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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Mahmoud ihnen erklärte.
    Hasan und Samira wurden auf dem Landweg mit dem Bus nach Pakistan gebracht und über Quetta weiter nach Westen in den Iran geschmuggelt, bis sie die Stadt Tabriz in der Nähe der türkischen Grenze erreichten. In der ersten Frühlingswoche überquerten sie zu Fuß den Ararat, wo sie beinahe den eiskalten Nächten und streunenden Wölfen zum Opfer gefallen wären.
    Auf der türkischen Seite des Gebirges schmuggelten Schafbauern sie von Dorf zu Dorf und arrangierten ihre Fahrt auf der Ladefläche eines LKW bis nach Istanbul. Zwei Monate lang wurden die Geschwister zur Arbeit in einer Textilfabrik in Zeytinburnu gezwungen, wo sie Schafsfellwesten nähen mussten.
    Das Schmuggelsyndikat verlangte nun auch mehr Geld, um sie nach England zu bringen. Der Preis war auf zehntausend amerikanische Dollar gestiegen. Samira schrieb einen Brief an »Brother«, wusste jedoch nicht, an welche Adresse sie ihn schicken sollte. Endlich ging ihre Irrfahrt weiter. Sie wurden mit einem Fischerboot über das Ägäische Meer nach Italien gebracht, wo sie mit vier anderen Illegalen per Zug nach Rom reisten. Am Bahnhof wurden sie abgeholt und in ein Haus gebracht.
    Zwei Tage später trafen sie Yanus. Er brachte sie zu einem Busdepot und versteckte sie im Gepäckfach eines Touristenbusses, der durch Deutschland in die Niederlande fuhr. »Nicht bewegen und kein Mucks – sonst werdet ihr entdeckt«, erklärte er ihnen. Sobald der Bus die holländische Grenze erreichte, sollten sie Asyl beantragen. Er würde sie dann finden.
    »Wir sollten nach England«, sagte Samira.
    »England kommt später«, erwiderte er.
    Der Rest der Geschichte entspricht dem, was ich schon von Lena Caspar erfahren habe.

    Schwester Vogel klopft leise an die Tür und bringt ein Tablett mit Tee und Gebäck. Die feinen Tassen haben angestoßene Henkel. Ich schütte den Tee durch ein zerbrochenes Sieb. Samira nimmt einen Keks und wickelt ihn in eine Papierserviette, um ihn für Zala aufzubewahren.
    »Hast du je den Namen Paul Donavon gehört?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Wer hat dir von der Klinik für künstliche Befruchtung erzählt ?«
    »Yanus. Er sagte, dass wir ihn für die Passage von Kabul hierher bezahlen müssten. Er hat gedroht, mich zu vergewaltigen. Hasan hat versucht, mich zu beschützen, aber Yanus hat ihn immer wieder mit dem Messer geschnitten. Einhundert Mal.« Die Spuren der Schnitte hat Noonan an Hasans Körper festgestellt.
    »Was wollte Yanus von dir?«
    »Dass ich eine Hure werde. Er hat mir gezeigt, was ich zu tun hätte. Dann stellte er mich vor die Wahl. Er sagte, mit einem Baby wären alle meine Schulden bezahlt. Und ich könnte Jungfrau bleiben.«
    Das sagt sie beinahe trotzig. Es ist eine Wahrheit, die sie aufrechthält. Ich frage mich, ob man deshalb eine Muslima ausgewählt hat. Das Mädchen hätte beinahe alles getan, um ihre Unschuld zu bewahren.
    Ich weiß immer noch nicht, wie Cate in die Sache verwickelt wurde. War es ihre Idee oder Donavons?
    Spijker wartet draußen. Ich kann es nicht mehr aufschieben. Ich öffne meinen Beutel, nehme die Kohlezeichnung heraus und streiche die Ecken glatt.
    Ihre Augen leuchten aufgeregt. »Hasan! Du hast ihn gesehen !«
    Sie wartet. Ich schüttele den Kopf. »Hasan ist tot.«
    Ihr Kopf schnellt hoch, wie von einem Faden nach oben gerissen. Das Leuchten in ihren Augen verwandelt sich in Zorn.
Unglauben. Ich berichte ihr schnell, was geschehen ist, weil ich hoffe, sie auf diese Weise zu schonen, aber es gibt keine schmerzlose Art, es ihr zu sagen. Seine Reise. Seine Überfahrt. Sein Todeskampf.
    Sie hält sich die Ohren zu.
    »Es tut mir leid, Samira. Er hat es nicht geschafft.«
    »Du lügst! Hasan ist in London.«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    Sie wiegt ihren Oberkörper mit geschlossenen Augen hin und her, öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Das Wort, das sie sagen will, ist Nein.
    »Du hast dich doch bestimmt schon gefragt, warum du nichts von ihm gehört hast«, sage ich. »Er hätte dich anrufen oder dir schreiben sollen. Du hast meinen Namen und meine Adresse in seine Kleidung genäht. So habe ich dich gefunden.« Ich trete auf sie zu. »Ich habe keinen Grund, dich anzulügen.«
    Sie versteift sich am ganzen Körper und weicht zurück, während sie mich mit einem Blick von beängstigender Intensität fixiert.
    Aus dem Erdgeschoss hört man Spijkers Stimme. Er hat keine Lust, noch länger zu warten.
    »Du musst dem Polizisten alles erzählen, was du mir erzählt

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