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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Vertrag?«
    »Kein Veltlag.«
    »Und was ist mit Strom und Telefon?«
    Er nickt lächelnd. Er ist zu höflich, um mir zu sagen, dass er darauf keine Antwort hat.
    Ich zeige auf das Mädchen in der Zeichnung und ziehe das
Foto von Samira aus der Tasche. »Und was ist mit diesem Mädchen? «
    »Viele Mädchen kommen und gehen.« Mit dem linken Daumen und Zeigefinger formt er einen Kreis, durch den er mit dem anderen Zeigefinger stößt. »Plostituielte«, sagt er entschuldigend, als täten ihm diese Verhältnisse persönlich leid.
    Ich bitte ihn, die Wohnung sehen zu dürfen. Einer seiner Söhne wird sie mir zeigen. Er führt mich durch eine Brandschutztür in eine Seitengasse und eine Hintertreppe hinauf, wo er eine Tür aufschließt.
    Ich habe schon einige deprimierende Wohnungen gesehen, aber nur wenige haben mich so umgehend entmutigt wie diese. Sie hat ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad. Die einzigen Möbel sind eine niedrige Schubladenkommode mit Spiegelaufsatz und ein Sofa mit Brandlöchern.
    »Die Matratzen wurden weggeworfen«, erklärt er.
    »Wie viele Personen haben hier gewohnt?«
    » Zehn.«
    Ich bekomme den Eindruck, dass er die Mieter besser kannte als sein Vater.
    »Erinnern Sie sich an dieses Mädchen?« Ich zeige ihm das Foto.
    »Kann sein.«
    »Hat sie hier gewohnt?«
    »Sie kam zu Besuch.«
    »Wissen Sie, wo Sie gewohnt hat?«
    » Nein.«
    Bis auf ein paar Konservendosen, alte Kissen und ein paar benutzte internationale Telefonkarten haben die Bewohner nichts hinterlassen. Hier gibt es keine weiteren Beweise.
    Ich nehme ein Taxi und treffe Ruiz am Nieumarket, einem gepflasterten offenen Platz hinter der Oude Kerk. Die meisten Tische im Freien sind unbesetzt. Für Rucksacktouristen und Amerikaner wird es langsam zu spät im Jahr.

    »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie einen von denen kaufen würden, Sir«, sage ich und zeige auf seinen Touristenführer.
    »Na ja, ich hasse es, nach dem Weg zu fragen«, brummt er. »Irgendjemand sagt garantiert: › Wohin wollen Sie?‹ Und dann merke ich, dass ich im falschen Land bin.«
    Das Paar am Nebentisch ist einheimisch. Sie könnten streiten oder in bestem Einvernehmen plaudern. Ich würde den Unterschied nicht merken.
    »Die Holländer bringen mehr Vokale in einem Satz unter als irgendjemand sonst auf der Welt«, sagt Ruiz zu laut. »Und dieses holländische ›j‹ ist eine vorsätzliche Provokation, verdammt noch mal.«
    Er widmet sich wieder seinem Führer. Wir sitzen am westlichen Rand des Rotlichtbezirks, einem Viertel, das als de Walletjes, ›die Mäuerchen‹, bekannt ist.
    »Das Gebäude mit all den Türmen ist de Waag«, erklärt er. »Ein Stadttor der alten Stadt.«
    Eine junge Kellnerin kommt, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ruiz möchte noch ein Bier, »mit weniger Schaum und mehr Heineken.« Sie lächelt mich mitleidig an.
    Er schlägt sein marmoriertes Notizbuch auf und berichtet, wie Hasan und Samira Khan im Juni 2004 im Gepäckfach eines Touristenbusses über die deutsche Grenze nach Holland geschmuggelt wurden. Sie wurden in das Aufnahmezentrum in Ter Apel gebracht und vom IND befragt. Hasan behauptete, fünfzehn zu sein, Samira siebzehn. Sie erklärten, in Kabul geboren zu sein und drei Jahre in einem Flüchtlingslager in Pakistan gelebt zu haben. Nachdem ihre Mutter an der Ruhr gestorben war, kehrte ihr Vater Hamid Khan mit den Kindern zurück nach Kabul, wo er 1999 erschossen wurde. Hasan und Samira wurden in ein Waisenhaus gebracht.
    »Das ist die Geschichte, die sie bei der Befragung erzählt haben, gemeinsam und unabhängig voneinander. Sie sind nie davon abgewichen.«

    »Wie sind sie hierhergekommen?«
    »Mit Hilfe von Schleusern, aber sie haben sich beide geweigert, ihre Namen zu nennen.« Ruiz sieht wieder in sein Notizbuch. »Nachdem sie gründlich durchleuchtet worden waren, wurden sie in ein Zentrum für minderjährige Asylsuchende verlegt, das von der Valentine Foundation betrieben wird. Drei Monate später kamen sie in ein Abschiebelager in Deelen, wo 180 Kinder untergebracht waren. Im Dezember letzten Jahres wurde ihre Aufenthaltsgenehmigung widerrufen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Man setzte ihnen eine Frist von achtundzwanzig Tagen, um das Land zu verlassen. Es wurde Widerspruch eingelegt, aber sie sind untergetaucht.«
    »Sie sind untergetaucht?«
    »Nicht viele von diesen Leuten warten darauf, deportiert zu werden.«
    »Was meinen Sie mit ›diesen Leuten‹?«
    Er sieht mich verlegen an.

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