Todeskleid: Thriller (German Edition)
wie der Verkehr es zuließ. Die langsamen Fahrer würden ihn heute noch in den Wahnsinn treiben. »Manche Leute glauben, es sei eine Eintrittskarte für ihre Kinder«, erklärte er.
»Ich war einfach froh, in die Schule zu gehen, Punkt. Na ja, nein, eigentlich gar nicht. Ich mochte die Schule nicht.«
»Schade. Ich ja, und wie!«
»Das glaube ich dir. Wahrscheinlich hast du nie irgendwelchen Mist gebaut!«
»Nein. Nie.« Sein Telefon klingelte. »Smith.«
»Miss Keever am Apparat. Calebs Mutter ist bereits wieder weg.«
»Was? Wie kann denn das sein?«
Paige neben ihm seufzte schwer. »Mist«, murmelte sie.
»Ich habe sie gerade verpasst«, erzählte Miss Keever. »Am Empfang hat man mir gesagt, sie habe Caleb früher abgeholt, weil sie zu einem Termin musste. Sie wirkte angeblich … aufgelöst. Schlimmer als üblich.«
»Sie wirkte auch sonst aufgelöst?«
»Sie ist alleinerziehend und berufstätig. Sie setzt ihn nach ihrer Schicht hier ab, und wenn sie ihn wieder abholt, sieht sie niemals so aus, als habe sie genug geschlafen, um wieder zur Arbeit gehen zu können.«
»Wie kann sie denn das Schulgeld aufbringen?«
»Grayson«, fuhr Miss Keever ihn barsch an. »Das ist eine vertrauliche Information.«
»Sie ist in Gefahr, Miss Keever. Sie ist in einen alten Fall verwickelt, und mehrere von den Leuten, die damit zu tun hatten, sind inzwischen tot.«
»Lieber Himmel.« Sie zögerte einen Moment. »Hängt das Ganze mit der Frau zusammen, mit der du gestern in dem Parkhaus warst?«
»Ja, Ma’am. Würden Sie mir bitte von dem Schulgeld erzählen?«
Noch ein trockener Seufzer. »Er hat kein Stipendium. Sie zahlt alles selbst.«
»Wow. Was muss man denn heutzutage hinblättern?«
»Fünfunddreißigtausend pro Jahr. Bücher und Gebühren eingeschlossen.«
Grayson schluckte. »Das ist verdammt viel für eine Alleinerziehende. Wie bezahlt sie?«
»Mit einem monatlichen Scheck. Sie hat sich für ein Stipendium beworben, und eigentlich sah es so aus, als habe Caleb gute Chancen, aber dann wurde sein Antrag im letzten Moment abgelehnt. Ich weiß nicht, warum, aber vielleicht hat der Ausschuss entdeckt, dass sie entgegen ihren Angaben über ausreichende Geldmittel verfügt, obwohl sie sich im Folgejahr erneut um finanzielle Unterstützung bemüht hat. Ich habe die Unterlagen hier in der Akte.«
»Und hat sie etwas bekommen?«
»Nur zwanzigtausend. Hier steht, sie sei in der Lage gewesen, die restlichen fünfzehntausend aufzubringen. Was ich dir eigentlich nicht hätte erzählen dürfen. Also bring mich nicht in Schwierigkeiten, Grayson Smith.«
»Danke, Miss Keever. Falls jemand sich nach ihr erkundigen sollte, rufen Sie mich bitte unbedingt an. Obwohl … Rufen Sie lieber direkt die Polizei an. Fragen Sie nach Detective Mazzetti bei der Mordkommission. Anschließend informieren Sie mich.«
»Nach wem soll ich Ausschau halten?«, fragte Miss Keever. Ihre Stimme klang barsch, doch Grayson entging nicht, dass ein Hauch Angst darin mitschwang.
»Das weiß ich nicht.«
Paige zupfte an seinem Ärmel. »Frag sie, ob Rex McCloud diese Schule besucht hat.«
Daran hätte ich selbst denken müssen. »Miss Keever, ist Rex McCloud mal auf die St. Leo gegangen?«
»Ja, das ist er.«
Die prompte Antwort überraschte ihn. »Das ist über zehn Jahre her, und Sie müssen das nicht erst überprüfen?«
»Nein, ich erinnere mich gut an ihn. Er war vom Kindergarten bis zur Highschool bei uns. Dann wurde er … abgemeldet und woanders hingeschickt.«
Die kleine Pause war ausgesprochen vielsagend. »Man hat ihm nahegelegt zu gehen?«
»Das habe ich nicht gesagt, und ich werde auch nicht mehr sagen. Höchstens, dass es mich nicht besonders überrascht, seinen Namen in einem solchen Gespräch zu hören.«
»Verstanden. Vielen Dank, Miss Keever. Sie haben mir sehr geholfen.«
»Grüß deine Mutter von mir.«
Er beendete das Gespräch und warf Paige einen Blick zu. »Gute Idee, das mit Rex. Er wurde rausgeworfen.«
»Interessant, aber keine große Überraschung. Wohin fahren wir jetzt?«
»Wir sollten Mal, den Fernsehtechniker, finden. Ich will wissen, warum Brittany uns ausgerechnet diese Sachen hier überlassen hat und andere nicht.« Er machte an der nächsten Kreuzung eine Hundertachtzig-Grad-Wendung. »Ruf bitte meine Assistentin, die stellvertretende Staatsanwältin Daphne Montgomery, auf ihrem Handy an. Ich übernehme wieder auf der Freisprechanlage.«
»Grayson!«, rief Daphne, sobald sie am Hörer war.
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