Todesküsse
Rätsel offen. »In den Tempel der Sphinx…«
Noch einmal verstärkte sich der Druck. Ich wollte schreien, es gelang mir nicht mehr. Die Schatten waren urplötzlich da und rissen mich in die Tiefe…
Suko kam sich vor, wie in einem Vakuum schwebend. Er wußte, daß etwas passieren sollte oder würde, aber er konnte es nicht fassen. Zu ausgeklammert fühlte er sich.
Glenda betrat das Büro. Sie hatte zwar frisches Rouge aufgelegt und die Blässe der Wangen überschminkt, dennoch sah sie schlecht aus, sorgcnerfüllt.
»Du kannst ruhig gehen, ich halte hier noch die Stellung!« erklärte der Inspektor.
»Nein, ich warte.«
»Und auf wen?«
»Eigentlich auf John oder auf eine Nachricht von ihm.«
»Dabei wollte er nur zu Harrod's.« Glenda schnickte mit den Fingern.
»Sollten wir dort nicht einmal nachschauen?«
»Nein, ich schaue nach.«
»Die haben aber geschlossen.«
»Vielleicht erwische ich noch jemand von der Verwaltung im Büro.«
»Dann versuche es lieber mit einem Anruf«, sagte Glenda und setzte sich nieder.
»Das hatte ich gerade vor.«
Glenda nahm auf John Sinclairs Schreibtischstuhl Platz und schaute zu, wie Suko die Sammelnummer des berühmten Kaufhauses aus einem dicken Wälzer heraussuchte.
Er bekam auch Kontakt. Wahrscheinlich sprach er mit einem Nachtwächter, der verband ihn weiter, wie Suko seiner Sekretärin erklärte.
»An wen?«
»Irgendein Knabe muß noch dort sein und arbeiten.«
»Hoffentlich ist der kompetent.«
»Wir werden sehen.« Sukos Haltung änderte sich, als er die Stimme eines Mannes hörte.
»Ja, hier Anderson.«
Der Inspektor stellte sich vor.
»Polizei und noch Scotland Yard? Was ist geschehen?«
»Zwei Dinge, Mr. Anderson. Zum einen geht es um eine Propagandistin, die bei Ihnen Lippenstifte verkauft…«
»Darüber bin ich informiert. Das ist Miß Rowena de Largo.«
»Genau. Sie ist nicht zufällig noch im Hause?«
»Natürlich nicht!«
»Haben Sie Ihre Anschrift?«
»Ich weiß nicht, Inspektor, ob ich Sie Ihnen so einfach geben kann. Das ist ein Betriebsgeheimnis.«
»Mr. Anderson. Es geht um das Verschwinden eines Kollegen. Er muß in Ihrem Haus gewesen sein und mit Miß de Largo gesprochen haben. Vielleicht hat er gewartet, bis sie Feierabend hatte, und ist mit ihr zusammen weggefahren.«
»Tja… hmm… das weiß ich auch nicht so recht.« Anderson überlegte. »Allerdings ist das etwas seltsam. Ich weiß nicht, ob es mit Ihrem Anruf zu tun hat. Vor einigen Minuten hat man mirgemeldet, daß in der Tiefgarage etwas nicht stimmt.«
»Was denn?«
»In die Portiersloge ist wohl eingebrochen worden. Da ist eine Scheibe völlig zerstört.«
»Kann ich mir die Sache mal anschauen?«
»Wenn Sie unbedingt wollen, Inspektor. Viel werden Sie nicht zu sehen bekommen.«
»Trotzdem.«
»Ich erwarte Sie dann am Eingang der Tiefgarage.«
Glenda hatte mitgehört. »Glaubst du wirklich, Suko, daß es etwas bringt?«
»Keine Ahnung. Ich muß jeder Spur nachgehen. Tu mir jetzt den Gefallen und bleib noch ein wenig hier.«
»Das versteht sich.«
Suko eilte schon zur Tür. »Ich rufe dich dann später an.«
»Viel Erfolg.«
Suko nahm ebenfalls einen Yard-Wagen. Er hatte es nicht weit, nur erlaubte ihm die Dichte des Verkehrs kein schnelles Fahren. Zweimal blieb er in Staus stekken, die sich glücklicherweise rasch auflösten. Nach einigem Suchen fand er auch die Zufahrt zum Parkhaus, rollte über die Rampe hinab und wurde von Mr. Anderson schon erwartet!
Der Mann war ein blasser Typ. Das Gestell seiner Brille paßte farblich zu seinem grauen Anzug. Er winkte Suko zu, der seinen Wagen neben Anderson stoppte.
Sich bückend sagte dieser: »Sie fahren am besten in die Garage.«
Suko ließ den Rover anrollen, um wenig später neben einem Fahrzeug des gleichen Modells anzuhalten. Er kannte es, denn auch John fuhr diesen Dienstwagen.
Suko stieg aus, überzeugte sich und nickte sich selbst zu, als er die Nummernschilder verglich.
John Sinclair war hier gewesen.
Anderson stand an der Loge. Ein Mann vom nächtlichen Wachpersonal hatte sich zu ihm gesellt. Suko brauchte nicht lange zu überlegen. Hier unten hatte es einen Kampf gegeben, und sein Kollege John Sinclair mußte einer der Akteure gewesen sein.
»Sehen Sie sich das an!« sagte Anderson und breitete die Arme aus.
»Es ist der reinste Vandalismus, Zerstörungswut…«
»Schon gut.« Suko schob den Mann zur Seite und betrat die Loge. Unter seinen Schuhen zerkrümmelte das Glas. In der Mitte blieb er
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