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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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erfuhr. Mir war
schon klar, dass eine Behörde oder die Regierung selbst dahinterstecken
musste.«
    »Die große Weltverschwörung.« Große Jäger klopfte
energisch auf die Tischplatte. »Nun hören Sie doch auf, uns solche Märchen
vorzubeten.«
    Der Mann seufzte tief. »Einmal! Da hat er sich
verraten, der Unbekannte, und aus Versehen seinen Ausweis gezeigt, dass ich
einen Blick darauf werfen konnte. Der Mann hat Geld aus der Brieftasche
hervorgeholt und dabei das Dokument so gehalten, dass ich es lesen konnte.«
    »Haben Sie etwas entdecken können?«, fragte Lüder.
    »Leider nur den Namen. Thomas Birry.«
    Lüder und Große Jäger wechselten einen raschen Blick.
Birry war der Mann, der auch dem Möchtegern-Rechtsradikalen Merseburger Geld
hatte zukommen lassen und als sogenannter »Abschnittführer« aufgetreten ist.
Außerdem zeichnete er verantwortlich für die bösartigen Erpressungen gegen
Lüder und seinen Sohn. Die Ermittlungen hatten ergeben, dass Birry ein
Falschname war. Wenn Holl die Wahrheit sprach, waren die Ausweispapiere sogar echt,
mit denen Birry das Konto eröffnet hatte. Das sprach allerdings für eine
Institution im Hintergrund, die über diese Möglichkeiten verfügte.
    »Können Sie den Mann beschreiben?«, fragte Lüder.
    »Ich könnte es versuchen.«
    »Sie haben also mitgeholfen, dass die beiden
Amerikaner untertauchen konnten. Und als Jackson ermordet wurde, haben Sie uns
anonym seinen Namen zugespielt. Warum so geheimnisvoll?«
    »Es gab ja noch Tahiro. Den wollte ich nicht
auffliegen lassen. Und hätten Sie gewusst, dass der Brief von mir kam, hätten
Sie mich so lange verhört, bis ich geredet hätte.«
    »Sie haben den Brief nicht in Norderstedt
eingeworfen?«
    Zum ersten Mal zeigte sich ein vorsichtiges Lächeln
auf Holls Gesicht. »Ich bin kurz durch den Wald nach Quickborn gefahren. Die
haben ein anderes Briefzentrum. Das reicht über Itzehoe, Heide und Husum bis
nach Sylt.«
    Das hatte Lüder beim Empfang des Schreibens irritiert,
weil alle diese Orte Schauplätze in diesem merkwürdigen Fall waren.
    Große Jäger beugte sich vor, sodass sein Gesicht nahe
vor Holl war. »Was haben Sie mit den Moslems in Norderstedt zu tun? Dort kennt
man Sie.« Er ließ unerwähnt, dass Holls Name im arabisch geführten Gespräch
zwischen dem Sprecher des Kulturvereins und dem Imam mehrfach gefallen war.
    »Ich bemühe mich um den Dialog mit ihnen. Ich bin ein
Menschenfreund. Deshalb kennt man mich dort. Wir sprechen oft miteinander und
tauschen Gedanken aus.«
    »Kann es sein, dass Sie deshalb ins Visier des Mörders
geraten sind? Der scheint Amerikaner zu sein – und kein Islamist.«
    »Er ist Amerikaner«, bestätigte der Mann. »Man will
mich ausschalten, weil ich die Identität der Opfer kenne – und das Motiv für
die Morde.«
    Lüder atmete tief durch und hoffte, dass Holl es nicht
bemerkt hatte. In der Vernehmung waren sie um dieses Thema wie um den heißen
Brei herumgeschlichen. Es war nicht auszuschließen, dass Holl sich verweigern
würde. Immerhin war es denkbar, dass man ihn der Mitwisserschaft bezichtigen
könnte, wenn er die vermeintlichen Straftäter Jackson und Tahiro gedeckt hatte.
    Holl hatte seine Hände immer noch wie zum Gebet
gefaltet. Er holte tief Luft, atmete ein paarmal tief durch und ließ langsam
seinen Blick von Lüder zu Große Jäger und wieder zurückschweifen.
    »Das alles ist eine hochbrisante politische
Angelegenheit. Eigentlich beginnt es im Kosovo. Dort hat die Bundeswehr im
Rahmen der NATO aktiv an
Kampfhandlungen teilgenommen. Ich muss es hier nicht wiederholen. Sie werden
sich noch erinnern. Als die USA beim Krieg gegen Saddam Hussein Unterstützung ihrer westlichen Verbündeten
anforderten, hat die alte Bundesregierung den Bundesgenossen die Gefolgschaft
versagt. Es kam zu dem bekannten Zerwürfnis zwischen George Bush und Gerhard
Schröder. Rumsfeld sprach vom alten Europa. Inzwischen hat uns die Geschichte
klüger gemacht, aber damals konnten viele nicht verstehen, weshalb man die
Amerikaner bei der Befreiung der Welt vom Despoten Hussein nicht unterstützt
hat.«
    Holl legte eine Kunstpause ein und forschte in Lüders
Gesicht, ob sich eine erkennbare Reaktion zeigte.
    »Das ist das, was wir alle wissen. Heute ist auch
bekannt, dass es eine hohe Selbstmordrate unter den Soldaten gab. Kriegsmüde
und durch die hohe Verlustquote demoralisierte Soldaten haben nicht zur
Verbesserung der Stimmung in Amerika beigetragen. Unsere Medien berichten offen
über

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