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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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hast.«
    Sie antwortet nicht. Ich weiß nicht, ob sie mich versteht.
    Sie wendet sich zum Fenster und spricht Zalas Namen.
    »Schwester Vogel wird sich um sie kümmern.«
    Sie schüttelt störrisch den Kopf, in ihrem Blick eine wahnwitzige Hoffnung.
    »Ich werde sie finden. Ich kümmere mich um sie.«
    Für einen Moment scheint sie mit sich zu ringen. Dann wird ihr Blick leer, und sie ergibt sich. Gegen das Schicksal anzukämpfen, ist zu schwierig. Sie muss sich und ihre Kräfte schonen für das, was das Schicksal noch für sie bereithalten mag.

    Schwester Vogel erklärt, dass es im Herzen der Walletjes eine Apotheke gibt. Die Apothekerin ist eine Freundin von ihr. Dorthin hat sie Zala mit einem Brief geschickt.
    Hinter jeder Ecke erwarte ich, ihre rosa Jacke oder das blaue Hijab aufleuchten zu sehen. Als ich an einem Obst – und Gemüseladen vorbeikomme, steigt mir der Duft von Orangen in die Nase, und ich muss an Hasan denken. Was wird jetzt mit Samira geschehen? Wer wird sich um sie kümmern?
    Ich biege in den Oudekerksteeg. Noch immer keine Spur von Zala. Eine Berührung an meinem Arm lässt mich herumfahren. Einen Moment lang erkenne ich Hokke nicht. Er trägt eine Wollmütze und sieht mit seinem hellen Bart aus wie ein Krabbenfischer.
    »Hallo, meine Freundin.« Er betrachtet mich genauer. »Was haben Sie denn gemacht?« Er streicht mit dem Finger über den Bluterguss in meinem Gesicht.
    »Ich hatte eine Auseinandersetzung.«
    »Haben Sie gewonnen?«
    » Nein. «
    Über seine Schulter hinweg lasse ich den Blick über den Platz schweifen. Er spürt meine Unruhe und dreht sich um.
    »Suchen Sie immer noch das afghanische Mädchen?«
    »Nein, diesmal ein anderes.«
    Es hört sich achtlos an – als würde ich ständig Menschen verlieren.
    Hokke hat in einem Café gesessen. Zala muss an ihm vorbeigekommen sein, aber er kann sich nicht an sie erinnern.
    »Vielleicht kann ich Ihnen bei der Suche helfen.«
    Ich folge ihm und mustere auf dem Weg zur Apotheke sämtliche Passanten. Der kleine Laden hat enge Gänge und ordentlich sortierte Regale. An einem Tresen bedient ein Mann in gestreiftem Hemd und weißem Kittel Kunden. Als er Hokke erkennt, breitet er die Arme aus und drückt ihn an sich. Alte Freunde.

    »An ein taubes Mädchen würde ich mich erinnern«, erklärt er auf Englisch.
    »Sie hatte einen Brief von Schwester Vogel bei sich.«
    Er ruft seinen Assistenten. Ein Kopf lugt hinter einem Postkartenständer hervor. Ein Wortwechsel auf Holländisch, ein Schulterzucken. Niemand hat sie gesehen.
    Hokke folgt mir hinaus auf die Straße. Ich gehe ein paar Schritte, bleibe dann stehen und lehne mich an eine Mauer. Mein Körper sendet eine schwache Vibration aus, ein bedrohlicher Gedanke nimmt Form an und lässt sich nicht mehr verdrängen. Zala ist nicht weggelaufen. Sie würde Samira nicht freiwillig verlassen. Niemals.
    Das Polizeipräsidium liegt an einem der äußeren Kanäle im Westen der Stadt. Es sieht aus wie eine Architektenfantasie, blank geschrubbt wirft es einen langen Schatten über den Kanal. Die Glastüren öffnen sich automatisch. Überwachungskameras schwenken die Eingangshalle ab.
    Die Frau am Empfang benachrichtigt Spijker. Er lässt ausrichten, dass ich unten warten soll. All mein Drängen lässt die Frau vollkommen unbeeindruckt. Sie hat ein Gesicht wie die Farmerfrau auf Grant Woods Gemälde American Gothic .
    Ich habe hier keinerlei Amtsgewalt, keine Autorität, Forderungen zu stellen oder Druck zu machen.
    Hokke bietet an, mir Gesellschaft zu leisten. Zu keinem Zeitpunkt hat er mich gefragt, wie ich Samira gefunden habe und was mit Ruiz passiert ist. Anstatt nach Informationen zu bohren, ist er zufrieden mit dem, was man ihm freiwillig erzählt.
    In der vergangenen Woche ist so viel passiert, und doch habe ich das Gefühl, keinen Schritt vorangekommen zu sein. Es ist wie mit der Uhr an der Wand über dem Empfang, deren dicke schwarze Zeiger sich hartnäckig weigern, schneller zu laufen.
    Samira ist in einem der Stockwerke über mir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Amsterdam viele Keller gibt – in einer
Stadt, die auf künstlichen Pontons zu schweben scheint, zusammengehalten von Brücken. Vielleicht versinkt sie wie ein Venedig des Nordens langsam im Schlamm.
    Ich kann nicht still sitzen. Ich sollte im Krankenhaus bei Ruiz sein. Ich sollte meinen neuen Job in London antreten oder den Dienst quittieren.
    Auf der anderen Seite der Halle öffnet sich die Doppeltür eines Fahrstuhls.

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