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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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auf. Der fette Anwalt geht als Erster hindurch. Yanus zückt ein hellblaues Taschentuch und tupft sich die Stirn ab. Ich erkenne den Stoff. Er wickelt das Tuch um seinen Finger. Es ist kein Taschentuch. Es ist ein Kopftuch. Zalas Hijab.
    Spijker sieht mich loslaufen und hält mich fest. Ich wehre mich und brülle Beschuldigungen in Richtung Eingang. Yanus dreht sich um und zeigt mir lächelnd seine Zähne. Es ist das Grinsen eines Haifischs.

    »Sehen Sie das Kopftuch in seiner Hand«, rufe ich. »Deswegen hat sie gelogen.«
    Mrs. Caspar stellt sich vor mich. »Es ist zu spät, Alisha.«
    Spijker löst den Griff um meine Arme, und ich schüttele seine Finger ab.
    Es ist ihm peinlich, mich angefasst zu haben. Aber ich spüre noch etwas in seiner Haltung. Verständnis. Er glaubt mir! Er hatte keine andere Wahl, als Yanus freizulassen.
    Frustration, Enttäuschung und Wut machen sich in mir breit, bis ich laut schreien will. Sie haben Zala. Samira wird ihnen garantiert folgen. Bei all den Wunden und dem vergossenen Blut habe ich es nicht einmal geschafft, sie auch nur ein wenig aufzuhalten. Ich komme mir vor wie die Cartoonfigur Wile E. Coyote, die platt gedrückt unter einem Felsbrocken liegt und Road Runners teuflisches, triumphierendes, aufreizendes »Biep! Biep!« hört.

6
    Ruiz’ Haut ist bleich und gräulich, und seine Augen sind vom Morphium blutunterlaufen. Im Schlaf hat sein Alter ihn eingeholt, und man sieht ihm jedes einzelne seiner sechzig Jahre an.
    »Ich wusste, dass Sie durchkommen würden«, sage ich. »Sie haben ein dickeres Fell als ein Rhinozeros.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass mein Hinterteil in diesem Pyjama breit aussieht?«
    »In diesem Pyjama nicht.«
    Die Vorhänge sind offen, und am Horizont sammelt sich das letzte Tageslicht.
    Vielleicht liegt es an dem Morphium oder seinem albernen männlichen Stolz, aber der DI prahlt mit der Anzahl von Stichen, mit denen die Wunden an seiner Brust und seinem Arm genäht werden mussten. Als Nächstes werden wir unsere Narben
vergleichen. Ich brauche keinen Vergleich – meine sind länger.
    Warum geht es bei Männern immer um Konkurrenz? Sie haben ein so zerbrechliches Ego oder so starke Hormone, dass sie sich ständig beweisen müssen. Was für Wichser!
    Ich drücke ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. Ihm fehlen die Worte.
    »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht, Sir.«
    Er wirft mir einen raschen, misstrauischen Blick zu. Ich ziehe eine Flasche Scotch aus einer Papiertüte. Es ist eine Art Witz, den nur wir beide verstehen. Als ich mit zertrümmertem Rückgrat im Krankenhaus lag, hat Ruiz mir eine Flasche mitgebracht. Es ist nach wie vor das einzige Mal, dass ich je Alkohol getrunken habe. Ein einziger Schluck durch einen knickbaren Strohhalm, der mir die Tränen in die Augen trieb und in meinem Hals gebrannt hat. Was finden die Leute bloß an Alkohol?
    Ich breche das Siegel, gieße ihm einen ordentlichen Schluck ein und verdünne ihn mit ein wenig Wasser.
    »Trinken Sie nichts?«
    »Diesmal nicht. Sie können für mich mittrinken.«
    »Das ist aber sehr großzügig von Ihnen.«
    Als eine Krankenschwester hereinkommt, versteckt er das Glas und ich die Flasche. Sie überreicht Ruiz einen kleinen Plastikbecher mit zwei Tabletten. Weil wir aufgehört haben zu reden und offenbar schuldbewusst dreinschauen, bleibt sie an der Tür noch einmal stehen. Sie sagt irgendetwas auf Holländisch. Vielleicht »zum Wohl«, obwohl ich das bezweifle.
    »Ich glaube, ich bleibe hier«, erklärt Ruiz. »Das Essen ist viel besser als unser Kassenpatienten-Krankenhaus-Fraß, und die Schwestern haben einen gewissen Charme. Sie erinnern mich an die Lehrerinnen im Internat.«
    »Das klingt beunruhigend nach einer erotischen Fantasie.«
    Er verzieht den Mund zu einem angedeuteten Grinsen. »Nicht ganz.«

    Er trinkt noch einen Schluck. »Haben Sie je darüber nachgedacht, was im Fall Ihres Todes geschehen soll? Die Abwicklung ?«
    »Ich habe ein Testament gemacht.«
    »Ja, aber haben Sie darin irgendetwas zu Ihrer Beerdigung festgelegt? Feuer – oder Erdbestattung? Oder dass Ihre Asche vom Ende des Margate Piers ins Meer gestreut werden soll?«
    »Nichts Bestimmtes.« Die Unterhaltung wird reichlich morbide.
    »Ich möchte, dass meine Asche in eine Rakete gepackt wird.«
    »Klar, ich ruf gleich mal bei der NASA an.«
    »Ich meine eine Feuerwerksrakete. Ich möchte in tausend zur Erde regnenden Sternen explodieren. So was geht heutzutage. Das habe ich irgendwo

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