Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesküste

Todesküste

Titel: Todesküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
Vom Netzwerk:
Behörde gehören,
berichteten die Teilnehmer von ihren aktuellen Fällen.
    Lüder hatte es bei einer sehr vagen Formulierung
belassen. Auch als Kriminaloberrat Gärtner zu einzelnen Punkten nachfragte,
wich er aus. Gärtner bohrte nicht weiter, weil er aus Erfahrung wusste, dass
Lüder oft mit Sonderaufgaben betraut wurde, die in ihrer Komplexität erst nach
Abschluss in diesem Forum besprochen worden waren.
    »Hat schon mal jemand etwas von der ›Germanischen
Gilde‹ gehört?«, fragte Lüder in die Runde. Die Kollegen schüttelten den Kopf.
Haltermann fragte: »Wer oder was soll das sein?«
    »Ein schmalgeistiger Fantast aus der Nähe Meldorfs
verbreitet ausländerfeindliche Parolen und beruft sich darauf, die Aufträge
dazu von einem Abschnittführer der ›Germanischen Gilde‹ erhalten zu haben.«
    »In dieser Runde sind die meisten Gruppierungen, die
auf diesem Feld aktiv sind oder waren, bekannt«, sagte Haltermann. »Aber von
der ›Germanischen Gilde‹ habe ich noch nie etwas gehört.«
    Dem pflichteten die anderen Teilnehmer bei. Das deckte
sich auch mit Lüders Einschätzung. Der einfältige Merseburger war
instrumentalisiert worden, von wem auch immer. Und außer den unschönen
Bagatellvergehen, für die der Wirrkopf verantwortlich war, schien sich diese
Vereinigung bisher an keiner anderen Stelle gezeigt zu haben. Welchen Zweck man
mit den unbedeutenden Nadelstichen verfolgte, vermochte Lüder allerdings nicht
zu erkennen.
    »Vielen Dank. Bis zum nächsten Mal zur gewohnten
Zeit«, schloss der Kriminaldirektor die Dienstbesprechung. Mit leisem Gemurmel
löste sich die Runde auf.
    Von seinem Büro aus rief Lüder seinen Freund Horst
Schönberg an. Der schlitzohrige Lebenskünstler betrieb in Kiel-Wik eine
Werbeagentur.
    »Nein!«, begrüßte ihn Horst mit Entschiedenheit in der
Stimme. »Ich tu nichts für dich. Und wenn du mir drei Mal zu erklären
versuchst, warum wir damit Deutschland, ach, was sage ich, die ganze Welt
retten werden.«
    »Moin erst einmal. Was ist das für eine Begrüßung?«
    »Ich kenne dich schon länger«, erwiderte Horst.
    »Du kennst aber nicht nur mich, sondern Gott und die
Welt. Ich suche jemanden, der sich bei den US -Streitkräften
auskennt.«
    »Was?«, kam es ungläubig über die Leitung zurück.
»Willst du umsatteln?«
    »Ich habe ein Versetzungsangebot bekommen. Du hast
sicher gehört, dass so etwas bei Beamten vorkommt. Man hat mir das Amt des US -Präsidenten angeboten. Und bevor ich
zusage, möchte ich mich ein wenig über die Mitarbeiter informieren.«
    Horst lachte. »Unter der Voraussetzung, dass ich die PR -Arbeit übernehmen darf, höre ich mich
ein wenig um.«
    »Kommt nicht infrage. Dann würden nur noch weibliche
Journalisten Informationen erhalten.«
    »Und das auch nur gegen Gebot. Hast du einen
bestimmten Armee-Verband im Auge?«
    »Speziell die 173. Luftlandeeinheit.«
    »Ich höre mich um«, versprach Horst.
    Die Zwischenzeit nutzte Lüder, um hinter den bisher
unbeantworteten Anfragen, die er in Sachen Munition gestartet hatte,
herzutelefonieren. Es war ein mühseliges Unterfangen. Beim Bundesamt für
Verfassungsschutz in Köln war angeblich keine Anfrage eingegangen. Der
Bundesnachrichtendienst in Pullach erklärte, sich aus grundsätzlichen
Erwägungen nicht äußern zu wollen, während das Bundeskriminalamt in Wiesbaden
versicherte, noch mit dem Prüfen der Anfrage beschäftigt zu sein. Lüder hatte
den Eindruck, dass sich diese Behörden aus unerklärlichem Grund einigelten und
ihnen an einer Unterstützung der Kieler Polizei nicht gelegen war. Offen blieb,
ob es Eifersüchteleien oder andere Gründe waren, die die Nachrichtendienste
dazu bewogen, Lüders Frage nicht zu beantworten. Aber ohne Unterstützung der
Staatsanwaltschaft konnte er diese Einrichtungen nicht zur Auskunft zwingen. In
der Welt der Geheimdienste, wenn man diesen Begriff großzügig anwandte, glaubte
man oftmals, mit anderen Methoden arbeiten zu können oder zu müssen als die
stringent nach den Vorschriften der bestehenden Rechtsordnung operierende
Polizei. Da war es ein kleiner Lichtblick, dass sich Horst Schönberg meldete.
    »Professor Meister von der
Christian-Albrechts-Universität ist dein Mann. Der Bursche ist eine Koryphäe.
Aber sieh dich vor. Der Kerl säuft wie ein Loch. Hast du was zum Schreiben? Ich
geb dir mal die Durchwahl.«
    Der Universitätslehrer nahm gleich nach dem ersten
Klingeln ab. »Horst hat Ihren Anruf angedroht«, sagte er. »Klar versuche ich

Weitere Kostenlose Bücher