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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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das Leben gerettet.
    »Wie heißt du?«

    Ihre Lippen bleiben starr. Sie dreht sich um. Ich renne ein paar Meter und stelle mich ihr in den Weg.
    »Warte! Geh nicht! Können wir reden?«
    Sie antwortet nicht. Vielleicht versteht sie mich nicht.
    »Sprichst du Englisch?« Ich zeige auf mich. »Mein Name ist Alisha.«
    Sie geht um mich herum.
    »Warte, bitte.«
    Wieder weicht sie mir aus. Rückwärts gehend versuche ich, den Passanten auszuweichen und gleichzeitig mit ihr zu reden. Ich presse meine Hände zusammen wie zum Gebet. »Ich suche Samira.«
    Sie bleibt nicht stehen. Ich kann sie nicht zwingen , mit mir zu reden.
    Unvermittelt wendet sie sich einem Gebäude zu und stößt eine schwere Tür auf. Ich habe nicht gesehen, dass sie einen Schlüssel benutzt oder auf eine Klingel gedrückt hat. Drinnen riecht es nach Suppe und elektrischer Wärme. Hinter einer zweiten Tür erstreckt sich ein großer Raum voller Tische und Stühle. Darauf sitzen Menschen und essen. Eine Nonne in schwarzer Tracht füllt aus einem großen Topf auf einem Teewagen Suppenteller. Ein Typ mit langem Bart, der aussieht wie ein Motorradrocker, gibt Teller und Löffel aus. Ein anderer verteilt Brötchen.
    Am ersten Tisch sitzt ein alter Mann tief über seine Mahlzeit gebeugt und tunkt Brotstücke in den dampfenden Eintopf. Den rechten Arm hat er um seine Schale gelegt, als wollte er sie schützen. Neben ihm hat ein Typ mit Wollmütze den Kopf auf den Tisch gelegt und versucht zu schlafen. Insgesamt befinden sich etwa dreißig Leute in dem Speiseraum, die meisten mit zerlumpten Kleidern, nervösen Ticks und leeren Mägen.
    »Wou je iets om te eten?«
    Ich drehe mich zu der Stimme um.
    »Möchten Sie etwas essen?«, wiederholt sie diesmal auf Englisch.

    Gestellt hat die Frage eine ältere Nonne mit schmalem Gesicht und listigen Augen. Ihre schwarze Tracht ist mit einem grünen Saum abgesetzt, und ihr weißes Haar verschwindet unter einem Nonnenschleier.
    »Nein danke.«
    »Es ist genug da. Eine gute Suppe. Ich habe sie selber gekocht. «
    Eine schulterbreite Schürze reicht bis zu ihren Knöcheln. Sie sammelt Teller von den Tischen ein und stapelt sie auf ihrem Arm. Das Mädchen hat derweil Blechdosen vor dem Suppentopf aufgereiht.
    »Was ist das hier?«
    »Wir sind Augustinerinnen. Ich bin Schwester Vogel.«
    Sie muss über achtzig sein. Die anderen Nonnen sind ähnlich betagt, aber noch nicht ganz so eingeschrumpft. Sie ist winzig, kaum 1,50 Meter groß, mit einer Stimme wie Kies in einem Betonmischer.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nichts essen wollen?«
    » Ja, vielen Dank.« Ich wende den Blick nicht von dem Mädchen.
    Die Nonne tritt direkt vor mich. »Was wollen Sie von ihr?«
    »Bloß reden.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    »Sie wird sie nicht hören.«
    »Nein, Sie verstehen mich nicht. Wenn ich bloß mit ihr reden – «
    »Sie kann sie nicht hören.« Ihre Stimme wird sanfter. »Sie ist eines von Gottes besonderen Kindern.«
    Endlich kapiere ich. Es geht nicht um die Sprache oder mangelnde Bereitschaft. Das Mädchen ist taub.
    Die Dosen sind gefüllt, und das Mädchen schraubt jede mit einem Deckel zu und verstaut sie in ihrer Tasche. Sie legt sich den Riemen um den Hals und richtet ihn über ihrer Brust aus,
bevor sie eine Papierserviette nimmt und zwei Stücke Brot einwickelt. Ein drittes Stück nimmt sie in die Hand und knabbert an seinen Rändern.
    »Kennen Sie ihren Namen?«, frage ich.
    »Nein, sie kommt drei Mal die Woche, um Essen zu holen.«
    »Wo wohnt sie?«
    Schwester Vogel wird mir diese Informationen nicht freiwillig geben. Es gibt nur eine Stimme, der sie gehorcht – die einer höheren Macht.
    »Sie hat nichts Unrechtes getan«, versichere ich ihr.
    »Warum möchten Sie mit ihr sprechen?«
    »Ich suche jemanden. Es ist sehr wichtig.«
    Schwester Vogel stellt die Suppenteller ab und wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab. Anstatt zu gehen, scheint sie ein kleines Stück über den Holzdielen zu schweben, als sie in ihrer langen Tracht den Raum durchquert. Neben ihr komme ich mir vor, als hätte ich Füße aus Blei.
    Sie tritt vor das Mädchen und klopft in ihre offene Hand, bevor sie beginnt mit den Fingern Zeichen zu bilden.
    »Sie können Gebärdensprache!«, sage ich.
    »Ich kenne einige der Buchstaben. Was wollen Sie fragen?«
    »Wie heißt sie?«
    Sie verständigen sich mit Zeichen.
    »Zala.«
    »Woher kommt sie?«
    »Aus Afghanistan.«
    Ich ziehe das Foto aus der Tasche, und Schwester Vogel nimmt es mir

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