Todeskleid: Thriller (German Edition)
wohl nicht auf dich gehört.«
»Wie lange hat sie dort schon gearbeitet?«
»Seit mindestens zwei Wochen. Sie wollte sich an den Besitzer ranmachen und herausfinden, warum er im Zeugenstand gelogen hat. Anscheinend hat sie dick aufgetragen und den Worten … Taten folgen lassen.«
Paige zog eine Grimasse. »O Gott. Sag nicht, dass sie mit der Schmierbacke ins Bett gegangen ist.«
»Offenbar doch. Zumindest ging so das Gerücht, das bis zu Ramon ins Gefängnis durchgedrungen ist. Denny Sandoval fand es wohl ziemlich schick, mit Ramons Frau geschlafen zu haben, und sorgte dafür, dass er es auch mitbekam. Solche Nachrichten verbreiten sich immer wie ein Lauffeuer. Ramon ist jedenfalls durchgedreht. Sein Bruder erzählt, er habe sich beim Hofgang mit zwei anderen Insassen geprügelt, weil sie ihm das permanent unter die Nase rieben.«
Paige bekam ein flaues Gefühl im Bauch. »Und?«
»Er liegt im Krankenhaus. Er wird es schaffen, aber einer der beiden Kerle, auf die er sich gestürzt hat, vielleicht nicht.«
»Und damit wäre er wirklich zum Mörder geworden. Das ist doch nicht fair«, presste sie hervor.
»Fair ist nichts davon. Als Elena Ramon in der Klinik besucht hat, hat er die Scheidung von ihr verlangt.«
»Was man ihm kaum verübeln kann. Kein Wunder, dass Elena solche Risiken eingegangen ist, um an die Fotos zu gelangen. Wahrscheinlich dachte sie, sie hätte eh nichts mehr zu verlieren.«
Paige betrat das Parkhaus, in dem sie ihren Wagen abgestellt hatte.
»Ja, das denke ich auch. Was hast du in Bezug auf den Staatsanwalt entschieden?«
»Ich weiß noch nicht. Ich habe nicht mit ihm gesprochen.«
»Warum denn nicht?«
»Unter anderem, weil er von Reportern umzingelt war und ich keine Lust hatte, auf noch mehr Filmchen zu erscheinen. Und als ich kam, war er bereits im Gerichtssaal.« Sie runzelte die Stirn. »Ich bin mir einfach nicht sicher. Smith war wegen eines Geschworenenurteils bei Gericht: Der Angeklagte ist für schuldig befunden worden. Er sah richtig froh darüber aus.«
»Das tun Staatsanwälte immer, wenn sie gewinnen. Und die meisten Kerle, die Smith vor Gericht stellt, haben wahrscheinlich mehr als nur ein bisschen Dreck am Stecken, Paige.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich mache mir einfach Sorgen, dass die Fotos, die Elena mit ihrem Leben bezahlt hat, ›verlorengehen‹ oder Schlimmeres. Vielleicht ist es doch schlauer, wenn wir uns einen Rechtsanwalt besorgen. Ich habe versucht, Kontakt zu Ramons ehemaligem Verteidiger aufzunehmen, aber der ist vor ein paar Jahren gestorben. Kannst du mir jemand anders empfehlen?«
»Ja, ich kenne ein paar gute. Wo bist du jetzt?«
Sie holte ihren Schlüssel aus der Tasche. »Im Parkhaus. Ich fahre jetzt nach Hause.«
»Nein«, fuhr er sie so barsch an, dass sie heftig zusammenfuhr. »Noch nicht«, fügte er mit leiserer Stimme hinzu.
»Bist du wahnsinnig?«, fauchte sie. »Fast hätte ich einen Herzanfall bekommen.«
»Such deinen Pick-up nach einem Peilsender ab. Schau unter die Stoßstange.«
»Verdammte Reporter.« Paige ging in die Hocke und folgte seinen Anweisungen. »Warum hier?«
»Erstens, weil sich dort am einfachsten etwas verstecken lässt, und zweitens, weil ich bei mir dort einen gefunden habe.«
Sie hielt mit der Hand unter dem Kühlergrill inne. »Bevor oder nachdem du bei Marias Familie warst?«
»Davor. Ich bin ins Büro gefahren, habe mit Alyssa Autos getauscht und ihr gesagt, sie solle sich den Tag freinehmen und einfach mal tun und lassen, was sie wolle.«
Paige lachte leise. »Wenn sie Alyssa verfolgen, werden sie ziemlich viel Zeit damit verbringen, vor Nagelstudios zu warten.«
»So ist es.«
Paiges Finger ertasteten ein kleines Gerät, das sich mit einem kleinen Ruck lösen ließ. »Ich hab’s. Diese Mistkerle.« Ihre Knie, die von der harten Landung immer noch weh taten, protestierten gegen die unbequeme Haltung, und sie erhob sich steif. »Oh, Mann, ich muss meine Beine streck…«
Sie hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm. Zu spät. Schon schlang sich ein Arm um ihren Hals, aus dem Augenwinkel sah sie das Glitzern eines Messers. Blitzschnell rammte sie ihren Ellbogen in stahlharte Bauchmuskeln und warf sich mit aller Kraft zurück.
Hau ab. Sie drehte und wand sich und riss sich los, doch ihr Schwung ließ sie zu Boden gehen. Instinktiv rollte sie sich auf den Rücken und trat mit voller Wucht gegen die Knie des Mannes.
Er war ein Berg, ein gottverdammter
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