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Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Berlin ausüben?«, mischte sich
Große Jäger ein.
    Hunter ließ die Frage unbeantwortet und zahlte bar,
während Lüder seine Kreditkarte einsetzte.
    Auf dem Parkplatz vor dem Hotel verabschiedeten sie
sich. Während Hunter in einen dunklen Mercedes der C-Klasse stieg, wechselten
Lüder und Große Jäger noch ein paar Worte.
    »Ich verstehe diese Aktion nicht«, sagte der
Oberkommissar. »Warum bestellt Sie der Mann hierher, nur um im Grunde genommen
nichts zu sagen?«
    »Ist dir das auch aufgefallen?«
    »Sicher.« Große Jäger ließ die Kippe seiner Zigarette,
die er sich bei Verlassen des Restaurants angezündet hatte, fallen und fischte
eine neue aus der zerknitterten Packung. »Halten Sie den Mann für glaubwürdig?«
    »Der ist auf dem diplomatischen Parkett geschult und
geübt. Seine persönliche Glaubwürdigkeit steht nicht zur Debatte. Viel
bedeutsamer ist die Frage, welchen Wahrheitsgehalt die offiziellen Statements
haben, die er verkündet.«
    »Warum sollten die USA einen ihrer Staatsbürger verleugnen?«
    »Das frage ich mich auch«, erwiderte Lüder, wünschte
Große Jäger eine gute Nacht und machte sich auf den langen Heimweg nach Kiel.

SECHS
    Kiel ist nicht die Stadt, in der sich Autofahrer mit
großen Staus herumzuplagen haben. An diesem Morgen war es anders. Die
Müllabfuhr und die jede Straßenverkehrsordnung ignorierenden
Auslieferungsfahrzeuge der Paketdienste ließen den Verkehr nur zäh fließen.
Immer wieder musste Lüder halten. Er besah sich die ihm vertrauten Fassaden und
entdeckte Details, auf die man beim raschen Passieren der Straßen sonst nie
achtet. Man glaubt, eine Stadt zu kennen, und sieht doch nur die
Oberflächlichkeiten. Nachdem es erneut ein paar Meter vorangegangen war,
beobachtete Lüder mit Schmunzeln, dass eine ganze Reihe der Autofahrer um ihn
herum bei jedem Halt das taten, was angeblich die Mehrheit der Deutschen im
Stau erledigen: Sie bohrten in der Nase.
    Er wurde kurzfristig durch die Nachrichten im Radio
abgelenkt. In Bagdad hatte ein Attentat erneut ein Blutbad angerichtet und
zahlreiche Opfer gefordert. Es ist erstaunlich, dachte Lüder, wie wir alle
solche Meldungen nach einer gewissen Zeit des erschreckenden Entsetzens fast
als Normalität aufnehmen. Ernsthaft berührt war kaum noch jemand. Zu lange
dauerte schon die Auseinandersetzung. Und der Irak war weit weg. Von Kiel. Von
uns. Und auch von mir, gestand sich Lüder ein. Der Nachrichtensprecher
berichtete von einer Erklärung, die der US -Präsident
abgegeben hatte. Lüder hörte nur mit einem halben Ohr zu. Es gab viele
unterschiedliche Meinungen über die Politik, die die Vereinigten Staaten und
ihr Präsident trieben. Natürlich hatte Lüder auch eine eigene politische
Meinung. Er war schließlich ein mündiger Staatsbürger. Du kannst dankbar sein,
in einem Rechtsstaat mit gefestigter Demokratie zu leben und deinen Kindern ein
Umfeld fern von Gewalt und Drohungen bieten zu können, dachte er. Nicht nur
weil er Polizist und Beamter war, hielt er sich deshalb zurück, wenn sein
Freund Horst mit dem lockeren Mundwerk stets von »Schorsch Sabbeldumm Gestrüpp«
sprach und den Präsidenten der USA meinte.
    Endlich hatten die wackeren Müllwerker ein Einsehen
und bogen mit ihrem schweren Gefährt in eine Seitenstraße ein. Schnell löste
sich der Stau auf, und kurz darauf fuhr Lüder auf das Gelände des
Polizeizentrums Eichhof. Er überquerte den Hof und schloss die Tür zu seinem
Büro auf. Abgestandene Luft empfing ihn. Nachdem er das Fenster geöffnet, sich
mit seinem Rechner angemeldet und einen Kaffee besorgt hatte, warf er
gewohnheitsmäßig einen Blick in die Morgenpresse.
    Vermutlich lag es an der gewohnten Nachrichtenflaute
während der Urlaubszeit, dass Leif Stefan Dittert vom berüchtigten
Boulevardblatt sich erneut in einem polemischen Artikel über die Unfähigkeit
der Polizei ausließ und die gewagte Vermutung äußerte, dass die
Strafverfolgungsbehörden Grund hätten, die Ermittlungen zu verzögern. Zeitungen
dieser Machart gab es rund um den Globus, zumindest dort, wo jeder schreiben
konnte, was er wollte. Auch Halbwahrheiten und Lügen. Die schwedische
Lizenzausgabe dieses Blattes würde vermutlich »Smiere Papiere« heißen, dachte
Lüder. Natürlich ohne »e«, korrigierte er sich selbst: Smire Papire.
    Es klopfte so heftig an der Tür, als wolle jemand sie
einschlagen. Dann stolperte Friedjof in das Zimmer, sah die ausgebreitete
Zeitung und lachte.
    »Moin. Wenn das der Steuerzahler

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