus dem Unibuchladen durch, aber meine Mutter will bis heute nicht wahrhaben, dass er schwul ist.
    Seit dem Start unseres Fluges in Heathrow hat Ruiz kaum ein Wort gesagt. Sein Schweigen kann so beredt sein.
    Ich habe ihm erklärt, dass er nicht mitkommen müsse. »Sie sind pensioniert.«
    »Stimmt, aber ich bin noch nicht tot«, gab er zurück, und ein winziges Lächeln blitzte in seinen Augenwinkeln auf.
    Es ist erstaunlich, wie wenig ich nach sechs Jahren über ihn weiß. Er hat Kinder – Zwillinge –, aber er spricht nicht über sie. Seine Mutter lebt in einem Altersheim. Sein Stiefvater ist tot. Was mit seinem leiblichen Vater ist, weiß ich nicht.
    Ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der so selbstgenügsam ist. Er scheint sich nicht nach menschlichem Kontakt zu sehnen oder irgendjemanden zu brauchen . Im Fernsehen gibt es diese Survival-Shows, wo die Leute in konkurrierende Stämme aufgeteilt werden, die um den Sieg kämpfen. Ruiz wäre ein Ein-Mann-Stamm ganz für sich allein. Und der knurrige alte Kerl würde jedes Mal gewinnen.
    Amsterdam. Das weckt Gedanken an weiche Drogen, legale Prostitution und Holzschuhe. Es ist mein erster Besuch. Auch Ruiz ist eine »Jungfrau, was Holland betrifft« (wie er es selbst
nennt). Seine insgesamt wohlwollende Kurzkritik des Landes hat er mir bereits vorgetragen: »Ausgezeichnetes Bier, ein paar ganz brauchbare Fußballer und Käse mit roter Wachsrinde.«
    »Die Holländer sind sehr höflich«, ergänze ich.
    »Sie sind wahrscheinlich das netteste Volk der Welt«, stimmt er mir zu. »Sie sind so freundlich, dass sie lieber Prostitution und Marihuana legalisiert haben, als jemandem eine Absage zu erteilen.«
    Trotz seines Zigeunerbluts war Ruiz nie ein großer Weltenbummler. Seinen einzigen Auslandsurlaub hat er in Italien verbracht. Er ist ein Gewohnheitsmensch – warmes Bier, spießiges Essen und Rugby –, und seine Fremdenphobie nimmt zu, je weiter er von zu Hause weg ist.
    Wir haben die Plätze in der ersten Reihe ergattert, sodass ich meine Schuhe ausziehen, die Füße gegen die Wand stemmen und dabei meine rosa-weiß geringelten Socken präsentieren kann. Der Sitz zwischen uns ist leer. Ich habe ihn mit meinem Buch, einer Flasche Wasser und meinem Kopfhörer belegt. Besitz sind neun Zehntel des Rechts.
    Von oben betrachtet sieht die holländische Landschaft aus wie ein alter, aus verschiedenen Filzquadraten zusammengesetzter Billardtisch. Es gibt niedliche Bauernhäuser, niedliche Windmühlen und hin und wieder ein Dorf. Die ganze Geschichte mit dem Land unterhalb des Meeresspiegels ist schon seltsam. Sollten die Deiche je brechen, stünden selbst die Brücken unter Wasser. Aber die Holländer sind so gut darin, dem Meer Land abzutrotzen, dass sie eines Tages wahrscheinlich die ganze Nordsee trockengelegt haben, und dann geht die M11 bis Moskau durch.
    Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt scheint sich der Fahrer zu verirren und uns im Kreis über immer wieder dieselben Kanäle und Brücken zu kutschieren. Der einzige Hinweis auf Cates Aktivitäten ist der Touristen-Stadtplan und die umkringelte Adresse des Red Tulip Hotel.

    Die Frau am Empfang begrüßt uns mit einem breiten Lächeln. Sie ist Mitte zwanzig, grobknochig und noch gerade ein bis zwei Pfund vor dem Übergewicht. Hinter ihr hängt eine Informationstafel mit

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