Todeskind: Thriller (German Edition)
Uhr ist fünfzehntausend Dollar wert. Wieso hat er sie nicht geklaut?«
Verdammt gute Fragen. Die ich mir selbst hätte stellen müssen. Er begegnete Brodies Blick, schickte ihr gedanklich seine Bitte um Vergebung und sah, dass sie sie ihm gewährte. »Sagen Sie es ihr, Fiona«, murmelte er.
»Was soll sie mir sagen?«, wollte Daphne wissen.
»Daphne, ich habe zwei Blutgruppen in Odums Keller gefunden. Keine davon passte zu dem Blut aus der Gasse, in der die Entführung stattgefunden hat.«
Daphne schnappte nach Luft. » Was? Sie meinen, das war gar nicht Fords Blut?«
»Kennen Sie seine Blutgruppe?«, fragte Brodie.
»Selbstverständlich. Null negativ wie meine.«
»Diesen Typ haben wir in der ersten Seitenstraße gefunden, aber das Blut aus dem Keller von Odums Haus hat teils Blutgruppe A, teils B. Die Blutmenge der Gruppe B war nicht ausreichend, um tödlich zu sein. Vom Typ A gab es allerdings jede Menge.«
Daphne schloss die Augen. »Es war also nicht Ford. Mein Gott, ich kann gar nicht mehr denken.«.
Joseph nahm die Beweistüte mit der Rolex. Auf der Rückseite war »Elkhart« in dünner krakeliger Schrift eingraviert. »Und die Uhr? Ist die echt?«
»Ja«, antwortete Brodie. »Ich nehme an, dass man sie noch holen wollte. Vor allem, wenn man bedenkt, was wir sonst noch in diesem Raum gefunden haben.«
Daphne warf Joseph einen Blick zu. »Was denn?«
»Waffen«, antwortete er. »Die Nachbarn haben geglaubt, die Millhouses würden Drogen im Haus lagern, aber tatsächlich waren es Waffen. Ganze Kisten mit Sturmgewehren von der Sorte, die wir heute Morgen in Bill Millhouse’ Kofferraum gefunden haben.«
»Handeln sie damit?«
»Entweder das, oder sie statten eine Armee aus«, sagte er. »Eine Rolex im Wert von fünfzehntausend würden sie garantiert verkaufen, um weitere Waffen anzuschaffen.«
Daphne nahm ihm die Uhr aus der Hand. »Aber warum? Warum sich so eine Arbeit machen und so tun, als sei Ford in diesem Keller umgebracht worden? Jeder weiß, dass wir als Erstes das Blut überprüfen und binnen kürzester Zeit herausfinden, ob es sich um das von Ford handelt oder nicht.«
Sie hatte recht. Verdammt. Joseph hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Und ich habe genau das getan, was sie wollten. Er trat ans Whiteboard und sah sich die Chronik von Georges Kurznachrichten an. »George hat nicht die SMS von Fords Handy geschickt.«
»Das haben wir uns schon gedacht. Unserer Meinung nach hätte das nicht funktioniert. Es muss dieser Doug gewesen sein«, sagte Daphne.
»Als du die Nachricht gelesen hast, hast du wieder Hoffnung geschöpft. Du hast gedacht, dass es sich bei der Entführung um einen Irrtum handelt.«
»Ja. Und als ich kapiert habe, dass die SMS doch nicht von ihm stammen konnte, war ich am Boden zerstört.«
»Und wie ist es jetzt?«
»Eben noch war ich am Boden zerstört, nun habe ich neue Hoffnung.« Sie setzte sich zurück. »Willst du damit sagen, dass da jemand mit mir spielt?«
»Ja«, erwiderte er gepresst. Und ich habe dabei noch geholfen. »Doug ist in Odums Haus gesehen worden.« Der schwarze Transporter war heute dort. Er wandte sich wieder Daphne zu. »Er war heute dort. Hat den Keller präpariert. Um uns in die Irre zu führen.« Und plötzlich rutschte ein Puzzleteil an die richtige Stelle. »Er wollte, dass wir das Haus und den ›Tatort‹ finden. Er wollte auch, dass wir die Seitenstraße mit dem Rucksack finden.«
Daphne kniff die Augen zusammen. »Und er hat uns mit der Nachricht von Fords Handy dorthin gelockt.«
»Warum sonst hätte er von dieser Stelle und in diesem Moment schreiben sollen? Er muss gewusst haben, dass wir den Ort, von der er die Nachricht schickt, zurückverfolgen können. Er wollte, dass wir die Plastikstütze mit Georges Fingerabdrücken finden.«
»Eine klare und saubere Verbindung«, pflichtete Brodie ihm bei. »Von George zum Messer zum Mord an Zacharias zu Fords Entführung.«
Daphnes Blick wurde immer finsterer. »Aber muss Doug nicht damit rechnen, dass George seinen Namen nennt?«
»Er wird davon ausgehen, es könne ihm nicht schaden«, meinte Brodie. »Joseph, überlegen Sie: Was wäre, wenn diese Nachbarin nicht zufällig durch ihr Fernglas geblickt hätte? Was würden Sie dann jetzt denken?«
»Dass George lügt«, sagte Joseph. »Und ich wäre stocksauer, dass er mich zu diesem Haus geschickt hat, damit ich nach dem Baby sehe – und mitten in die Falle laufe.«
Daphne sah von ihm zu Brodie. »Was für
Weitere Kostenlose Bücher